Winnetou 1. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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gekommen, mit Euch anzubinden?«

      »Habt Ihr das nicht gesehen?«

      »Nein.«

      »Nun, ich schoß die Kuh nieder, und konnte, da mein Pferd im Galoppieren war, es grad erst in dem Augenblick anhalten, als es an diesen Ochsen anrannte. Das nahm er übel und nahm mich aufs Korn. Ich gab ihm zwar schnell die zweite Kugel, die ich in meiner Liddy hatte, sie scheint ihn aber nicht vernünftiger gemacht zu haben, denn er bewies mir eine Zuneigung, welche ich ihm nicht erwidern konnte. Er hat mich so gehetzt, daß es mir unmöglich war, das Gewehr wieder zu laden; ich habe es weggeworfen, weil es mir doch nichts nützte und ich dadurch die Hände zur besseren Leitung des Pferdes frei bekam, wenn ich mich nicht irre. Der arme Gaul hat sein Möglichstes getan, sich aber doch nicht retten können.«

      »Weil Ihr die letzte schnelle, verhängnisvolle Wendung machtet. Ihr hättet einen Bogen reiten sollen; dadurch wäre das Pferd gerettet worden.«

      »Gerettet worden? Ihr sprecht doch wie ein Alter. Das sollte man von einem Greenhorn nicht erwarten.«

      »Pshaw! Greenhorns haben auch ihr Gutes!«

      »Ja, denn wenn Ihr nicht gewesen wäret, so läge ich jetzt ebenso zerstochen und zerfetzt dort wie mein Pferd. Wollen doch einmal hin zu ihm.«

      Wir fanden es in einem traurigen Zustande. Die Eingeweide hingen ihm aus dem aufgeschlitzten Leibe; es schnaubte vor Schmerzen. Sam holte seine weggeworfene Büchse, lud sie und gab ihm den Gnadenschuß. Dann schnallte er ihm die Zügel und den Sattel ab und sagte dabei:

      »Jetzt kann ich mein eigenes Pferd machen und den Sattel auf meinen Rücken nehmen. Das hat man davon, wenn man mit einem Ochsen zusammenrennt.«

      »Ja. Wo werdet Ihr nun ein anderes Pferd herbekommen?« fragte ich.

      »Das ist mein geringster Kummer. Ich fange mir eins, wenn ich mich nicht irre.«

      »Einen Mustang?«

      »Ja. Die Büffel sind da; sie haben ihre Wanderung nach Süden angetreten; da werden sich auch bald die Mustangs sehen lassen; ich kenne das.«

      »Darf ich dabei sein, wenn Ihr Euch einen fangt?«

      »Natürlich. Ihr müßt auch das kennen lernen. Doch kommt jetzt. Wir wollen uns den alten Bullen ansehen. Vielleicht lebt er noch. Solche Methusalems pflegen ein außerordentlich zähes Leben zu haben.«

      Wir gingen hin. Das Tier war tot. Jetzt, da es still dalag, konnte man die kolossalen Formen noch besser mit den Augen messen als vorher. Sam ließ seine Augen zwischen dem Bullen und mir hin und her gehen, zog ein ganz unbeschreibliches Gesicht, schüttelte den Kopf und meinte:

      »Es ist unerklärlich, ganz und gar unerklärlich! Wißt Ihr denn, wo Ihr ihn getroffen habt?«

      »Nun, wo?«

      »Grad an der richtigen Stelle. Es ist ein uralter Kerl, und ich hätte es mir gewiß vorher zehnmal überlegt, ehe ich so verwegen gewesen wäre, mit ihm anzubinden. Wißt Ihr, was Ihr seid, Sir?«

      »Was?«

      »Der leichtsinnigste Mensch, den es gibt.«

      »Oho!«

      »Ja, der leichtsinnigste Mensch, den es auf Erden geben kann.«

      »Leichtsinn ist mein Fehler nie gewesen.«

      »So habt Ihr Euch jetzt mit ihm befreundet. Verstanden! Ich hatte Euch doch befohlen, Eure Hände von den Büffeln zu lassen und in den Büschen stecken zu bleiben. Warum habt Ihr mir nicht gehorcht?«

      »Weiß es selber nicht.«

      »So! Ihr tut etwas, ohne den Grund davon zu kennen. Ist denn das nicht leichtsinnig?«

      »Glaube nicht. Es wird wohl ein triftiger Grund vorhanden gewesen sein.«

      »So müßtet Ihr ihn kennen!«

      »Vielleicht ist‘s der, daß Ihr mir einen Befehl erteilt habt, und ich lasse mir nichts befehlen.«

      »So! Wenn man es gut mit Euch meint und Euch vor einer Gefahr warnt, so seid Ihr nun erst recht so obstinat, Euch in dieselbe zu werfen?«

      »Ich bin nicht nach dem Westen gekommen, um den Gefahren, welche es da gibt, auszuweichen.«

      »Ganz gut. Aber Ihr seid noch ein Greenhorn und habt Euch in acht zu nehmen. Und wenn Ihr mir nicht folgen wolltet, warum habt Ihr Euch da grad an dieses Riesenvieh und nicht an eine Kuh gemacht?«

      »Weil es ritterlicher war.«

      »Ritterlicher! Dieses Greenhorn will den Ritter spielen, wenn ich mich nicht irre, hihihihi!«

      Er lachte, daß er sich den Bauch halten mußte, und fuhr dann, noch immer lachend, fort:

      »Wenn Ihr es Euch wirklich in den Kopf gesetzt habt, als Ritter aufzutreten, so spielt den Ritter Toggenburg, aber keinen andern. Zu einem Bayard oder Roland fehlt Euch das Zeug. Verliebt Euch in eine Büffelkuh und setzt Euch täglich in die Abendsonne, um zu warten,

      »bis die Liebliche sich zeigt

      und ins Tal herniederneigt.«

      Und sogar auch dann könnt Ihr eines Abends als Leiche dasitzen und von den Coyoten und Aasgeiern aufgefressen werden. Wenn ein richtiger Westmann etwas tut, so fragt er nicht, ob es ritterlich, sondern ob es nützlich für ihn ist.«

      »Das ist doch hier der Fall.«

      »Hier? Wie so?«

      »Ich wählte den Büffel, weil er viel, viel mehr Fleisch hat, als eine Kuh.«

      Er sah mir einen Augenblick lang verständnislos in das Gesicht und rief dann aus:

      »Viel mehr Fleisch? Dieser junge Mann hier hat den Bullen des Fleisches wegen geschossen, hihihihi! Ich glaube gar, Ihr habt an meinem Mute gezweifelt, weil ich es nur auf eine Kuh absah?«

      »Das nicht, obgleich ich es für mutiger hielt, sich ein starkes Tier auszuwählen.«

      »Und Bullenfleisch zu essen? Was seid Ihr doch für ein ausnehmend kluger Mensch, Sir! Dieser Bulle hat sicher seine achtzehn bis zwanzig Jahre auf dem Rücken; er besteht aus einem Felle und vielen Knochen und Flechsen und Sehnen. Und das Fleisch, welches er dabei hat, ist nicht mehr Fleisch zu nennen, denn es ist so hart wie gegerbtes Leder, und wenn Ihr es tagelang bratet oder kocht, so könnt Ihr es doch nicht kauen. Jeder erfahrene Westmann zieht eine Kuh dem Ochsen vor, weil ihr Fleisch zarter und saftiger ist. Da seht Ihr nun wieder, was für ein Greenhorn Ihr seid. Ich hatte keine Zeit, auf Euch aufzupassen. Wie hat sich denn Euer leichtsinniger Angriff auf den Büffel abgespielt?«

      Ich erzählte es ihm. Als ich fertig war, maß er mich mit großen Augen, schüttelte abermals den Kopf und forderte mich auf:

      »Geht da hinunter, und holt Euer Pferd! Wir brauchen es, denn es soll das Fleisch tragen, welches wir mitnehmen werden.«

      Ich folgte dieser Aufforderung. Aufrichtig gestanden, fühlte ich mich enttäuscht über sein Verhalten. Er hatte meine Darstellung angehört, ohne dann auch nur ein Wort zu sagen. Ich glaubte aber, eine, wenn auch noch so kleine Anerkennung erwarten zu dürfen. Anstatt dessen sagte er gar nichts, sondern schickte mich fort, mein Pferd zu holen. Ich war ihm trotzdem nicht bös, denn ich bin niemals ein Mensch gewesen, der um des Lobes willen etwas tut.

      Als ich das Pferd brachte, kniete Sam bei der von ihm erlegten Büffelkuh, hatte von dem einen Hinterschenkel kunstgerecht das Fell entfernt und schälte nun die Lende heraus.

      »So,« sagte er; »das gibt für heut abend einen Braten, wie wir lange Zeit keinen gegessen haben. Diese Lende laden wir mit dem Sattel und dem Zaume auf Euer Pferd. Sie ist bloß für mich, Euch, Will und Dick. Wenn die Andern auch etwas haben wollen, so mögen sie hierher reiten und sich die Kuh holen.«

      »Wenn sie nicht inzwischen von Aasvögeln und andern wilden Tieren weggefressen wird.«

      »So? Wie klug Ihr da wieder seid! Es versteht sich ganz von selbst, daß wir sie mit Zweigen bedecken und dann Steine darauf legen. Es müßte schon ein Bär oder ein anderes großes Raubtier sein, das nachher dazu könnte.«

      Ich