Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.. Томас Бабингтон Маколей. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Томас Бабингтон Маколей
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: История
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londoner Kaufleute, waren Themata für viele heftige Reden. Grund zu Unwillen war in der That vorhanden. Eine strenge Untersuchung, von Wilhelm persönlich im Schatzamte geleitet, hatte so eben die Thatsache constatirt, daß ein großer Theil des Salzes, mit welchem das der Flotte gelieferte Fleisch eingepökelt worden, zufällig mit Gallus, wie er zur Tintenfabrikation gebraucht wird, vermischt gewesen war. Die Lieferanten schoben die Schuld auf die Ratten und behaupteten, daß die so gewürzten Speisen allerdings unangenehm schmeckten, der Gesundheit aber nicht nachtheilig seien.8 Die Gemeinen waren jedoch nicht in der Stimmung, um solche Entschuldigungen gelten zu lassen. Mehrere Personen, welche an dem gegen die Regierung verübten Betruge und an dem Vergiften der Seeleute Theil genommen, wurden durch den Sergeanten ins Gefängniß abgeführt.9 Dem Hauptsünder Torrington aber wurde ein Tadelsvotum zuerkannt, und es scheint nicht, daß nur eine einzige Stimme sich gegen ihn erhob. Er hatte unter beiden Parteien Freunde, besaß viele populäre Eigenschaften, und selbst seine Fehler waren keine solchen, welche öffentlichen Haß erwecken. Das Volk verzieh es einem tapferen und treuherzigen Seemanne gern, daß er seine Flasche, seine Zechgenossen und seine Maitressen zu sehr liebte, und bedachte nicht hinreichend, wie groß die Gefahren eines Landes sein mußten, dessen Wohl und Wehe von einem in sorglose Trägheit versunkenen, durch den Wein abgestumpften, durch Ausschweifungen entnervten, durch Verschwendung ruinirten und durch Schmarotzer und Buhlerinnen beherrschten Manne abhing.

      Untersuchung wegen der Führung des irländischen Kriegs

      Die Leiden der Armee in Irland riefen laute Aeußerungen der Theilnahme und des Unwillens hervor. Die Gemeinen ließen der Energie und Umsicht, womit Schomberg den schwierigsten aller Feldzüge geleitet hatte, Gerechtigkeit widerfahren. Daß er nicht mehr erreicht, wurde hauptsächlich den Schurkereien des Kriegscommissariats Schuld gegeben. Die Epidemie, sagte man, würde kein großes Unglück gewesen sein, wenn sie nicht durch die Schlechtigkeit der Menschen verschlimmert worden wäre. Die Krankheit habe in der Regel Diejenigen verschont, welche mit warmer Kleidung und Betten versehen gewesen, habe aber Die, welche leicht gekleidet gewesen und auf dem feuchten Erdboden geschlafen, zu Tausenden hingerafft. Ungeheure Summen seien aus dem Schatze gezogen worden und doch sei der Sold der Truppen in Rückstand. Der Staat habe Hunderte von Pferden, viele Tausend Paar Schuhe angeschafft, und doch sei die Bagage wegen Mangel an Zugvieh zurückgelassen worden und die Soldaten seien barfuß durch den Schlamm gewatet. Siebzehnhundert Pfund Sterling seien der Regierung für Arzeneien angerechnet, und doch habe es in dem mit Kranken angefüllten Lager an den einfachsten Medicamenten gefehlt, die jede Apotheke in dem kleinsten Marktflecken führe. Drohende Stimmen erhoben sich gegen Shale. Es wurde dem Throne eine Adresse überreicht, welche verlangte, daß er nach England geschickt und seine Rechnungen und Papiere mit Beschlag belegt werden sollten. Der König sagte dies bereitwilligst zu, die whiggistische Majorität aber war nicht zufriedengestellt. Von wem war Shales für einen so wichtigen Posten wie der des Generalcommissars empfohlen worden? Er war in den schlimmsten Zeiten ein Günstling des Hofes und ein eifriger Vertheidiger der Indulgenzerklärung gewesen. Warum hatte man dieser Creatur Jakob’s die Verproviantirung der Armee Wilhelm’s anvertraut? Einige von Denen, welche gern alle Tories und Trimmers aus dem Staatsdienste vertreiben wollten, schlugen vor, Se. Majestät zu fragen, auf wessen Rath ein das Vertrauen des Königs so wenig verdienender Mann angestellt worden sei. Die gemäßigteren und einsichtsvolleren Whigs wiesen darauf hin, wie taktlos und unhöflich es sein würde, den König zu befragen und ihn in die Nothwendigkeit zu versetzen, entweder seine Minister anzuklagen oder sich mit den Vertretern seines Volks zu veruneinigen. „Rathen Sie Se. Majestät, wenn Sie wollen,” sagte Somers, „daß er Denen, welche ihm diese unglückliche Wahl empfohlen, sein Vertrauen entziehe. Wird dieser Rath so gegeben, wie wir ihn wahrscheinlich geben würden, das heißt einstimmig, so muß derselbe großes Gewicht bei ihm haben. Aber legen Sie ihm nicht eine Frage vor, die kein Privatmann gern beantworten würde, zwingen Sie ihn nicht, zur Wahrung seines persönlichen Ansehens die Männer in Schutz zu nehmen, die Sie beseitigt zu sehen wünschen.” Nach einem zweitägigen harten Kampfe und mehreren Abstimmungen wurde die Adresse mit hundertfünfundneunzig Stimmen gegen hundertsechsundvierzig angenommen.10 Wie vorauszusehen war, weigerte sich der König, zum Angeber zu werden und das Haus drang nicht weiter in ihn.11 Auf eine andre Adresse, welche darum ansuchte, daß eine Commission abgesandt werden möchte, um die Lage der Dinge in Irland zu untersuchen, gab Wilhelm hingegen eine sehr gnädige Antwort und bat die Gemeinen, selbst die Mitglieder der Commission zu ernennen. Um dem Könige an Artigkeit nicht nachzustehen, lehnten die Gemeinen dies ab und stellten es der Weisheit Sr. Majestät anheim, die geeignetsten Personen auszuwählen.12

      Walker’s Empfang in England

      Inmitten der heftigen Debatten über den irländischen Krieg erregte ein erfreulicher Zwischenfall auf einen Augenblick gute Laune und Einmüthigkeit. Walker war in London angekommen und daselbst mit grenzenloser Begeisterung empfangen worden. Sein Portrait prangte in jedem Bilderladen, Neuigkeitsbriefe, in denen seine Persönlichkeit und seine Haltung beschrieben waren, wurden in jeden Winkel des Reichs gesandt, Flugblätter, die ihn in Prosa und in Versen priesen, wurden in jeder Straße ausgeboten. Die Gilden London’s veranstalteten ihm zu Ehren glänzende Festmähler in ihren Hallen, das Volk drängte sich danach ihn zu sehen wo er sich blicken ließ, und erdrückte ihn fast mit unsanften Liebkosungen. Beide Universitäten verliehen ihm den Grad eines Doctors der Theologie. Einige von seinen Bewunderern riethen ihm, sich in der Uniform im Palaste vorzustellen, in welcher er die mehrmaligen Ausfälle seiner Mitbürger commandirt hatte. Doch mit richtigerem Takt als er zuweilen an den Tag gelegt, erschien er in Hampton Court in dem friedlichen Kleide seines Standes, wurde sehr gut aufgenommen und mit einer Anweisung auf fünftausend Pfund beschenkt. „Und glauben Sie nicht, Herr Doctor,” sagte Wilhelm mit liebenswürdiger Freundlichkeit zu ihm, „daß diese Summe eine Bezahlung für Ihre Dienste sein soll. Ich versichere Ihnen, daß ich Ihre Ansprüche an mich keineswegs als im geringsten vermindert betrachte.”13

      Doch inmitten des allgemeinen Beifalls ließ sich auch die Stimme der Verleumdung hören. Die Vertheidiger Londonderry’s waren Leute von zwei verschiedenen Nationen und Religionen gewesen. Während der Belagerung hatte der Haß gegen die Irländer alle Sachsen und der Haß gegen den Papismus alle Protestanten zusammengehalten. Als aber die Gefahr vorüber war, begannen Engländer und Schotten, Episkopalen und Presbyterianer über die Vertheilung des Lobes und der Belohnungen zu mäkeln. Die Dissentergeistlichen, welche Walker in der Stunde der Gefahr kräftig unterstützt hatten, beklagten sich darüber, daß er in den von ihm veröffentlichten Bericht über die Belagerung zwar anerkannt, daß sie gute Dienste geleistet, aber unterlassen habe, ihre Namen zu nennen. Die Klage war begründet und würde auch wahrscheinlich einen merklichen Eindruck auf die öffentliche Meinung gemacht haben, wäre sie in einer Sprache erhoben worden, wie sie sich für Christen und Gentlemen ziemte. Aber Walker’s Ankläger setzten in ihrem Grolle Wahrheitsliebe und Schicklichkeit aus den Augen, bedienten sich unanständiger Ausdrücke, brachten verleumderische Beschuldigungen vor, welche siegreich widerlegt wurden, und verscherzten sich so den Vortheil wieder, den sie gehabt hatten. Walker vertheidigte sich mit Mäßigung und Freimüthigkeit. Seine Freunde stritten tapfer für ihn und übten nachdrückliche Wiedervergeltung gegen seine Angreifer. In Edinburg mag die öffentliche Meinung gegen ihn gewesen sein; in London aber scheint der Streit seinen Ruf nur gehoben zu haben. Er wurde als ein anglikanischer Geistlicher von großen Verdiensten betrachtet, der, nachdem er seine Religion gegen ein Heer papistischer Rapparees heldenmüthig vertheidigt, von einem Haufen schottischer Covenanters gemißhandelt wurde.14

      Er überreichte den Gemeinen eine Petition, welche die traurige Lage schilderte, in der sich die Wittwen und Waisen einiger während der Belagerung gefallenen tapferen Männer jetzt befanden. Die Gemeinen erkannten ihm auf der Stelle ein Dankvotum zu und beschlossen eine Adresse an den König, worin er ersucht wurde, zehntausend Pfund unter die Familien vertheilen zu lassen, deren Leiden so ergreifend geschildert waren. Am folgenden Tage verbreitete sich unter der Versammlung das Gerücht, Walker sei im Vorzimmer.


<p>8</p>

Treasury Minute Book, Nov. 3. 1689.

<p>9</p>

Commons’ Journals und Grey’s Debates, Nov. 13. 14. 18. 19. 23. 28. 1689.

<p>10</p>

Commons’ Journals und Grey’s Debates, Nov. 26. 27. 1689.

<p>11</p>

Commons’ Journals, Nov. 28., Dec. 2. 1689.

<p>12</p>

Commons’ Journals und Grey’s Debates, Nov. 30., Dec. 2. 1689.

<p>13</p>

London Gazette, Sept. 2. 1689.; Observations upon Mr. Walker’s Account of the Siege of Londonderry, licensed Oct. 4. 1689; Narcissus Luttrell’s Diary; Mr. J. Mackenzie’s Narrative a False Libel, a Defence of Mr. G. Walker written by his Friend in his Absence, 1690.

<p>14</p>

Walker’s True Account, 1689; An Apology for the Failures charged on the True Account, 1689; Reflections on the Apology, 1689; A Vindication of the True Account by Walker, 1689; Mackenzie’s Narrative, 1690; Mr. Mackenzie’s Narrative a False Libel, 1690; Dr. Walker’s Invisible Champion foyled by Mackenzie, 1690; Welwood’s Mercurius Reformatus, Dec. 4. 11. 1689. Der oxforder Herausgeber von Burnet’s Geschichte äußert sein Erstaunen über das Stillschweigen, das der Bischof in Bezug auf Walker beobachtet. In dem Burnet’schen Manuscript, Harl. 6584. befindet sich eine warme Lobrede auf Walker. Warum diese nicht in der Geschichte vorkommt, vermag ich nicht zu sagen.