•Europäische Kommission ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy)
•Kommission der WHO (World Health Organisation)
•EU-Committee for Herbal Medicinal Products (HMPC) bei der European Medicines Agency (EMA) in London
Die vertretbaren volksmedizinischen und traditionellen Anwendungsmöglichkeiten sind das Ergebnis eines 5-jährigen Forschungsauftrages, den Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher und sein Arbeitskreis an der FU Berlin vom Bundesgesundheitsamt erhalten hatten.
Aromapflanzen sind Pflanzen, deren ober- und unterirdische Pflanzenteile reich an ätherischen Ölen (natürliche Duftstoffe) sind und die sowohl als Heilwie auch als Gewürzkräuter verwendet werden. Vornehmlich werden daraus jedoch durch schonende Wasserdampfdestillation naturreine ätherische Öle gewonnen, die dann in der Aromatherapie eingesetzt werden. Hochtechnisierte Analysemethoden sind unerlässlich geworden, um naturbelassene ätherische Öle von naturidentischen, von minderwertigen verschnittenen Ölen sowie von synthetischen Duftstoffen zu unterscheiden. Die duftenden Pflanzenwirkstoffe, Duftmoleküle genannt, wirken nicht nur über Raumbeduftung, sondern werden überwiegend lokal äußerlich angewandt. Ätherische Öle werden nur in Ausnahmen pur (niemals in Nasennähe!) aufgetragen, im Allgemeinen werden sie eingearbeitet in hautverträgliche und verstoffwechselbare fette Pflanzenöle, wie Sonnenblumenoder Johanniskrautöl u. a. Wollwachs und Sheabutter dienen als natürliche Salbengrundlagen. Egal in welcher Form sie angewendet werden, immer beeinflussen die duftenden Pflanzenwirkstoffe das zentrale Nervensystem. Hochmoderne Analysemethoden, wie z. B. Kapillar-Gaschromatographie an Massenspektrometer gekoppelt (GC-MS), ermöglichen den Nachweis der Inhaltsstoffe ätherischer Öle und somit eine optimale Qualitätsauswahl. Mikrobiologische Untersuchungen garantieren einwandfreie Ausgangsrohstoffe für Aromamischungen. Das Wissen um Wirkungen und Eigenschaften der ätherischen wie fetten Pflanzenöle und Pflanzenwasser (Hydrolate) beruht sowohl auf wissenschaftlichen Erkenntnissen als auch auf langjährigen Erfahrungen.
Die Arzneipflanzen für die Homöopathie sind zum Teil auch Giftpflanzen, die nach den Regeln des Arztes Hahnemann verdünnt bzw. potenziert werden. Eingesetzt werden häufig tiefe oder niedere bis mittlere Potenzen (noch messbare materielle Dosen), oftmals auch hohe Potenzen (nur noch feinstoffliche Gaben) entsprechend der klassischen Ähnlichkeitsregel. Die Informationen über die Arzneien beruhen seit Hahnemann auf der Erfahrung von Ärzten, Heilpraktikern und Hebammen, sind in anerkannten Arzneimittelehren (Materia medica, s. Literatur S. 293) nachzulesen und werden durch jüngere wissenschaftliche Studien bestätigt.
Von den Gewürz- und Salat-Wildkräutern darf man keine therapeutische Wirksamkeit erwarten, sie besitzen aber auf alle Fälle einen gesundheitsfördernden bis vorbeugenden Effekt.
Ganz besonders gilt es ebenfalls zu beachten, dass viele Kräuter – ob sie nun als traditionelle Heilkräuter bekannt sind oder gesicherte medizinische Empfehlungen vorhanden sind – in Genusstees („Haustees“) getrunken werden, z. B. Lavendel, Melisse, Pfefferminze u. v. a. Dies zeigt auch die enge Verknüpfung von Therapie und regelmäßigen präventiven Maßnahmen. Wichtig ist dabei sicher, darauf zu achten, dass in manchen angebotenen Tees zwar mit Heilkräutern geworben wird, diese aber nur in zu vernachlässigenden Mengen zugesetzt sind. Andererseits versteckt sich aber hinter manchem Genusstee doch eine angenehme Gesundheitswirkung. Wichtig ist auch, solche Genusstees immer wieder zu wechseln, damit der menschliche Organismus seinem Prinzip gerecht werden kann, nämlich dem Reiz-Reaktions-Mechanismus. Gewohnheit stumpft auch in dieser Hinsicht ab. Und unter dem Leitsatz von Hippokrates: „Lass Deine Lebensmittel Deine Heilmittel sein.“ ist es ganz sicher sinnvoll, solch wohltuende Tees jedem Süßoder Alkoholgetränk vorzuziehen.
Im Pflanzensteckbrief hat der Gärtner und Heilkräuterliebhaber Christian Herb sein Wissen und seine Erfahrungen eingebracht, sodass Sie den Pflanzen in Ihrem Garten den richtigen Standort und die entsprechenden Bedingungen geben können. Um zu wissen, wie die Pflanzen zu überwintern sind, finden Sie außerdem im Anhang eine Winterhärtezonen-Karte.
So können Sie Ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit Duft- und Heilpflanzen sammeln. Mit den praktischen Tipps und Zubereitungshinweisen wünschen wir Ihnen viel Freude für Ihren persönlichen Gebrauch der Wild- und Heilkräuter.
Bei der Beschreibung hier im Buch wird unterteilt in:
•botanischer deutscher und lateinischer Name
•Pflanzensteckbrief
–Familie, Ursprungsland, Höhe, Blütezeit und -farbe, Standort und Biologie
•Anwendung
–Verwendete Pflanzenteile
–Arzneilich nachgewiesene Wirkung als Heilpflanze: gesicherte medizinische Anwendungsempfehlungen
–Wirkungen des ätherischen Öls – und die typischen Anwendungsbereiche
–Homöopathie: die wichtigsten Indikationen, insbesondere für den Hausgebrauch
–Traditionelle Anwendung: vertretbare Anwendungen, für die keine wissenschaftlichen Wirksamkeitsstudien existieren, die aber in der traditionellen Anwendung eine Bedeutung besitzen und für die auch der Verbraucherschutz gewährleistet ist.
–Lebensmittel: Verwendung als Gewürze, Salate, Gemüse etc.
–Interessantes und Nützliches: interessante, wissenswerte und allgemeine Hinweise, sowie ggf. die Notiz zu Giftigkeit
–Tipps (aus dem Kräutergarten u. a.): Zubereitungshinweise, Raffiniertes und Mögliches aus der Zauberkiste der Natur zum selbst Ausprobieren
Diese Informationen finden Sie auch auf den Schildern im Duft- und Heilpflanzengarten auf der Burghalde in Kempten.
Grundsatz
In der Naturheilkunde gilt immer der wichtige Satz von Paracelsus (Naturheilforscher Theophrastus Bombastus zu Hohenheim, 1493 – 1541): „All Ding sind Gift und nichts ist ohn Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Frei übersetzt: In vielen Fällen ist weniger mehr. Gleichzeitig muss aber natürlich auf eine ausreichende Dosierung geachtet werden, um eine Wirkung zu erzielen.
Wenn Sie in diesem Sinne den Umgang mit den Pflanzen und den daraus zur Verfügung stehenden Produkten pflegen und diese mit Bewusstsein einsetzen, stehen Ihnen hilfreiche Möglichkeiten zur Verfügung.
Erläuterungen zu den Pflanzenzubereitungen
Teeaufguss (Infus)
1 – 2 Teelöffel oder 1 Esslöffel geschnittene Droge (= getrocknete Pflanzenteile) werden mit 150 – 200 ml (= eine große Tasse) kochendem Wasser übergossen und ca. 10 Minuten ziehen gelassen, abgeseiht und möglichst warm getrunken. Empfohlen wird die Verwendung von speziellen Teetassen oder auch große Kannen mit einem Siebeinsatz und Deckel. Beim Abnehmen des Deckels ist es wichtig, diesen an der Kanne oder Tasse abzuklopfen, damit die gesammelten Wassertropfen, die mit ätherischem Öl angereichert sind, wieder im Tee landen und somit der feine Duft und Geschmack auch erhalten bleibt. So wird eine Gesamtwirkung erreicht, denn das Teetrinken mit Kräutern, die ätherisches Öl enthalten, ist immer auch ein bisschen Aromatherapie.
Teeabkochung (Dekokt)
Die Droge (Menge wie beim Infus) wird mit kaltem Wasser angesetzt, 20 – 30 Minuten gekocht, abgeseiht und warm getrunken.
Kaltauszug (Mazerat)
Bei manchen Drogen würde ein Infus oder ein Dekokt, aufgrund des hohen Anteils an Pektinen und Stärke zu einer Verkleisterung führen (z. B. Eibischwurzel), bei anderen gehen bei einem Auszug mit kochendem Wasser unerwünschte Inhaltsstoffe in den Tee über (z. B. Bärentraubenblätter). In diesen Fällen wird ein Kalt-Mazerat hergestellt. Dazu werden die zerkleinerten Drogen mit kaltem Wasser übergossen im Verhältnis von etwa 1 : 10.
Der Ansatz wird 3 – 5 Stunden oder auch über eine Nacht