Die Flucht über die Kordilleren. Friedrich Gerstacker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Gerstacker
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
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ein schmales Tal zwischen sich und diesem lassend, hin, ist aber hoch genug, sogar in dieser niedern Breite den Winter hindurch eine gar warme und behagliche Schneedecke zu tragen, während die Kordilleren selber schroff und gewaltig, in riesiger Masse aus dem nämlichen Tal emporsteigen — ein fester, kompakter Körper von Schnee und Eis, auf granitenem Piedestal ruhend. So schroff und steil kommen dabei die einzelnen Bergwasser aus jenen riesigen Höhen herausgestürzt, daß es nur an einzelnen Stellen möglich ist, dem Lauf derselben aufwärts zu folgen, während die übrigen Gebirgsmassen eine feste, unersteigbare Wand bilden, die sich wolkenhoch, Berg auf Berg gehäuft, emportürmt.

      Aber selbst diese wenigen Pässe können nur für eine Strecke weit im Winter mit Maultieren begangen werden; nachher muß der Wanderer, den sein Geschick in diese Wildnis getrieben, die Bahn zu Fuß weitersuchen, und nicht allein der Abgrund dicht unter dem schwankenden Schritt droht Verderben, nein, der geringste losgebröckelte Schnee, der ihn hier träfe, müßte ihn, durch das Gewicht seines Falles, in die Tiefe schmettern, und der Kondor oder der Puma der Gebirge hätte dann ein treffliches Mahl.

      Die beiden Peons kannten hier aber jeden Fußbreit Landes, und dem Tale folgend, das sich in ziemlich gerader Richtung gen Norden zog, erreichten sie gleich am nächsten Tage einen der Pässe, der eigentlich nur im Sommer benutzt wurde, den sie aber doch jetzt ebenfalls hofften, passieren zu können, und hier hatten sie dann kaum eine weitere Verfolgung zu fürchten. Nur zu bald sollten sie aber diese Hoffnung getäuscht finden: ein gewaltiger Schneesturz hatte den schmalen Pfad so überschüttet, daß sie wochenlang gebraucht haben würden, sich hier hindurchzuarbeiten, und wo indessen Provision hernehmen, während ein völliges Schneegebirge jeden weitern Fortschritt hemmte? Selbst jetzt war die Gefahr groß genug, gerade an dieser Stelle von ihren Verfolgern überholt zu werden, denen sie dann nach keiner Richtung hin mehr hätten entfliehen können.

      Langes Beraten half hier ebenfalls nichts; rasch umdrehend eilten sie die eben gemachte Bahn in das Tal zurück, wo ihre Maultiere noch zwischen den dort grünenden Myrtenbüschen reichliches Futter fanden, um den Tucunjado, ebenfalls einen der Bergströme, zu erreichen, ehe die Verfolger bis hierher ihre Spur aufgefunden haben könnten. Diese mußten übrigens schon in großer Anzahl kommen, wenn sie ihnen gefährlich werden sollten, denn die Gauchos, wie die Bewohner der Pampas genannt werden, führen selten oder nie Feuergewehre, mit denen sie auch nur höchst mittelmäßig umzugehen wissen, und die beiden Engländer waren mit Pistolen und Büchsen vortrefflich bewaffnet. Selbst Don José führte ein Paar Pistolen im Gürtel und ein Doppelgewehr, und die Peons hatten ihre gewöhnlichen langen Messer, ohne das ein Argentiner, besonders in damaliger Zeit, nie die Schwelle seines Hauses verließ.

      Unten an der Mündung des Tucunjado, das heißt dort, wo der Bergstrom, von dem Hauptrücken der Kordilleren niederschäumend, seine Wasser mit einem größeren Bache vereinigt, der von Norden niederkommt und sich später seine Bahn in die freie Ebene bricht, liegt, hoch von den Schneegebirgen überragt, aber auch gegen all die rauhen Südweststürme geschützt, in fast tropischem Klima, eine kleine freundliche Farm, die Grenzstation der Argentinischen Republik, und im Sommer der Stapelplatz der Mautaufseher, die den Tucunjado-Paß niederkommenden Karawanen zu überwachen; im Winter aber, wo fast jede Verbindung mit Chile, unbedingt jede mit Packtieren, abgeschnitten ist, wird die Bewachung teils sehr lässig betrieben, teils ganz aufgegeben, und eine kleine Wirtschaft mit einigen Bergbewohnern und einem Dutzend starker, kräftiger Guanakohunde ist das einzige, was zurückbleibt, bis der Schnee der Gebirge taut, seine Massen in Sturzfluten durch das Tal gesandt und die Pfade wieder freigegeben hat. Jetzt hausten dort nur ein paar alte Guanakojäger, und den hoch eingefriedigten Weideplatz, mit dem üppigsten Gras und Futterklee bedeckt, kannten die müden Tiere gut genug, um ihm schon von weitem entgegenzuwiehern.

      Ehe man sich aber in Sicht dieses Platzes wagte, wurde ein kurzer Kriegsrat gehalten, und zwar einstimmig dahin beschlossen, vorerst einen der Peons zum Rekognoszieren vorauszuschicken und zu sehen, ob die Spione und Henkersknechte des Diktators selbst bis hierher gedrungen wären. War das der Fall, so mußten sie, wo sie sich eben befanden, die Nacht abwarten, nach einbrechender Dunkelheit am rechten Ufer des Bergstromes, soweit es die steilen Wände erlaubten, hinaufhalten und den Fluß dann furtend den schmalen Pfad zu erreichen suchen, der an dem linken Ufer bis fast zu dessen Quellen auflief.

      Der älteste der Peons, ein durchtriebener Bursche mit wilden, verlebten Zügen, aber einem Paar schlau und listig unter buschigen Brauen vorblitzenden Augen, wurde dazu gewählt und kehrte auch schon nach zwei Stunden mit der Nachricht zurück, daß allerdings elf Mann in dem Hause lägen und eben erst von einem kurzen Streifzug den Tucunjado hinauf zurückgekehrt wären, nachdem sie sich überzeugt hätten, daß die Flüchtigen noch nicht auf diesem Wege entkommen seien. Am nächsten Morgen würden sie aber unfehlbar das ganze Binnental absuchen und deshalb gar keine Wahl lassen, was man etwa tun sollte. Die einzige Möglichkeit, noch zu entkommen, sei, während der Nacht die Station zu umgehen und dann so rasch vorwärts zu rücken, wie es die Kräfte der Passagiere nur irgend erlaubten. An der Schneegrenze angekommen, wollten sie dann die Maultiere absatteln und laufen lassen — den Rückweg suchten die klugen Tiere leicht allein, und hatten sie erst einmal den teilenden Gebirgsrücken erreicht, so waren sie sicher, denn Rosas durfte nicht wagen, die chilenische Grenze zu überschreiten.

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