Eine Liebe im Schnee . Sophie Love. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sophie Love
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Die Liebe auf Reisen
Жанр произведения: Современные любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9781640294639
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Keira es sich in ihrem Flugzeugsitz so bequem wie möglich und schlief bald darauf ein.

      Sie träumte, dass sie am Rande eines Kliffes stand und auf den Ozean hinausblickte, der dunkelblau und ruhig vor ihr lag. Durch die Wellen konnte sie eine Gruppe von Delfinen sehen, die hochsprangen und dann immer wieder untertauchten. Sie schaute ihnen mit Faszination zu, wie sie in seltsamen Formationen aus dem Wasser sprangen. Es sah fast so aus, als würden sie tanzen oder eine synchronisierte Aufführung für sie abliefern. Fast so, als würden sie versuchen, sie zu beeindrucken.

      Plötzlich bemerkte Keira etwas Eigenartiges an den Delfinen, an ihren Gesichtern. Sogar aus der Entfernung konnte sie ihre seltsamerweise menschlichen Züge sehen und die verschiedenen Farben ihrer Augen. Einer hatte die gleichen stählernen blauen Augen wie Shane und sein schiefes, freches Lächeln dazu. Ein anderer hatte tiefbraune, Schokoladen-farbige Augen mit einem weichen Ausdruck, der sie an Cristiano erinnerte. Und noch ein anderer hatte einen verlorenen Ausdruck mit einem Anflug von Trauer und Bedauern in seinen Augen. Zachary.

      Sobald sie diese Verbindungen erkannt hatte, wandelte sich ihr würdevoller Tanz in etwas Neues. Es war nicht länger eine koordinierte synchrone Aufführung, sondern etwas Aggressives. Ein Schauspiel von Männlichkeit. Der Cristiano Delfin rammte mit seinem Kopf den Zachary Delfin und brach ihm die Nase oder Schnauze oder wie auch immer das an einem Delfin genannt wurde. Der Zachary Delfin wehrte sich, indem er seinen Schwanz gegen Cristiano und Shane schlug. Shane schlug mit den Flossen und stand auf seiner Schwanzspitze, fast so, als wäre all dies nur ein großer Witz. Dann stürzten sie sich aufeinander und begannen sich gegenseitig in Stücke zu reißen, während sie schockiert zusah, wie sich der Ozean vor ihren Augen blutrot färbte.

      Sie versuchte zu rufen: „Stopp! Es ist kein Wettbewerb!“ Aber der Wind trug ihre Stimme fort.

      Dann kam eine neue Gefahr in ihr Sichtfeld. Mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegte sich ein riesiger Wal durch die Wellen und schwamm auf die streitenden Delfine zu. Sie wusste nicht, wer der Wal war, ein Fremder, aber er bewegte sich zielgerichtet und mit Entschlossenheit. Ihre Delfin-Ex-Freunde waren so sehr damit beschäftigt sich gegenseitig anzugreifen, dass sie nicht merkten, wie der Wal sich ihnen näherte, bis er bereits über ihnen war. Mit einem riesigen Mundvoll fraß der Wal alle drei Delfine auf. Dann verschwand er unter den Wellen, man sah nur einen Wirbel im Wasser, als er abtauchte und nichts zurückließ als blutrot gefärbtes Wasser, das bezeugte, was hier geschehen war.

      Keira wachte verwirrt auf. Sie schwitzte und ihr Nacken hatte sich in einer schmerzhaften Position verkrampft. Sie rieb sich den Hals, gewöhnte sich langsam an die Helligkeit der Flugzeugkabine und an die Geräusche um sie herum; raschelnde Chipstüten, das aufgeregte Geschnatter der Reisenden, das Geräusch der kraftvollen Motoren. Endlich kam sie zu sich und musste plötzlich lachen.

      Was für ein seltsamer Traum das gewesen war! Ihre Ex Freunde einfach so in Delfine zu verwandeln. Aber sie wunderte sich auch, wer wohl der Wal war. Nicht etwa ein neuer Freund versicherte sie sich selbst. Das war definitiv nicht der Plan, überhaupt nicht. Sie entschied sich, dass der Wal für ihre Karriere stehen würde, in der Art, wie sie die Arbeit an erste Stelle stellen würde und alle Sorgen über ihre Ex Freunde vergessen würde, damit sie in ihrer Karriere erfolgreich sein konnte. Es gab dieses Mal keine Liebesaffäre am Horizont. Zumindest war das der Plan...

      KAPITEL SIEBEN

      Keira landete in Berlin, Deutschland—von wo aus sie einen Bustransfer nach Warnemünde nehmen würde, der Ort, von dem das Kreuzfahrtschiff ein paar Stunden später ablegen würde. Sie war noch nicht ganz über den witzigen seltsamen Traum hinweggekommen, den sie im Flugzeug gehabt hatte und es strengte sie etwas an, sich auf die reale Welt um sich herum zu konzentrieren.

      Sie manövrierte ihren Weg durch den Flughafen Berlin Tegel, holte ihren Koffer ab und folgte dann den Zeichen, von denen sie hoffte, sie würden sie zum Ausgang führen. Es fühlte sich gut an, dieses Mal allein unterwegs zu sein. Kein Reiseführer, der sie umher führte oder der ihr irgendwelche Verantwortungen abnahm. Dieses Mal war es nur sie selbst und sie fühlte sich stark dafür.

      Sie fand ihren Weg aus dem Flughafen und ging hinüber zum Taxistand. Der Fahrer war etwa Mitte Fünfzig mit grauen Haaren und einem sehr ernsten Blick. Aber seine Art war wesentlich freundlicher, als seine ernsthafte Erscheinung es vermuten ließ. Sie erzählte ihm, dass sie zum Busbahnhof fahren wollte, um von dort aus ihren Bus nach Warnemünde zu nehmen.

      „Gehen Sie auf die skandinavische Kreuzfahrt?“, fragte er in perfektem Englisch und nur dem kleinsten Hauch eines Akzentes.

      „Ja, das ist richtig.“ Keira strahlte. „Ich bin so aufgeregt.“

      „Eines Tages würde ich auch gerne eine Kreuzfahrt machen“, sagte er. „Aber es ist ein bisschen zu teuer für einen Taxifahrer. Was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?“

      „Oh, ich bin Autorin“, erzählte Keira. „Die Kreuzfahrt wird von der Firma bezahlt.“

      „Sie haben aber Glück“, sagte er. „Was schreiben Sie denn?“

      „Reiseberichte. Na ja, eine Art Reisebericht. Sie sind ein bisschen ein Mix. Reisen und Romantik.“

      Von der Rückbank konnte sie im Rückspiegel sehen, wie er eine Augenbraue hochzog.

      „Reisen und Romantik?“

      „Ich weiß, es klingt seltsam. Aber es ist mehr wie persönliche Berichte über die Länder und meine Erfahrungen in ihnen, das Ausgehen, neue Dinge ausprobieren, neue Männer treffen. Es ist ein bisschen Mischmasch, aber ich habe langsam ein paar treue Fans.“

      „Komische Frage“, sagte er, „Sie schreiben nicht etwa für dieses Magazin mit dem lateinisch klingenden Namen, oder? Viadukt oder so ähnlich?“

      „Viatorum“, sagte sie ein weinig überrascht, dass er von ihrer in New York City publizierten Arbeit, so weit entfernt wie Deutschland gehört hatte. Aber ja, es wurde ja auch online veröffentlicht und man konnte den Inhalt von überall auf der Welt online herunterladen. „Haben Sie davon gehört?“

      „Meine Frau liebt es“, sagte er mit einem Anflug von Frustration. „Sie sind die Frau auf dem Titelblatt, nicht wahr? Ich erkenne Ihr Gesicht jetzt.“

      Das Titelblatt. Mit Cristiano. Keira stöhnte. Sie wusste bereits, als das Bild aufgenommen wurde, dass es sie eines Tages verfolgen würde, aber sie hatte Nina und Elliot machen lassen, was sie wollten. Sie bedauerte es jetzt.

      „Ja, das bin ich“, sagte sie und duckte sich abwehrend.

      „Es ist Ihre Schuld, dass ich mit ihr zu ihrem Geburtstag nach Paris fahren muss“, sagte er heiter, was in starkem Kontrast zu seinem ernsthaften Gesicht stand. „Fantastisch, als Nächstes wird sie eine Kreuzfahrt wollen. Sie treiben mich in den finanziellen Ruin.“

      „Das tut mir leid“, murmelte Keira.

      Sie starrte aus dem Fenster, um die Aufmerksamkeit ein wenig von der irgendwie eigenartigen Unterhaltung abzulenken und lieber auf die neue, fremde Stadt zu lenken, die sie dort draußen sehen konnte.

      Berlin war umwerfend. Keira hatte gehört, wie sich die Stadt wandelte und weiterentwickelte und sich von der schwierigen Geschichte lossagte, aber sie hatte nicht erwartet, eine so lebhafte und künstlerische Stadt zu sehen. Sie erschien jung und weltoffen, so wie beispielsweise die ausgefallenen Teile New Yorks.

      Ihr Fahrer musste ihr Starren mitbekommen haben, denn er sagte: „Wir fahren gleich an einem Stück der ehemaligen Berliner Mauer vorbei.“

      Keira war sich nicht sicher gewesen, ob sie einen Blick auf die Mauer werfen könnte. Die Mauer, die in der Vergangenheit den Osten und Westen der Stadt geteilt hatte, die Familien auseinandergerissen hatte und die die Stadt durch politische Zugehörigkeiten gespalten hatte. Sie bekam eine Gänsehaut, als die Mauer in Sichtweite kam, ein bröckelndes Überbleibsel von dem, was das deutsche Volk mit seinen eigenen Händen niedergerissen