Ingénue. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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mein lieber Bertin! Doch ich sage Ihnen vorher, Sie werden mit Ihrer schönen Catilie kaum dort sein, so haben Sie die Freunde, die Sie in Frankreich zurücklassen, vergessen.«

      »Oho! Mein lieber Evariste, wie täuschen Sie sich!

      En amitié fidéle, encor plus qu'en amour.

      Tout ce qu'aima mon coeur, il l'aima plus d'un jour.8

      »Wird nicht überdies, mein großer Dichter, Ihr Ruf da sein, um zu machen, daß ich an Sie denke? Wäre ich so unglücklich, Sie zu vergessen, haben nicht Ihre Elegien Flügel, wie die Schwalben und die Amoretten, und der Name einer anderen Eleonore wird mich dort schauern machen wie ein Echo von diesem schönen Paris, welches mich so gut aufgenommen, und das ich dennoch mit so großer Freude verlasse!«

      »Es ist also beschlossen, mein Freund, Sie reisen ab?«

      »Oh! so fest beschlossen, als nur etwas beschlossen sein kann . . . Hören Sie, mein Abschied ist schon vollendet:

      Oui, c'en est fait, j'abandonne Paris;

      Qu'un peuple aimable, y couronnant sa téte,

      Change l'année en un long jour de féte:

      Pour moi, je pars! Où sont mes matelots?

      Venez, montez et sillonez les flots;

      Au doux Zéphyr abandonnez la voile,

      Et de Vénus interrogez l'etoile.9

      »Ah! Sie wissen wohl, an wen Sie Ihr Gebet richten, mein lieber Bertin!« sagte eine dritte Stimme, sich ins Gespräch mischend; »Venus ist Ihre Jungfrau Maria!«

      »Ah! Sie da, mein lieber Florian!« riefen gleichzeitig die zwei Freunde, indem sie auch zugleich ihre Hände ausstreckten, welche Florian in den seinigen drückte.

      Dann fügte Parny rasch bei:

      »Empfangen Sie meinen Glückwunsch zu Ihrem Eintritte in die Academie, mein Lieber.«

      »Und mein Compliment zu Ihrem reizenden Hirtengedichte Estelle,« sagte Bertin.

      »Bei meiner Treue!« fuhr Parny fort, »Sie haben Recht, daß Sie auf Ihre Hammel zurückkommen: wir brauchen Ihre Hirtenwelt, damit sie uns die Welt von Wölfen, in der wir leben, vergessen macht; sehen Sie, Bertin verläßt sie auch.«

      »Ah! es war also kein poetischer Abschied, der Abschied, den Sie so eben von uns nahmen, mein lieber Kapitän?«

      »Nein, in der That, es war ein wirklicher Abschied.«

      »Und errathen Sie, nach welchem Antipoden er abreist? Nach St. Domingo, nach der Königin der Antillen. Er wird Kaffeepflanzer, Zuckerraffinirer, während wir . . . Gott weiß, ob man uns nur wird Kohl pflanzen lassen. Aber was schauen Sie denn so?«

      »Ei! bei Gott! wenn ich mich nicht täusche, ist er es!« rief Florian.

      »Wer, er?«

      »Oh! meine Herren,« sprach der neue Academiker, »kommen Sie doch mit mir, ich habe ihm ein paar Worte zu sagen.«

      »Wem?«

      »Rivarol.«

      »Gut! ein Streit!«

      »Warum nicht?«

      »Ah! Sie sind also immer noch Raufer?«

      »Oh! ich habe seit drei Jahren keinen Degen angerührt.«

      »Und Sie wollen sich die Hand wieder gelenk machen?«

      »Dürfte ich eintretenden Falles auf Sie zählen?«

      »Bei Gott!«

      Die drei jungen Leute gingen in der That zum Verfasser des Petit Almanach de nos Grands hommes, wovon eben eine zweite Ausgabe erschienen war, welche noch mehr Lärm gemacht hatte, als die erste.

      Rivarol saß oder lag vielmehr auf zwei Stühlen, den Rücken an einen Kastanienbaum angelehnt und dem Anscheine nach nicht sehend, was um ihn her vorging; nur von Zeit zu Zeit warf er nach rechts und nach links einen von jenen Blicken, worin die Flamme des ausgezeichneten französischen Witzes knisterte, der je existirt hat.

      Sodann, nach diesem Blicke, der ein Factum einregistrirte oder eine Idee angab, näherte er seine zwei Hände einander und schrieb auf die Tabletten, die er in der einen hielt, ein paar Worte mit dem Bleistifte, das er in der andern hatte.

      Er sah die drei Spaziergänger heranschreiten, doch, obgleich er sich denken konnte, sie kommen zu ihm, gab er sich den Anschein, als schenkte er ihnen keine Aufmerksamkeit, und fing wieder an zu schreiben.

      Plötzlich warf sich indessen ein Schatten auf sein Papier: es war der der drei Freunde. Rivarol sah sich genöthigt, den Kopf zu erheben.

      Florian grüßte ihn mit der größten Höflichkeit; Parny und Bertin verbeugten sich leicht.

      Rivarol richtete sich auf seinem Stuhle auf, ohne seine Lage zu verändern.

      »Verzeihen Sie, mein Herr, wenn ich Sie in Ihren Betrachtungen störe!« sagte Florian zu ihm; »doch ich habe eine kleine Reclamation an Sie zu machen.«

      »An mich, Herr Edelmann?« versetzte Rivarol mit seiner spöttischen Miene. »Wäre es wegen des Herrn von Panthiévre, Ihres Meisters?«

      »Nein, mein Herr, es betrifft mich selbst.«

      »Sprechen Sie.«

      »Sie hatten mir die Ehre erwiesen, meinen Namen in der ersten Ausgabe von Ihrem Kleinen Almanach unserer großen Männer aufzuführen.«

      »Das ist wahr, mein Herr.«

      »Wäre es unbescheiden, Sie zu fragen, mein Herr, warum Sie meinen Namen in der zweiten Ausgabe, welche so eben erschienen ist, herausgenommen haben?«

      »Weil Sie zwischen der ersten und der zweiten Ausgabe das Unglück gehabt haben, zum Mitgliede der Academie ernannt zu werden, und weil, so dunkel auch ein Academiker sein mag, er doch nicht das Privilegium der Unbekannten ansprechen kann; Sie wissen aber, Herr von Florian, unser Werk ist ein philanthropisches Werk, und Ihr Platz ist reclamirt worden.«

      »Von wem?«

      »Von drei Personen, welche, ich muß es in Demuth gestehen, auf dieses Glück noch mehr Rechte hatten, als Sie.«

      »Und wer sind diese drei Personen?«

      »Drei reizende Dichter, welche der Erste ein Akrostichon, der Zweite ein Distichon und der Dritte einen Refrain gemacht haben. . . Was das Lied betrifft, – es wird uns unaufhörlich versprochen, doch da der Refrain gemacht ist, so können wir warten.«

      »Und wer sind diese drei ausgezeichneten Männer?«

      »Die Herren Grouber von Groubental, Fenouillot de Falbaire von Quingey und Thomas Minau von Lamistringue.«

      »Wenn ich Ihnen aber Jemand empfehlen würde, Herr von Rivarol?«

      »Ich müßte Sie zu meinem Bedauern zurückweisen, Herr von Florian: ich habe meine Armen.«

      »Derjenige, welchen ich Ihnen empfehle, hat nur einen Viervers gemacht.«

      »Das ist viel!«

      »Soll ich Ihnen denselben recitiren, Herr von Rivarol?«

      »Gewiß, Herr von Florian, recitiren Sie! . . . Sie sprechen so gut!«

      »Nicht wahr, ich habe nicht nöthig, Ihnen zu sagen, an wen er gerichtet ist?«

      »Ich werde mein Möglichstes thun, um es zu errathen . . .«

      »Also! . . .«

      »Ich höre.«

      Ci-gît Azor, chéri de ma Syvie;

      Il eut même penchant que vous, monsieur Damon:

      A mordre il a passê sa vie;

      Il est mort d'un coup de bâton.10

      »Ah! Herr von Florian,«


<p>8</p>

In der treuen Freundschaft mehr noch als in der Liebe liebte mein Herz Alles, was es liebte, mehr als einen Tag.

<p>9</p>

Ja, es ist entschieden, ich verlasse Paris; hier sein Haupt bekränzend, verwandle ein liebenswürdig .Volk das Jahr in einen langen Festtag; ich reise ab! Wo sind meine Matrosen? Kommt, besteigt das Schiff und durchfurcht die Wogen; dem sanften Zephyr überlaßt das Segel und befragt den Stern von Venus!

<p>10</p>

Hier liegt Azor, geliebt von meiner Sylvie;

er hatte denselben Hang wie Sie, Herr Damon:

er hat sein Leben mit dem Beißen zugebracht;

an einem Stockstreiche ist er gestorben!