Am 18. Juni, Abends 8 Uhr, kam er auf dem Schlachtfelde von Waterloo an. Am 14. Juli zog er in Paris ein.
Den 18. December 1815 kehrten Karl Sand und sein Bruder nach Wunsiedel zurück, zur großen Freude ihrer Familie. Er brachte bei ihr das Weihnachtsfest und das Neujahr zu, aber der Eifer für seinen neuen Beruf ließ ihn dort nicht lange verweilen und am 7. Januar traf er in Erlangen ein.
Damals beschloß er, um die verlorne Zeit nachzuholen, sein tägliches Leben festen und gleichmäßigen Regeln zu unterwerfen und jeden Abend, was er von Früh an gethan, aufzuschreiben. Mit Hilfe dieses Tagebuches können wir dem jungen Schwärmer folgen, nicht allein in allen Handlungen seines Lebens, sondern auch in allen Gedanken seiner Seele und allen Bedenklichkeiten seines Gewissens. Er ist darin ganz er selbst, einfach bis zur Kindlichkeit, begeistert bis zur Thorheit, gutmüthig gegen Andere bis zur Schwäche, streng gegen sich selbst bis in’s Ascetische. Großen Kummer machten ihm die Kosten, welche seine Erziehung den Eltern verursachte, und jedes unnütze und kostspielige Vergnügen erregte in seinem Herzen Gewissensbisse.
So schrieb er am 9. Februar 1816:
»Ich wollte Verwandte besuchen, kam aber in das Commershaus. Hier war ich recht vergnügt; es brach endlich der unterhaltende, spaßhafte Streit zwischen K—st—r, Th—a und Andern über Wunsiedel mit mir aus. Dies dauerte bis 11 Uhr. Jetzt aber fing N—e und Th—a mich zu keilen an, ich sollte und mußte noch mit in’s Weinhaus; ich weigerte mich so viel ich konnte; endlich aber, da es heraus kam, als wollte ich ihnen nicht den Gefallen thun, ihnen zulieb einen Schoppen Wein mit zu trinken und sie es übel nahmen, mußte ich nachgeben. Allein leider blieb es nicht bei einem Schoppen, weil N—e, der sich Launen vertreiben wollte, während ich noch die Hälfte meines Weins hatte, eine Flasche Champagner zum Besten geben wollte. Als diese ausgestochen, ließ Th—a auch eine bringen, und für mich, wenn ich es gleich selbst nicht verlangte, ward auch eine gebracht. Ich bekam einen Brand, mußte mich übergeben, kam aber dennoch glücklich nach Hause, schlief auf dem Sopha eine Stunde und legte mich dann erst ins Bett. Und so war dies der der gebrandmarkte Tag, an dem ich an meine theuren karglebenden Eltern nicht lebhaft genug dachte und mich durch Solche, die Geld genug hatten, so weit bringen ließ, eine Ausgabe von 4½ Fl. zu machen, die gänzlich m unnöthig, ja schädlich war. Verzeihe, Allgnädigster, verzeihe, und nimm das Gelübde, ich will so etwas nicht mehr thun, will jetzt täglich etwas karger leben, um die großen Nachwehen dieser Ausgabe für meine Kasse wieder zu heilen.«
Dann, zu derselben Zeit, wo sich der arme junge Mann gleichsam ein Verbrechen daraus macht, daß er vier Gulden verthan, stirbt eine von seinen Muhmen, die bereits Wittwe, und hinterläßt drei elternlose Waisen. Sogleich eilt er dahin, den armen Kleinen den ersten Trost zu gewähren, bittet seine Mutter, sich des Jüngsten anzunehmen und, ganz erfreut über ihre Antwort, dankt er ihr also:
»Für die innige Freude, die Sie mir durch Ihren Brief und durch den lieben Ton, in dem Sie mir in die Seele sprachen, gewährten, sage ich Ihnen den gebührendsten Dank. Wie ich hoffen und überzeugt sein konnte, so nahmen Sie sich des kleinen Julius, so sehr es auch neue Anstrengungen erheischt, an. Dies erfüllt mich aufs Neue mit dankbarer Rührung, zumal da ich im überzeugenden Vertrauen auf Ihre hilfreiche Menschenliebe dem guten Bäschen, um sie thätig zu trösten, halb und halb so etwas schon eröffnet hatte.« Gegen den März hin fühlte Sand, ohne krank zu werden, ein Uebelbefinden, welches ihn zwang, die Bäder zu besuchen; seine Mutter befand sich gerade damals auf dem Kupferhammer von Redwitz, drei oder vier Stunden von Wunsiedel, wo die Bäder waren. Sand richtete sich auf dem Hammer mit seiner Mutter ein und trotz seines Wunsches, seine Arbeiten nicht zu unterbrechen, störten die Badekur, die Einladungen zum Mittagsessen, selbst die Spaziergänge, welche seine Gesundheit erheischte, die Regelmäßigkeit seines gewöhnlichen Lebens und machten ihm Gewissensbisse. Auch findet man folgende Zeilen in seinem Tagebuche vom 13. April: »Das Leben ohne einen höhern Zweck ist öde und leer. Dies «war der Fall auch heute bei dem meinigen. Ich aß sehr viel gute Sachen, Bäckereien und aß fast beständig ein Wenig; so geschah es denn, daß ich, so oft ich mich über meine Arbeiten machte, Nichts zu Stande bringen konnte. Voller Grillen und faden Wesens ging ich Abends in Gesellschaft und ging auch so, wieder heraus.«
Bei seinen Ausflügen bediente sich Sand eines kleinen Fuchses, der seinem Bruder gehörte und den er sehr liebte. Dieses Pferdchen war mit vieler Mühe gekauft worden, denn, wie gesagt, die ganze Familie war arm. Folgende Bemerkung, die sich auf dieses Thier bezieht, wird eine Vorstellung geben von der edlen Herzenseinfalt Sands.
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