Der Traum Der Sterblichen . Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Ring der Zauberei
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781632911674
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Wesen, die ihnen das Leben gerettet hatten.

      Gwendolyn schloss wieder die Augen und legte ihren Kopf auf dem harten Holzpodest ab, denn ihr Kopf fühlte sich unglaublich schwer an. Krohn rollte sich neben ihr zusammen und legte den Kopf auf ihren Arm. Alles war angenehm still hier oben, nichts war zu hören außer dem Rauschen des Windes und dem Quietschen der Seile. Sie war so lange und so weit gereist, und sie fragte sich, wann es endlich enden würde. Bald würden sie oben ankommen und sie betete nur, dass die Ritter, wer auch immer sie waren, so gastfreundlich waren, wie diese Nomaden aus der Wüste.

      Mit jedem Ruck fühlten sich die Sonnen stärker an, heißer, und es gab nichts, was Schatten spendete. Gwendolyn hatte das Gefühl zu verbrennen, als ob sie direkt ins Zentrum der Sonne gezogen wurde.

      Als sie einen letzten harten Ruck spürte, öffnete sie die Augen wieder und bemerkte, dass sie wieder eingeschlafen war. Sie spürte Bewegung, und sah, dass sie behutsam von den Wüstennomaden von der Plattform auf die Zinnen gehoben wurde. Sie fühlte, wie sie langsam auf den Steinboden abgelegt wurde und blinzelte ein paarmal in die Sonne. Sie war zu erschöpft, um ihren Kopf zu heben,  und war sich nicht sicher ob sie wach war oder träumte.

      Sie sah, wie ein Dutzend Krieger auf sie zukamen, die in makellose glänzende Kettenhemden und Brustpanzer gekleidet waren und sich um sie versammelten und sie neugierig ansahen. Gwendolyn konnte nicht verstehen, wie Ritter so weit hier draußen in der Wüste sein konnten, in dieser riesigen Weite mitten im Nichts, wie sie auf diesem riesigen Bergrücken unter der sengenden Sonne Wache stehen konnten. Wie konnten sie hier draußen überleben? Was bewachten sie? Woher hatten sie diese majestätischen Rüstungen? War alles nur ein Traum?

      Selbst im Ring mit seiner althergebrachten erhabenen Tradition gab es keine Rüstungen, die mit denen zu vergleichen waren, die diese Männer trugen. Es waren die komplexesten Rüstungen, die sie je gesehen hatte, aus Silber, Platin und einem dritten Metall geschmiedet, das sie nicht kannte, mit komplizierten Mustern graviert, und Waffen, die ihresgleichen suchten. Diese Männer mussten ausgebildete Krieger sein. Es erinnerte sie an jene Tage als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war und ihren Vater ins Feld begleitet hatte; er hatte ihr die Kriege gezeigt und sie sah sie, wie sie so prachtvoll aufgereiht standen. Gwendolyn hatte sich damals gefragt, wie solche Schönheit existieren konnte, wie das nur möglich war. Vielleicht war sie gestorben und das war ihr persönlicher Himmel.

      Doch sah sie, wie einer vortrat, seinen Helm abnahm und sie mit leuchtend blauen Augen voller Weisheit und Mitgefühl ansah. Er musste um die Dreißig gewesen sein, eindrucksvoll, mit glattrasiertem Schädel und hellblondem Bart. Er musste der verantwortliche Offizier gewesen sein.

      Der Ritter wand seine Aufmerksamkeit den Nomaden zu.

      „Sind sie am Leben“, fragte er.

      Zur Antwort stieß einer der Nomaden Gwendolyn vorsichtig mit seinem Stab an, die sich daraufhin bewegte. Sie wollte schrecklich gerne aufstehen, herausfinden, wer diese Leute waren – doch sie war zu erschöpft und ihr Mund war zu trocken um zu antworten.

      „Unglaublich“, sagte ein anderer Ritter, der mit klirrenden Sporen neben den ersten getreten war. Immer mehr folgten ihm und umringten Gwendolyn und ihre Freunde.

      „Vollkommen unmöglich“, sagte ein anderer.  „Wie konnten sie in der Großen Wüste überleben?“

      „Das konnten sie nicht“, sagte ein anderer. „Das müssen Deserteure sein. Sie müssen das Joch irgendwie verlassen haben. Dann haben sie sich in der Wüste verlaufen und die Entscheidung getroffen, zurückzukommen.“

      Gwendolyn versuchte zu antworten, wollte ihnen erklären, was geschehen war, doch sie war zu erschöpft, auch nur ein Wort herauszubringen.

      Nach einer kurzen Stille meldete sich ihr Anführer wieder zu Wort. „Nein“, sagte er überzeugt. „Schaut euch ihre Rüstungen an“, sagte er und stieß Kendrick mit seinem Fuß an. „Das sind nicht unsere, doch auch nicht die des Empire.“

      Die anderen Ritter betrachteten sie erstaunt.

      „Wo kommen sie dann her?“, fragte einer ratlos.

      „Und woher haben sie gewusst, wo sie uns finden konnten?“, fragte ein andere.

      Der Anführer wandte sich den Nomaden zu.

      „Wo habt ihr sie gefunden?“, fragte er.

      Die Nomaden quietschten eine Antwort, und Gwendolyn sah, wie sich die Augen des Mannes weiteten.

      „Auf der anderen Seite der Sandwand?“, fragte er. „Bist du sicher?“

      Der Nomade quietschte seine Antwort.

      Der Kommandant wandte sich seinen Leuten zu.

      „Ich glaube nicht, dass sie wussten, dass wir hier sind. Ich glaube, dass sie Glück hatten – die Nomaden haben sie im Sand gefunden und haben sie hierher gebracht um eine Belohnung zu kassieren, weil sie geglaubt hatten, dass sie zu uns gehören.“

      Die Ritter sahen einander an, und es war klar, dass sie so etwas noch nie zuvor erlebt hatten.

      „Wir können sie nicht aufnehmen“, sagte einer. „Du kennst die Regeln. Du lässt sie herein, und wir hinterlassen eine Spur. Keine Spuren. Auf  gar keinen Fall. Wir müssen sie zurück in die Große Wüste schicken.“

      Eine lange Stille folgte, die nur vom Rauschen des Windes unterbrochen wurde, und Gwendolyn spürte, dass sie überlegten, was sie mit ihnen tun sollten. Sie konnte nicht sagen, wie lange es dauerte. Sie wollte sich protestierend aufsetzen, ihnen sagen, dass sie sie nicht wieder fortschicken konnten, das konnten sie einfach nicht tun! Nicht nach allem, was sie durchgemacht hatten.

      „Wenn wir das täten, sagte ihr Anführer, würde das ihren Tot bedeuten. Unsere Ehre verlangt, dass wie den hilflosen helfen.“

      „Und doch, könnten wir alle sterben“, sagte einer der Ritter, „wenn wir sie aufnehmen. Das Empire wird ihrer Spur folgen. Sie werden unser Versteck finden. Wir würden alle unsere Leute gefährden. Ist es dir nicht lieber, wenn ein paar Fremde sterben, als alle unsere Leute?“

      Gwendolyn konnte sehen, wie der Anführer nachdachte, hin und hergerissen von der schweren Entscheidung, die er treffen musste. Sie verstand, wie es sich anfühlte, solche harten Entscheidungen zu treffen. Doch sie war zu schwach, konnte nicht mehr als sich der Barmherzigkeit dieser Leute ergeben.

      „Das mag sein“, sagte der Anführer schließlich mit einer gewissen Resignation in der Stimme, „doch wir können diese unschuldigen Menschen nicht sterben lassen. Sie kommen mit uns.“

      Er wandte sich seinen Männern zu.

      „Bringt sie hinunter auf die andere Seite“, befahl er mit fester, autoritärer Stimme. „Wir bringen sie zum König, und er soll die Entscheidung selbst treffen.“

      Die Männer folgten seinem Befehl und bereiteten eine Plattform auf der anderen Seite für den Abstieg vor. Doch einer der Männer starrte den Anführer unsicher an.

      „Du verletzt das Gesetz des Königs“, sagte der Ritter. „Keine Außenseiter im Joch. Niemals.“

      Der Anführer starrte ihn stur an.

      „Kein Außenseiter hat je unsere Tore erreicht“, antwortete er.

      „Der König kann dich dafür einsperren“, sagte der Ritter.

      Doch der Anführer schwankte nicht.

      „Dieses Risiko bin ich gerne bereit einzugehen.“

      „Für Wildfremde? Wertlose Wüstenleute?“, fragte der Ritter überrascht. „Wer weiß schon, wer diese Leute sind.“

      „Jedes Leben ist wertvoll“, gab der Anführer zurück. „Und meine Ehre ist mehr wert als tausend Leben im Kerker.“

      Der Anführer nickte seinen  Männern zu, die ihn erwartungsvoll ansahen, und plötzlich spürte Gwen die kühle Rüstung des Kriegers, der sie hochhob an ihrem Rücken. Er hob sie mühelos hoch, als wäre sie eine Feder und trug sie, während seine Kameraden die anderen trugen. Gwendolyn sah, dass sie über eine Ebene aus Stein gingen, die vielleicht hundert Meter breit war. Sie gingen immer weiter, und sie fühlte