bis Abends spät, daß ihm der Schweiß von der Stirne lief und sang dabei den ganzen, lieben, langen Tag das artige
6 Liedchen, welches der Colonel so gut konnt, und darum nannte man ihn so unter sich den Karl Rikke-tikke-tak. Er war stets fröhlich, witzig in all seinen Reden und es kam nie ein Wort aus seinem Mund, welches nicht hätte lachen machen. Auch war in ganz Westmal keine seel so sehr von aller Welt geliebt, als der lustige Schmied. Er war schon ein paar Jahre getraut, hatte aber noch keine Kinder; da meinte er endlich, doch noch Vater zu werden. Nun kannt seine Freude keine Grenzen mehr, das Rikke-tikke-tak hörte den ganzen Tag nicht auf, und hier und da kamen die Leut in Angst, der Karl möchte von sinnen kommen, denn vor lauter Freud war weder Halten noch Binden an ihm. Da kam denn auch zuletzt der Tag und er wurd Vater, aber ach Armer! seine gute Frau stand nit mehr auf. Sie liegt auf'm Kirchhof begraben, da wo das eisern Kreuzchen steht. Von dem Augenblick an war Karl nicht mehr derselbe, wie vorher; er ließ den Hammer neben dem Amboß unangerührt liegen, zündete kein zweimal in der Woch sein Feuer an und begann zu trinken, als hätt er sich umbringen wollen. All seine Liedchen waren vergessen und er führte ein so schlecht Leben, daß er ein Scandal für's ganze Dorf wurde. Wenn er dann betrunken nach Haus kam, dann ging er zu Werk wie ein Rasender, doch die Magd, welche bei ihm wohnte und das Kind pflegte, die wußt ein gut Mittel, ihn zur Ruh zu bringen. Sie gab ihm sein Töchterchen auf den Schooß, und wie trunken Karl auch war, wenn er sein Kind sah, dann war's, als wenn ein Zauber über ihn gekommen wär. Dann lachte er so fröhlich wie zuvor, setzte das Mädchen auf seine Knie, spielte Pferdchenreiten mit ihm und sang das alte Liedchen Rikke-tikke-tak. Daß der Karl je ein ganz schlechter Mann war, glaub ich nicht; ein jeder wußt genugsam, daß der Tod seiner Frau die Ursach von seinem Verdruß und seiner Trunkenschaft war, denn jedesmal, wenn er über den Kirchhof und an dem eisernen Kreuz vorbei mußt, und wär er so trunken gewesen, daß er nicht auf seinen Beinen stehen konnt, dann liefen ihm die hellen Thränen aus den Augen, daß Jedermann es sehen konnt. Darum hatte man auch groß Mitleid mit ihm, und die Nachbarn versorgten das Kind mit Allem, ohne daß er's wußt. Das Leben dauerte drei Jahr, da wurde Karl plötzlich krank und mußte zu Bette liegen, und das ziemlich lang. Seine Freunde hatten ihm während der Zeit – und der Pastor nicht weniger – so tapfer zugepredigt, daß er von der Trunksucht ganz genesen schien. Dafür hatte er sich ein ander Ding in den Kopf gesetzt. Er wollte das Dorf verlassen, wo das Grab seiner Frau ihm zu oft in die Augen fiel, und ohne einer Menschenseel zu sagen, wohin er wollt, geht er und verkauft seine Schmiede, wie sie weht und dreht, an meinen Vater, Gott hab ihn selig, nahm auf einen frühen Morgen sein Kind mit sich über die Haide und blieb weg, ohne daß man seitdem, weder von ihm noch von seinem Kinde mehr was gehört hätte.«