Der Sternsteinhof. Ludwig Anzengruber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ludwig Anzengruber
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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nix beleidigen. Ich weiß ja, geg‘n eine, die bei mehr Mannleuten Anwert find‘t, da red‘t der Neid aus euch, bei denen sich der eine einzige für‘s Leben ewig nit einstell‘n will! Überhaupt versteh‘ ich nit, wie du da so aufbegehr‘n magst! Dir kann ja recht sein, wenn ich mich mit‘m Muckerl entzwei, vielleicht wirst du dann eins mit ihm.«

      »Laß‘ dir sagen,« schrie zornrot Sepherl, »laß‘ dir sagen, du bist‘n gar nit wert, du grauslich‘s Ding, du! Und daß d‘ es weißt, mit dir geh‘ ich auch gar nimmer.« Sie lief etliche Schritte voraus.

      »Geh‘ zum Teuxel, wann d‘ willst! Wer bist denn du, daß ich mir a Gnad‘ aus deiner Freundschaft machen müßt‘?!« Schweigend rannten die beiden auf der Straße dahin, eine voran, die andere hinterher.

      Helene biß sich auf die Lippen. Nach einer Weile rief sie: »Du, Sepherl!«

      »Was gibt‘s?« fragte die Angerufene, ohne stehenzubleiben oder den Kopf zu wenden.

      »Du wirst doch von dem heutigen nix weiter verlauten lassen? Gelt nein?«

      »Wenn ich nit darnach g‘fragt werd‘, nit!« lautete die trockene Antwort.

      Sepherl wurde aber gar bald darnach gefragt, die Entfremdung zwischen ihr und Helenen fiel zuerst der alten Matzner Resl auf, und diese machte das in Erfahrung gebrachte der Kleebinderin zu wissen, welche den Muckerl davon in Kenntnis setzte und am Schlüsse einer sehr eindringlichen Rede fragte: ob er nach allem, was er sich schon habe gefallen lassen, sich auch das noch gefallen lassen wolle. Muckerl erklärte mit aller Entschiedenheit, die ihm zu Gebote stand, daß er das nicht gesonnen sei und die Dirne rechtschaffen zur Rede stellen werde. Er machte sich auch denselben Abend noch auf den Weg nach dem toten Walde; doch als er des Gehölzes ansichtig wurde, stand er von dem Gedanken ab, es zu betreten. Scheute er ein Zusammentreffen mit dem Burschen, oder fürchtete er, bei einer Überraschung vielleicht mehr zu sehen, als ihm lieb sein möchte? Darüber gab er sich keine Rechenschaft, meinte nur, daß er es eigentlich ja doch nur mit der Dirne allein zu tun habe, und setzte sich unweit des Tanns auf einen Geröllhaufen, um die Heimkehrende zu erwarten; als er sie endlich herankommen sah, erhob er sich und ging ihr entgegen. Als er vor ihr stehenblieb, tat sie noch einen Schritt auf ihn zu und stand so hart an ihm, daß er hätte aufblicken müssen, um ihr in die Augen zu sehen, aber er hob den Kopf nicht und sagte leise:

      »Ich hätt‘ mit dir z‘reden.«

      »So red‘!«

      »Ich weiß, wo du herkommst.«

      »Das is kein‘ Kunst, es weiß jeder, woher der Weg führt.«

      »Ich mein‘, von wem du herkommst, mit wem du warst, weiß ich.«

      »Nun?«

      »Mit‘m Sternsteinhoferbub‘n treibst d‘ dich da herum.«

      »Was weiter?«

      »Das brauch‘ ich mir nit g‘fallen z‘lassen!«

      »Wann d‘ dich überhaupt d‘rum z‘bekümmern hätt‘st, freilich nit!«

      »Was sagst du?« fragte, durch die kurzen Reden der Dirne erregt, der kleine Bursche mit erhobener Stimme. »Was sagst du? Ich hätt‘ mich da d‘rum nit zu bekümmern? Ich mich nit? Mußt ich nit dasteh‘n, wie aus‘n Wolken g‘fall‘n, wie d‘Mutter davon z‘reden ang‘hob‘n hat?!«

      »So, dein‘ Mutter hetzt dich also geg‘n mich auf? Gut, daß ich‘s weiß.«

      »Sag‘ du nur nix geg‘n mein‘ Mutter, damit kommst du nit auf; mein‘ Mutter is ein Ehrenweib —«

      »Mag sie zehnmal ein Ehrenweib sein,« schrie jetzt Helene, »deßtwegen bin doch ich auch noch keine schlechte Dirn‘! Kein einzig‘s find‘ mer auf im ganzen Ort, das mir a Schlechtigkeit nachsagen kann!«

      »So? Und zeigt das von einer Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit und Bravheit, wenn du mit ein‘m andern gehst?«

      »Wann ich ging – ich sag wann – so ging ich allweil nur mit ein‘m, von ein‘ andern weiß ich nix!«

      »Von ein‘ andern weißt nix? Wer war‘ denn nachher ich, wenn ich nit der eine bin, mit dem d‘ zu geh‘n hast?«

      »Mit dem ich zu geh‘n hab‘? No hörst, Muckerl, jetzt seh‘ ich wohl, du willst eifern, und dazu hast du noch gar kein Recht.«

      »Bin ich nit dein Schatz?«

      »Warst‘s vielleicht, kannst‘s noch sein, oder bist‘s gar niemals g‘wesen. Schatz nennt auch der Fuhrmann d‘Kellnerin vom Wirtshaus, wo er alle heilige Zeit einmal einkehrt. Das Wörtl Schatz wird viel beredt, aber sagt nix.«

      »Und du red‘st jetzt auch nur, weil d‘ nix z‘sagen weißt! Ich hab‘s vom Anfang nit anders g‘meint, als daß du mein Weib werden sollt‘st, und ich dürft‘ nach dein‘m Bezeig‘n wohl auch voraussetzen, daß du dazu ‚n Willen hast; und daß du mein Bewerben gar nit oder anders verstanden hätt‘st, das glaub‘ ich nit, denn vor der Zeit, wo s‘ n‘ ersten Schuh selber an d‘Füß bringt, is jede Dirn so g‘scheit, daß sie sich in denen Sachen auskennt; und wann du meinst, es könnt‘ dir kein einzig‘s im ganzen Ort a Schlechtigkeit nachweisen, so irrst dich! Ein‘m einzigen fragt freilich ‚s ganze Ort wenig nach, und wie d‘Sach‘ zwischen uns zwei‘n steht, so bringt‘s dich just auch nit in‘s G‘schrei; schlecht handelst aber trotzdem gegen mich, wann du mir hinter‘m Rücken mein‘ ehrlich‘ Meinung so übel vergiltst!«

      »Tu‘ jetzt dein Maul zu und d‘Ohren auf, damit ich dir beibring, wie wir eigentlich zueinand‘ stehen. Davon, daß ich dein Weib werden sollt‘, war zwischen uns, wann d‘ dich recht b‘sinnen willst, niemal die Red‘! Präsent‘ hast mir g‘macht, eing‘laden hast mich zu euch h‘nüber, das war alles! Das hast du freiwillig; ich hab dir nix nit abgebettelt und mich euch auch nit aufdrängt. Daß ich ‚s g‘schenkte G‘wand nit z‘ruckg‘wiesen und af gute Bissen an eurem Tisch kein Spott g‘legt hab‘, das kann mir auch nur verübeln, wer mich nit bloß und hungrig hat herumrennen g‘seh‘n. Da d‘raufhin könnt‘ ich mich aber doch nit unfreundlich geg‘n dich bezeigen? Kein Hund knurrt die Hand an, die‘n streichelt und füttert. Ich könnt‘ mir wohl denken, daß dir nit alleinig d‘rum sein würd‘, an mir ein gut‘ Werk z‘tun, aber ich braucht‘s auch nicht anders aufz ‚nehmen, denn bis af‘n heutigen Tag hast du mich ung‘fragt neben dir herlaufen lassen. Reut dich jetzt dein Wegg‘schenkt‘s, so schick‘ ich dir z‘ruck, was ich davon noch im B‘sitz hab‘, aber das Recht räum‘ ich dir nit ein, mit mir z‘eifern und mich z‘Red z‘stellen! So steht die Sach‘ zwischen uns zwei, und damit hab‘n wir ausg‘redt!«

      Muckerl begann sich hinter dem Ohr zu krauen. »Mein G‘schenkt‘s nimm ich nimmer z‘ruck,« stotterte er, »und was ‚es Fragen anlangt, so hab‘ ich‘s nur unterlassen, weil ich g‘meint hab‘, es verstund‘ sich doch alles von selber. Wann d‘ aber g‘fragt sein willst, so könnt‘ ich dös doch gleich hitzt an der Stell‘.«

      »Nach dem, was d‘ heut‘ schon all‘s g‘redt hast, verlang‘ ich mir nix mehr von dir z‘hören. Wann überhaupt, so dürft‘s a ziemliche Weil‘ dauern, bis ich dir das Gered‘te vergiß!«

      »Aber schau‘, Helen‘, – wann ‚s noch bös g‘meint g‘west war‘! – Aber, geh‘ zu – du wirst doch nit so sein?«

      »Eingedenk deiner Gutheit geg‘n mich, will ich dir was sag‘n. Wann dir anständig is, mit mir zu verkehren wie bisher und anders nit, wie ich dir vorhin ausdeut‘ hab‘, so will ich‘s weiter mit dir versuchen und dir dein dumm‘ Aufbegehren verzeih‘n.«

      »Da d‘rauf gib mir d‘Hand!«

      »Da hast‘s.«

      »Gelt ja, es gilt aber auch dafür, daß d‘ ‚s mit kein‘ andern halt‘st?«

      Sie zog die Hand zurück, »‘s kann dir wohl g‘nügen, wenn ich sag‘, daß ich‘s mit kein‘m and‘rerweis halt‘, wie mit dir!«

      »No zürn‘ dich