La San Felice Band 6. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
Die Wahrheit ist mir stets lieb. Ich gehöre zur Schule des Philosophen von Genf und mein Wahlspruch ist: Vitam impendere vero. Doch, ich will lieber nicht Latein sprechen; Sie möchten mich nicht verstehen.«

      »Waren Sie während der Nacht vom 22. zum 23. December in den Ruinen des Palastes der Anna Caraffa? Antworten Sie: Ja oder Nein!« rief Vanni wüthend.

      »Was zum Teufel hätte ich dort zu suchen gehabt? Erinnern Sie sich denn nicht mehr des Unwetters, welches in der Nacht vom 22. zum 23. December tobte?«

      »Dann will ich Ihnen sagen, was Sie dort thun wollten. Sie wollten sich verschwören.«

      »Ach lieber gar! Wenn es regnet, verschwöre ich mich niemals. Schon bei schönem Wetter ist dies etwas Langweiliges.«

      »Haben Sie an jenem Abend Jemanden Ihren Ueberrock geliehen?«

      »Wie könnte ich so einfältig sein, in einer solchen Nacht, wo es in Strömen goß, meinen Ueberrock zu verborgen? Selbst wenn ich deren zwei gehabt, hätte ich sie lieber einen über den andern gezogen.«

      »Kennen Sie diese Pistolen?«

      »Wenn ich sie kennte, so würde ich sagen, man habe sie mir gestohlen, und da Ihre Polizei sehr schlecht eingerichtet ist, so würden Sie den Dieb nicht ausfindig machen, was für Ihre Polizei sehr demüthigend wäre. Nun aber will ich Niemanden demüthigen und deshalb sage ich: Ich kenne diese Pistolen nicht.«

      »Dieselben sind aber doch mit dem Buchstaben N bezeichnet.«

      »Nun, bin ich denn in ganz Neapel der einzige Mensch, dessen Name mit einem N anfängt?«

      »Kennen Sie diesen Brief?«

      Und Vanni zeigte dem Gefangenen den Brief der Marquise von San Clemente.

      »Ich bitte um Verzeihung, Herr Marquis, dann müßte ich diesen Brief erst genauer sehen.«

      »Treten Sie näher.«

      Nicolino sah die beiden Soldaten, welche rechts und links neben ihm standen, nach einander an.

      »Ė permesso?« fragte er.

      Die beiden Soldaten traten auf die Seite, Nicolino näherte sich dem Tisch, ergriff den Brief und betrachtete ihn.

      »Aber pfui! wie können Sie einen Mann von Ehre fragen, ob er einen Brief von Damenhand kennt? O, Herr Marquis!«

      Mit diesen Worten hielt er den Brief ganz ruhig an einen der Armleuchter und verbrannte ihn.

      Wüthend sprang Vanni auf.

      »Was machen Sie da!« rief er.

      »Nun, sehen Sie es denn nicht? Ich verbrenne diesen Brief. – Briefe, die von Frauen geschrieben worden, muß man stets verbrennen, sonst könnten die armen Wesen ja leicht compromittiert werden.«

      »Soldaten!« schrie Vanni.

      »Bemüht Euch nicht,« sagte Nicolino, indem er Vanni die Asche des verbrannten Papieres ins Gesicht blies, »es ist geschehen.«

      Und dann setzte er sich ruhig wieder auf seinen Schemel.

      »Es ist gut,« sagte Vanni. »Wer zuletzt lacht, lacht am besten.«

      »Ich habe weder zuerst noch zuletzt gelacht, Herr Marquis,« entgegnete Nicolino in stolzem Tone. »Ich rede und handle als ehrlicher Mann, das ist Alles.«

      Vanni stieß eine Art Gebrüll aus, aber er war mit seinen Fragen noch nicht zu Ende, denn er schien sich gewaltsam zu fassen, obschon er seine Tabatière in der rechten Hand wüthend schüttelte.

      »Sie sind der Neffe von Francesco Caracciolo, nicht wahr?« hob Vanni wieder an.

      »Ich habe diese Ehre, Herr Marquis,« antwortete Nicolino, indem er sich verneigte.

      »Sehen sie ihn oft?«

      »So oft als ich kann.«

      »Sie wissen wohl, daß er von schlechten Grundsätzen angesteckt ist?«

      »Ich weiß blos, daß er der ehrlichste Mann in Neapel und der treueste Unterthan des Königs ist, selbst Sie nicht ausgenommen, Herr Marquis.«

      »Haben Sie gehört, daß er mit den Republikanern zu thun gehabt habe?«

      »Ja, in Toulon, wo er sich so rühmlich gegen sie geschlagen, daß er den verschiedenen Treffen, die er ihnen geliefert, seinen Admiralsrang verdankt.«

      »Wohlan,« sagte Vanni, als ob er einen plötzlichen Entschluß faßte, »ich sehe schon, daß Sie nicht sprechen wollen.«

      »Wie? Sie finden, daß ich nicht genug spreche? Ich spreche ja beinahe ganz allein.«

      »Ich meine, daß wir auf gütlichem Wege kein Geständniß von Ihnen erlangen werden.«

      »Auf dem Wege der Gewalt aber auch nicht, das sage ich Ihnen im Voraus.«

      »Nicolino Caracciolo, Sie wissen nicht, bis wie weit sich meine richterliche Gewalt erstrecken kann.«

      »Bis wie weit sich die Tyrannei eines Königs erstrecken kann, weiß ich allerdings nicht.«

      »Nicolino Caracciolo, ich erkläre Ihnen hiermit, daß ich mich genöthigt sehen werde, die Tortur gegen Sie in Anwendung zu bringen.«

      »Thun Sie das, Herr Marquis, thun Sie das. Es wird dann jedenfalls die Zeit vertreiben helfen. Man langweilt sich im Gefängniß ohnehin so sehr.«

      Und indem Nicolino Caracciolo dies sagte, dehnte er die Arme und gähnte.

      »Meister Donato,« rief der Fiscalprocurator aufgebracht, »zeigt dem Angeklagten die Folterkammer.«

      Meister Donato zog an einer Schnur und die Vorhänge öffneten sich.

      Nicolino sah nun den Henker, seine beiden Gehilfen und die furchtbaren Marterwerkzeuge, von welchen er umgeben war.

      »Ah,« rief Nicolino, der sich fest vornahm, vor nichts zurückzubeben. »Das ist eine Sammlung, die sehr interessant zu sein scheint. Kann man sie vielleicht etwas näher betrachten?«

      »Sie werden sogleich Gelegenheit haben, sie nur allzu nahe zu betrachten, unglücklicher verstockter Sünder, und sich dann darüber beklagen.«

      »Sie irren sich, Herr Marquis,« antwortete Nicolino, indem er ein schönes edles Haupt schüttelte. »Ich beklage mich niemals, ich begnüge mich damit, daß ich verachte.«

      »Donato! Donato!« rief der Fiscalprocurator, »ergreift den Angeklagten!«

      Das Gitter drehte sich in seinen Angeln, so daß das Verhörzimmer mit der Folterkammer in Verbindung gesetzt ward, und Donato kam auf den Gefangenen zu.

      «Ihr seid wohl Fremdenführer?« fragte der junge Mann.

      »Ich bin der Henker,« antwortete Meister Donato.

      »Herr Marquis von Vanni,« sagte Nicolino, indem er ein wenig bleich ward, aber mit lachendem Munde und ohne einen anderen Beweis von Gemüthsbewegung zu geben, »stellen Sie mich diesem Herrn vor. Den Regeln der englischen Etikette gemäß würde er weder das Recht haben mit mir zu sprechen, noch mich anzurühren, wenn ich ihm nicht vorgestellt werde. Sie wissen, daß wir seit der Einführung der Frau Gesandtin von England bei Hofe unter englischen Gesetzen leben.«

      »Auf die Folter! auf die Folter!« heulte Vanni.

      »Herr Marquis,« sagte Nicolino, »ich glaube, Sie berauben sich durch Ihre Uebereilung eines großen Vergnügens.«

      »Welches?« fragte Vanni keuchend.

      »Des Vergnügens, mir selbst den Gebrauch einer jeden dieser sinnreichen Maschinen zu erklären. Wer weiß, ob diese Erklärung nicht hinreicht, das zu besiegen, was Sie meine Verstocktheit nennen.«

      »Du hast Recht, obschon dies für Dich ein Mittel ist, die Stunde, welche Du fürchtest, hinauszuschieben.«

      »Ist es Ihnen lieber, wenn sofort ans Werk gegangen wird?« sagte Nicolino, indem er Vanni fest anschaute. »Was mich betrifft, so ist es mir ganz gleich.«

      Vanni schlug die Augen nieder.

      »Nein,« antwortete er, »es soll von mir nicht gesagt