Scepter und Hammer. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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weit bist Du mit dieser famosen Prinzessin Asta?« frug der Vater.

      Der Sohn zuckte die Achseln.

      »Sie wissen ja, Papa, daß ich diese zarte Angelegenheit nicht als eine gewöhnliche Liaison zu behandeln habe. Ein Projekt von solch eminenter Wichtigkeit muß Zeit finden, sich langsam aus sich selbst heraus zu entwickeln.«

      »So! Das heißt doch mit anderen Worten, daß Du gerade noch auf dem Punkte stehst, von welchem auszugehen ich Dir befahl?«

      »So ziemlich, chŠr Papa. Unsere Dame scheint nicht den Willen zu besitzen, ihre Gefühle der Politik oder den Traditionen irgend eines Herrscherhauses zu opfern. Lassen wir also ihrem Herzchen Zeit, unseren Intentionen entgegen zu kommen, ohne eine Ahnung von ihnen zu haben!«

      »Zeit? Heißt das sprechen wie ein Offizier, welcher gewohnt sein soll, jede und also auch diese Art von Eroberung im Fluge zu vollbringen?«

      »Sie vergessen, Papa, daß es Festungen gibt, welche nicht durch einen kühnen Handstreich, sondern nur nach langwieriger Belagerung genommen werden können!«

      »Ich glaube nicht, daß Prinzeß Asta zu dieser Art befestigter Plätze gehört, ganz abgesehen davon, daß wir nicht die Zeit zu einer langsamen Cernirung und Aushungerung besitzen. Ihre Vorzüge und die glücklichen Chancen einer solchen Allianz fallen nicht blos uns in das Auge, das weißt Du genau wie ich. Daher habe ich allen politischen Scharfsinn angestrengt und kein Opfer gescheut, diesen Besuch, welcher Dir alle möglichen Vortheile bietet, zu Stande zu bringen, und ich habe natürlich das Recht, zu erwarten, daß Du den Moment so viel wie möglich benutzest.«

      »Das thue ich ja, Papa, aber unsere Dame ist – ist – nun ja, sie ist, was ich bei einem Pferde obstinat oder maulhart nennen möchte. Es hilft weder Trense noch Schenkeldruck. Scheint sie nichts zu ahnen, oder will sie nichts ahnen, kurz und gut, sie zeigt nicht die mindeste Spur eines auch nur leisen Verständnisses für die liebenswürdigen Absichten, welche wir ihr entgegenbringen.«

      »So bist Du in dieser Angelegenheit zu zart, was doch sonst in ähnlichen Dingen ganz und gar nicht Deine Art und Weise ist. Ich erwarte von Dir, binnen wenigen Tagen einen positiven Erfolg verzeichnen zu können. Die Interessen beider Staaten sind bisher aus einander gegangen; ich habe mir Mühe gegeben, sie wenn auch nur scheinbar zu vereinigen, und darf erwarten, daß Du das Ziel aller meiner Bestrebungen kennst und mich auch nach Kräften unterstützest, es zu erreichen. Seine Majestät beginnt zu altern; das Übrige brauche ich wohl nicht näher zu dokumentiren.«

      Ein Diener trat ein und überreichte auf einem silbernen Teller eine Karte. Der Herzog ergriff sie mit den Spitzen zweier Finger und warf einen Blick darauf.

      »Doktor Max Brandauer? Kenne den Namen nicht. Was will der Mensch zu so ungewöhnlicher Zeit? Es muß wohl etwas Wichtiges sein, was einen Unbekannten zu dem Wagnisse bestimmt, mich jetzt zu stören.«

      Durch die dargereichte Hand wurde der Prinz entlassen, während ein leises Neigen des Hauptes dem Diener sagte, daß die Audienz gewährt werde. Die eine Thür schloß sich hinter dem Prinzen, und die andere öffnete sich, um den Schmiedesohn einzulassen, welcher sich nach einer höflichen Verbeugung in aufrechte Stellung emporrichtete, um die Anrede des Herzogs zu erwarten.

      »Was wünschen Sie?« frug dieser stolz. »Ich erwarte natürlich, daß die Seltsamkeit Ihres Erscheinens durch die Natur Ihrer Angelegenheit entschuldigt werde. Es ist jetzt nicht die Zeit, in welcher ich unwichtige Besuche zu empfangen pflege.«

      Excellenz.«

      »Ah! Ich kannte Sie bisher nicht als einen Beamten meines königlichen Vetters!«

      »Das bin ich auch gegenwärtig nicht. Ich bin der Sohn des Ihnen wohl wenigstens dem Namen nach bekannten Hofschmiedes Brandauer.«

      Die strengen Züge des Herzogs nahmen einen deutlichen Ausdruck ungewöhnlicher Spannung an.

      »Ich kenne diesen Namen. Was kann der König mir durch den Sohn eines Schmiedes zu sagen haben. Jedenfalls sind Sie im Besitze irgend einer Legitimation, da Sie begreifen werden, daß ich nicht so ohne Weiteres jede obskure Persönlichkeit als Vermittler zwischen der Majestät und mir anerkennen kann.«

      »Hier, Durchlaucht!«

      Er überreichte ein Billet, welches der Herzog überflog, um seinen Blick dann fragend wieder auf Max zu richten.

      »Ich ersehe aus diesem Handschreiben nicht den Zweck Ihres Kommens.«

      »Dann haben Majestät jedenfalls gemeint, daß es zuweilen Schmiedesöhne und andere obskure Menschen gibt, welchen es nicht schwer fällt, sich einer Botschaft mündlich zu entledigen,« antwortete der Doktor mit einer sehr leisen Verbeugung seines Hauptes.

      Die Züge des Herzogs verfinsterten sich.

      »Vergessen Sie nicht, vor wem Sie stehen, Herr Brandauer, und kommen Sie zur Sache!«

      »Durchlaucht befehlen und ich gehorche. Es verlautete nämlich das Gerücht, daß ein gewisser Herr von Wallroth, Hauptmann der Artillerie, von gewisser Seite und aus gewissen Gründen für wahnsinnig erklärt worden sei und auf eine unverantwortliche, ja sogar geradezu verbrecherische und unmenschliche Weise im Irrenhause festgehalten und zu Tode gepeinigt werde.« —

      Der Herzog erhob sich. Sein Gesicht war um einen Schatten bleicher geworden.

      »Wirklich ein höchst interessantes Gerücht, Herr Brandauer. Wer hat es erfunden und weiter kolportirt?«

      »Dem Ursprunge und der Verbreitung eines Gerüchtes läßt sich gewöhnlich nur schwer nachforschen. Allerdings liegt hier eine Ausnahme vor, doch bin ich leider nicht ermächtigt, die Fragen Ew. Durchlaucht zu beantworten.«

      »So werde ich Sie zu zwingen wissen. Dieses Gerücht tangirt mich natürlich im höchsten Grade —«

      »Ah —!« klang die halb ironische Unterbrechung.

      »Was unterstehen Sie sich, Herr! Ich sage, dieses Gerücht tangire mich im höchsten Grade, da die Verwaltung der betreffenden Anstalt meiner obersten Leitung unterstellt ist, und ich wiederhole, daß ich Sie nöthigenfalls zwingen werde, mir das Vorhandensein und die Entstehung des Gerüchtes, von welchem Sie sprechen, ausführlich nachzuweisen.«

      »Eine solche Zwangsmaßregel dürfte wohl außerhalb des Machtbereiches Ew. Durchlaucht liegen, da Seine Majestät —«

      »Wohl die Macht besitzen, zu begnadigen, nicht aber in den Lauf einer Klage oder Untersuchung einzugreifen. Was hindert mich, Sie festnehmen zu lassen?«

      »Ich, der obskure Schmiedesohn, Excellenz!«

      »Ah! Der Umstand, daß mein königlicher Vetter die seltsame Passion besitzt, sich zuweilen an dem Ambose Ihres Vaters zu erlustiren, ist für mich kein Grund zu irgend einer Nachsicht gegen Sie. Ich befehle Ihnen also, mir den Erfinder dieses Gerüchtes mitzutheilen!«

      »Ich kenne keinen zwingenden Grund, diesem Befehle gehorsam zu sein, und wenn ich demselben trotzdem nachkomme, so geschieht es nur, um meinerseits einer unangenehmen Erledigung meines Auftrages überhoben zu werden. Ich könnte mich recht gut hinter andere Persönlichkeiten verbergen, doch gibt es auch obskure Leute, welche stolz genug sind, eine solche Feigheit zu verschmähen. Der Erfinder und Verbreiter des Gerüchtes steht vor Ihnen, Durchlaucht.«

      Der Herzog trat überrascht einen Schritt zurück.

      »Und das – das wagen Sie zu sagen?«

      »Ich sage es einfach; ein Wagniß ist dabei nicht zu erkennen, da jeder gegen mich gerichteten Gewaltmaßregel durch meinen königlichen Pathen vorgebeugt worden ist. Allerdings habe ich mich eines falschen Ausdruckes bedient, als ich sagte, daß ich der Erfinder des Gerüchtes sei; es wurde nicht erfunden, sondern es erzählte die lautere Wahrheit.«

      »Ich wäre begierig, den Beweis zu hören!«

      »Die Einlieferungsakten des Hauptmanns befinden sich bereits in den Händen Seiner Majestät —«

      »Unmöglich!«

      »Nicht nur möglich, sondern sogar Thatsache. Diese Akten brauche.«

      »Wer hat das Schriftstück ausgehändigt?«

      »Der