Eine Stimme aus dem Grabe. Hendrik Conscience. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hendrik Conscience
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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seiner Anwesenheit in Tessenderloo an diesem Abend überzeugen.

      »Aber morgen dann, Montag ?«

      Dem also verlockten Jüngling entfuhr das Versprechen, daß er morgen nach dem Schluß der Schule, ohne Jemanden Etwas davon zu sagen, nach Meerhout gehen wolle, nur um sie noch einmal zu sehen.

      Sie nahm sein Versprechen mit großer Freude auf und fügte hinzu, daß sie fortan nur an ihn denken würde; denn, wie es komme, wisse sie nicht, aber sie fühlte eine unbegreifliche Zuneigung zu ihm, vielleicht weil seine schönen rothen Haare ihr so sehr gefielen.

      Hierauf gab sie zum Abschied dem jungen Mann einen Händedruck so innig und so warm, daß Nikolaus davon freudig durchschauert wurde, und mit einem strahlenden Lächeln der Bewunderung und des Glücks ihr lange und bewegungslos nachstarrte, als ob er in eine Bildsäule verwandelt wäre.

      Dies Alles überdachte nun der bezauberte Hilfslehrer bis in die kleinsten Einzelheiten, bis er endlich, nachdem sein Anzug ganz vollendet war, noch einen Blick in den Spiegel warf und dann das einzige Fensterchen der Kammer weit aufmachte, während er leise zu sich sagte:

      »Man kann nicht wissen wie es geht; der Mensch muß klug und vorsichtig sein in dieser Welt. Wenn ich vielleicht etwas spät heimkehrte, könnte ich hier hereinkommen, ohne daß der Schulmeister es bemerkte. Jetzt nach Meerhout! Ach, Magdalena, Magdalena!«

      Doch plötzlich wurde, ohne vorheriges Anklopfen, die Thür geöffnet und es erschien ein Schulknabe, welcher zu ihm sagte:

      »Herr Nikolaus, der Herr Pastor wünscht Euch zu sprechen; Ihr möchtet doch sofort zu ihm kommen.«

      Das war ein Donnerschlag! Der arme Hilfslehrer stand ganz vernichtet; unzufrieden brummte er:

      »Es ist schon gut, geh, sag! dem Herrn Pastor, ich würde gleich da sein.«

      Als der Knabe sich entfernt hatte, schlug Nikolaus sich ärgerlich mit der flachen Hand vor die Stirn und sann nach, was das zu bedeuten haben könne. Vielleicht würde der Pastor ihm nur die Anweisungen für den morgigen Kirchendienst ertheilen und ihn gleich nachher wieder frei lassen. Aber in seinem Sonntagsanzuge durfte er vor dem alten Herrn nicht erscheinen; war es doch Montag heute, und in der Woche zieht man nicht sein Bestes an, ohne zu wissen weßhalb. Der Pastor würde gleich merken, was in der Luft lag.

      Nikolaus beeilte sich daher, seinen ganzen Putz wieder abzulegen, seinen Schulrock anzuziehen und eine verschlissene alte Mütze aufzusetzen; ja er verwirrte absichtlich sein Haar und fuhr selbst mit der Hand über ein Gefach seines kleinen Büchergestells, um etwas Staub ans Gesicht und Händen zu gewinnen.

      Getrost und mit leichten Herzen begab er sich nun zur Pfarrei, und begrüßte freundlich die alte Haushälterin Catharina, die ihm die Thür öffnete; diese aber, da er kaum noch in den Flur getreten war, setzte beide Hände in die Seite, sah verächtlich aus ihn herab und fuhr ihn dann höhnisch an:

      »Pfui, es ist eine Schande! Noch so jung und läuft schon den Mädchen nach, und schlechten Mädchen obendrein, der Milchbart! Sinkt Ihr nicht in den Boden vor Scham? Nehmt Euch jetzt nur zusammen, es wird auf Eurem Thurm schön läuten, der Herr Pastor ist ganz außer sich vor Aerger.«

      O weh, o weh, welch’ unerwarteter Blitzstrahl! Sein Gang zur Kirmeß fing gut an!

      Da stand er nun, die zitternde Hand am Thürschloß, schweigend und ohne den Muth einzutreten oder sich nur zu rühren. Aber die Alte öffnete die Thür für ihn, schob ihn zur Stube hinein und schloß dann wieder mit großem Geräusch.

      Der alte Herr, der am Tische saß, sah anfangs mit strengem Blick den Hilfslehrer an; da er aber bemerkte, wie der arme Mensch an allen Gliedern zittertet, und wie er den Kopf hängen ließ gleich einem Verbrecher, der sein Urtheil erwartet, wurde der Verdruß des Priesters durch sein Gefühl des Mitleidens vertrieben. Er sagte in einem Ton beinah väterlicher Güte:

      »Treten Sie näher Nikolaus, und seien Sie aufrichtig. Wenn Sie auch gefehlt haben und sich zum Bösen verleiten ließen, – es gibt Verzeihung für Jeden, der seine Schuld gesteht und Reue fühlt. Außerdem kenne ich Sie schon zu lange, und kann nicht ohne Weiteres glauben, was mir da eben als wahr erzählt wird. – Haben Sie wirklich, bei der Brücke auf dem Meerhouter Wege, eine Zusammenkunft gehabt mit einem Mädchen, welches . . .?«

      »Nein, o nein,« seufzte der Unterlehrer, »das ist Verläumdung!l Ich wußte von nichts, ich stand und sah in’s Wasser, als sie vorüberging!«

      »Und Sie hatten sie früher nie gesehn?«

      »Einmal, nur einmal, Herr Pastor; es war bei dem letzten Preisschießen mit der Armbrust; sie war mit ihrem Onkel nach Tessenderloo gekommen, da habe ich sie gesehn.«

      »Ach, dann haben Sie damals schon eine Unterhaltung mit ihr gehabt?«

      »Nein, das nicht, glauben Sie mir, Herr Pastor; sie hat mich zwar bei meinem Namen angerufen und gegrüßt ich aber bin weiter gegangen ohne Etwas zu sagen.«

      »Und seit jenem Tage hatten Sie sie nicht mehr gesehn?«

      »Nur aus der Ferne!«

      »Sprechen Sie die Wahrheit, Nikolaus?«

      »Die reine Wahrheit, ehrwürdiger Herr.«

      »Gott sei gelobt, dann wird es so schlimm nicht sein. – Gestern sind Sie aber länger als eine halbe Stunde in ihrer Gesellschaft geblieben und haben mit ihr gesprochen. Nun lassen Sie einmal hören, was sagte sie da ?«

      Nikolaus begann zu stottern, während die Schamröthe seine Stirn färbte; das abgeforderte Bekenntniß saß ihm in der Kehle und drohte ihn zu ersticken.

      Der Pastor, durch dieses Zagen und Stottern argwöhnisch gemacht, fragte streng:

      »Sie weigern sich also, mir hierauf zu antworten?«

      »Nein, nein, aber ich bin verwirrt, ich mag nicht . . «

      »Nun reden Sie nur, ich befehle es Ihnen, ich horche.«

      »Sie sagte, sie sprach. . . wie alle andern Menschen auch,« stammelte Nikolaus.

      »Aber wovon denn?«

      »Von dem schönen Wetter, von der Kirmeß; und sie beklagte sich, daß die Leute unverdient so böse über sie sprächen . . .«

      »Und sagte Sie Ihnen nicht gewisse Dinge, die Ihrer Eigenliebe schmeichelte sollten ?«

      »Meiner Eigenliebe, Herr Pastor?«

      »Ja, ich meine Dinge, die Ihnen angenehm in den Ohren klangen?«

      »Ich mag es nicht aussprechen, ehrwürdiger Herr, es lautet so sonderbar, Sie werden mich auslachen . . .«

      »Nur heraus damit, Sie sind eine ehrliche Seele, reden Sie nur frisch von der Leber weg,« murmelte der alte Herr, auf dessen Gemüth die Einfalt des Hilfslehrers eine beruhigende Wirkung übte.

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