Old Surehand II. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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in seine Verhältnisse blicken lassen. Ich glaube daher sehr, daß die Entfernung der Kasse nur ein kleines Arrangement von ihm selbst gewesen ist. Daß ich hier als Arzt etabliert bin, darf dich nicht wundern. Es fragt hier kein Mensch nach dem Diplom, und die Sache ernährt ihren Mann. Also du kommst nach der Stelle?«

      »Ja; aber sag mir, Walker, wie du zu den Mitteln kamst, ein solches Etablissement zu gründen, und warum du nicht deinen richtigen Namen beibehältst!«

      »Hm, die Mittel habe ich mir droben in den Minen geholt, und der Name wurde umgeändert, weil White gelehrter klingt als Walker. Aber um wieder auf die Stelle zu kommen, so sollst du sie haben, vorausgesetzt, daß du mir keine Veranlassung zur Klage giebst. Arbeitest du dich gut ein, so ist es sogar möglich, daß ich dich mir assistiere und vielleicht gar dir die Compagnie antrage.«

      »Hast du Wohnung für mich?«

      »Es wird sich wohl Rat schaffen lassen. Also, schlägst du ein?«

      »Natürlich; topp!«

      »Topp!«

      »Sollst dich nicht über mich zu beklagen haben. Bin auch genugsam herumgeworfen worden, so daß mir nicht viel daran liegt, an die Vergangenheit zu denken.«

      Gromann wurde angestellt und nach und nach in die verschiedenen Geheimnisse der Hospitalverwaltung eingeweiht. Der Doktor war gezwungen gewesen, ihn zu engagieren, beruhigte sich aber bei der Beobachtung, daß sein Assistent selbst solche Vorkommnisse ganz an ihrem Platze fand, die der Oeffentlichkeit vorsichtig entzogen werden mußten.

      White hatte jetzt mehr Muße, und benutzte dieselbe zu häufigen Besuchen bei Sennor Carlos, in dessen Vertrauen er sich mit schlauer Berechnung einzuarbeiten wußte. Der Vater berücksichtigte auch nicht im mindesten, daß der Arzt viel, viel älter war als seine Tochter, und ein Wesen und Auftreten besaß, welches jedermann abstoßen mußte.

      Endlich waren die sechs Monate vergangen, ohne daß Eduard sich sehen ließ. Daß weder eine briefliche Nachricht noch sonst ein Lebenszeichen von ihm gekommen war, hatte Anitta wenig beunruhigt; sie wußte, daß die Postverbindung mit den Minen eine äußerst unvollkommene war und fast in Privathänden ruhte, so daß man auf den richtigen Empfang eines Briefes nie rechnen konnte. Es kam sogar häufig vor, daß Leute, welche die Besorgung von Briefen und Geldsendungen übernommen hatten, entweder unterwegs überfallen, beraubt und totgeschlagen wurden oder auch selber mit den ihnen anvertrauten Geldern ein Schiff suchten und durchgingen.

      Heut aber war der letzte Abend, und Eduard kam noch immer nicht. Das Mädchen wurde von einer fürchterlichen Unruhe hin und her getrieben. Auch dem Doktor ging es so. Bis jetzt noch hatte er alle Chancen für sich, aber sein Nebenbuhler konnte jeden Augenblick noch kommen, und das – das mußte verhütet werden. Er übergab die Patienten dem Assistenten und verließ die Mission.

      Die Kranken konnten mit der Anstellung Gromanns sehr zufrieden sein, der den Hilflosen als ein rettender Engel erschienen war. Dem Doktor gegenüber sich vollständig gehorsam und willenlos zeigend, handelte er hinter dem Rücken desselben ganz nach eigenem Ermessen und hatte die Ueberzeugung, daß ihm mancher Patient, der von White dem Tode geweiht war, das Leben und Eigentum zu verdanken haben werde.« – — —

      Wieder machte der Erzähler eine Pause und sah seine Zuhörer rundum an. Wahrscheinlich erwartete er, ein Lob zu hören, doch blieb dies aus, weil seine Erzählung bisher nicht genug interessant und spannend gewesen war. Da that er einige lange Züge aus seiner Cigarre und sagte:

      »Die Geschichte scheint euch nicht zu gefallen; aber ich sage euch, daß die Hauptsache nun erst kommt.«

      »Und diese Hauptsache ist wohl Old Shatterhand?« fragte einer.

      »Yes! Ihr habt es erraten, Sir. Dieser berühmte weiße Jäger wird sofort auftreten. Ich habe euch gesagt, daß Doktor White die Patienten seinem Assistenten übergeben habe und fortgegangen sei. Die Unruhe ließ ihn nicht bleiben, denn obgleich es bereits der Abend des letzten Tages und die sechsmonatliche Frist bis auf wenige Stunden verstrichen war, konnte sein Nebenbuhler doch noch kommen. Es trieb ihn also von der Mission fort, nach der Stadt und nach dem Bahnhofe, wo er den bald fälligen letzten Abendzug erwarten wollte, der aus den Minen kam.

      Es dauerte auch gar nicht lange, so kam er, und wer stieg aus? Mister Eduard, der sich also doch noch zur rechten Zeit einstellte. Als er schon vor dem Wagen stand, drehte er sich noch einmal um und grüßte hinein, als ob er sich von jemandem verabschiedete; dann schritt er fort. White ging kurz entschlossen sofort auf ihn zu und sagte zu ihm:

      »Wahrhaftig, da kommt Ihr doch noch angefahren! Schon glaubten wir, Ihr würdet die Frist nicht innehalten. Die Hauptsache ist nun, ob Ihr auch glücklich gewesen seid und Gold gefunden habt.«

      »Ich war glücklich, über alles Erwarten glücklich,« lautete die frohe Antwort.

      »Habt Ihr dreitausend Dollars?«

      »Mehr, noch viel mehr!«

      »Das ist kaum zu glauben! Andere arbeiten jahrelang in den Diggins und setzen die Gesundheit und das Leben daran, ohne etwas zu finden; Ihr aber geht nur auf einige Monate hin und kommt gesund und reich zurück! Doch, das ist nun nicht zu ändern, und ich muß zurücktreten. Geht Ihr gleich von hier nach der Mission?«

      »Ja.«

      »Ich auch. Wir gehen also miteinander. Kommt!«

      Sie entfernten sich, ohne daß White auf den Mann achtete, mit welchem Eduard noch zuletzt gesprochen hatte und der inzwischen auch ausgestiegen war. Eduard hatte Sehnsucht, zu Anitta zu kommen und sie von der Sorge zu befreien, die sie wohl gewiß um ihn hatte; darum ging er sehr schnell. So durcheilten sie rasch die Stadt, und als sie dieselbe hinter sich hatten, war es dunkel um sie her. White konnte also, ohne daß sein Begleiter es bemerkte, einen Revolver aus der Tasche ziehen und die Sicherung daran zurückschieben.

      »Also glücklich seid Ihr gewesen?« sagte er. »Wer hätte das gedacht! Nun habe ich freilich das Nachsehen, denn Ihr habt mich aus dem Felde geschlagen. Habt Ihr allein in den Minen gearbeitet, oder hattet Ihr Kollegen?«

      »Allein.«

      »Was? Ihr versteht doch nichts von der Sache! Da ist es freilich ein großes Glück, ein ganz außerordentlicher Zufall, daß Ihr gleich auf eine Stelle geraten seid, wo Ihr einen solchen Fund machtet.«

      »Es war kein Glück und kein Zufall, denn die Stelle wurde mir gezeigt.«

      »Gezeigt? Unmöglich! Es wird niemals einem Digger einfallen, einem andern eine Fundstelle zu verraten.«

      »Der es that, war kein Digger, kein Goldgräber.«

      »Was denn?«

      »Er war ein Roter, ein Indianer.«

      »Wirklich? Dann ist es erst recht verwunderlich. Ja, es giebt Indianer, welche wissen, wo Gold liegt; aber es fällt ihnen nicht ein, dies einem Weißen zu sagen.«

      »Dieser Indianer brauchte kein Gold; er war ein großer und berühmter Häuptling der Apatschen.«

      »Wie hieß er?«

      »Winnetou.«

      »Alle Teufel! Winnetou! Wie seid Ihr denn mit diesem zusammengekommen?«

      »Durch einen weißen Jäger, einen Freund von ihm, mit dem er sich in den Diggins befand.«

      »Wie hieß dieser?«

      »Old Shatterhand.«

      »Ah – — –!«

      Dieser arglose Eduard bemerkte gar nicht, welchen Eindruck diese beiden Namen auf White machten, er fuhr ganz unbefangen fort:

      »Ich traf diesen Old Shatterhand zufällig. Er fragte mich nach meinen Verhältnissen, denn er mochte sehen, daß ich kein Digger bin und nicht in die Minen paßte. Ich erzählte ihm alles aufrichtig und natürlich; auch, daß ich gekommen sei, um mir in sechs Monaten dreitausend Dollars zu erarbeiten. Erst lachte er darüber; dann wurde er ernst und sagte mir, daß er mir einen Mann bringen wolle, der mir wahrscheinlich einen guten Rat geben könne. Am nächsten Tage kam er mit Winnetou, der mich ansah, als ob er mir durch und durch blicken wolle. Dann nickte er Old Shatterhand still zu, und ich mußte mit ihnen