Ghostsitter. Tommy Krappweis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tommy Krappweis
Издательство: Автор
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Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783964260642
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vor, ich hätt’ mich an deinen Wunsch gehalten und wär’ nicht reingekommen. Da hättest du aber was verpasst!«

      »Ja, das stimmt. Trotzdem …«

      »Trotzdem Schmotzdem«, unterbrach ihn Mimi fröhlich und schwebte hinüber zu Toms Schreibtisch, auf dem der Computer stand. Mit dem Finger tippte sie gegen den Monitor. »Was stellen wir jetzt an mit dem angebrochenen Abend, vielleicht eine Runde World Of WerWizards?«

      Tom hatte sich noch immer nicht wirklich daran gewöhnt, dass das Geistermädchen seit ihrem letzten Abenteuer in der Lage war, für eine begrenzte Zeit feststofflich zu sein. Mimi konnte Dinge anfassen, hochheben, verschieben und äh … küssen. Die Dinge. Oder die Toms.

      »Ja, gerne … ich muss nur …« begann Tom gerade als er von Vlarads telepathischer Stimme unterbrochen wurde.

      »Raahhh! Treffen in sechzig Sekunden, bis gleich!«, dröhnte der Vampir laut in Toms Kopf und schon war der Kontakt wieder unterbrochen.

      »Hui, das war heftig«, stöhnte Tom. »Und dann auch noch telepathisch, boah …«

      »Ich hab’s auch gehört, Tom«, unterbrach ihn Mimi und zog die Stirn in Falten. »So ein Ausbruch ist voll untypisch für Vlarad.«

      »Allerdings.« Wenn der Vampir derart die Fassung verlor, musste irgendetwas mächtig danebengegangen sein.

      Aus der Geisterbahn hörten sie Schritte näherkommen. Schon öffnete sich die Zwischentür und nacheinander betraten die anderen Toms Zirkuswagen. Der Werwolf und die Mumie nickten Tom und Mimi ernst zu, Zombie Wombie tapste wie immer in seine Ecke, blieb dort einfach stehen, rückte aber seinen Kuschelhasen Odor so in seiner Armbeuge zurecht, dass dieser aussah, als würde er in Toms Richtung schauen.

      »Hallo, Welf, hallo, Hop-Tep, hallo, Wombie, hallo … Oh Gott … hallo, Odor.«

       Kapitel 3: Vanille-Mango-Traum

      Tom keuchte erstickt, denn Wombies Kuschelhase hatte den gesamten Zirkuswagen in ein klebrig-süßliches Geruchsinferno verwandelt. »Das ist … das ist … brutal«, röchelte Tom und hielt sich beide Hände vor Mund und Nase, in der Hoffnung, nicht die ganze Ladung einatmen zu müssen.

      »Zwei Flaschen Weichspüler Typ ›Vanille-Mango-Traum‹«, knurrte Welf trocken als Erklärung, während er sich gegen den Kleiderschrank neben der Durchgangstür lehnte.

      »Wer um Himmels Willen träumt denn von Vanille-Mango?«, näselte Tom fassungslos zwischen den Fingern hindurch.

      Welf wies mit dem Zeigefinger auf Tom, allerdings sah er nicht danach aus, als würde er scherzen. »Du heut Nacht, würd’ ich sagen. Den Gestank kriegst du hier kaum mehr raus.«

      »GMMMHHH«, machte Wombie beleidigt und Welf verdrehte die Augen Richtung Decke. »Is ja gut, von mir aus nennen wir es ›Duft‹.«

      »GHM«, grunzte der Zombie zufrieden, wirkte aber unmittelbar danach genauso teilnahmslos wie immer.

      Hop-Tep meldete sich auf telepathischem Wege bei Tom, da er durch seine Bandagen in der Regel kaum zu verstehen war. »Ich freue mich, dich wohlauf zu sehen, junger Prinz.« Er verneigte sich und legte dabei eine Hand auf die Brust.

      »Danke, Hop-Tep, ich mich auch, ehrlich gesagt.«

      Der ägyptische Prinz richtete sich wieder auf und verschränkte die Arme. »Darf ich davon ausgehen, dass du von den anderen schon mehr als genug getadelt wurdest für dein Fehlverhalten, das, mit Verlaub, an Dämlichkeit und Fahrlässigkeit nur schwer zu übertreffen war?«

      Wenn der vornehme Königssohn solche Worte wählte, dann war es ihm wirklich ernst. Tom schluckte schwer. »Ja … Äh …«

      In diesem Moment riss Vlarad der Vampir die Tür auf, trat herein und schmetterte sie so heftig hinter sich zu, dass der gesamte Zirkuswagen erzitterte.

      »Holla«, brummte Welf und sogar Wombie hatte den Kopf leise knirschend in Richtung des Vampirs gedreht.

      Der Graf knurrte nur ungehalten und deutete dann auf den freien Stuhl vor dem Computertisch. »Darf ich?«

      »Na klar, setz dich«, beeilte sich Tom zu antworten.

      »Verbindlichsten Dank«, antwortete Vlarad knapp, rückte den Stuhl zurecht, setzte sich und funkelte dann aus seinen düsteren Vampiraugen wütend in die Runde.

      »Was ist denn los?«, erkundigte sich Tom vorsichtig. »Oder bist du auch sauer auf mich und musst jetzt erstmal eine Standpauke loswerden?«

      Vlarad schnaubte entrüstet: »Wenn du nun immer noch nicht verstanden hast, wie unglaublich hirnlos …«

      »Dochdoch, hab ich, hab ich!«

      »Schön, dann kann ich mir diese Ansprache sparen und gleich zum nächsten Thema übergehen«, grummelte der Vampir.

      »Und das wäre?«, fragte Tom.

      »Na, was wohl?«, brauste Vlarad urplötzlich abermals auf. »Das vermaledeite Lazarus-Serum, welches wir dringend benötigen, um unseren einbalsamierten, ägyptischen Edelmann hier davor zu bewahren, den Weg seiner Vorväter zu gehen!«

      Tom verstand.

      Seit Monaten versuchte Vlarad, in seinem kleinen Labor einen Ersatz für das kostbare, magische Mittel zu finden, das dafür sorgte, dass Hop-Tep nicht zu Staub zerfiel. »Oh … okay … Aber hatte Dada dir nicht erst vor Kurzem ein paar Zutaten aus Ägypten geschickt?«

      »Ja doch, hat sie, hat sie natürlich«, murmelte Vlarad.

      »Und …?«, fragte Mimi gespannt.

      »Ja, eben nichts ›und‹«, erwiderte der Graf gereizt. »Sie schickte mir Material, ich braute es nach bestem Wissen und Gewissen zusammen und … erhielt nichts als eine bräunlich-wässrige Soße.«

      »Und die hatte gar keine Wirkung?«

      »Oh doch, natürlich hatte das Gebräu eine Wirkung!« fuhr der Vampir wütend fort: »Das Zeug verklebte meinen wertvollen Kessel und ich war anschließend dreieinhalb Stunden mit schrubben beschäftigt! Diese Mixtur klebt wie der tollwütige Teufel, sowas habe ich noch nicht erlebt!«

      Welf kratzte sich am Kinn. »Vielleicht könnten wir damit den verdammten Uhu an unserer Fassade festpappen, der ist vorhin schon wieder abgefallen.«

      »Ich habe gerade größere Sorgen als diesen albernen Pappmaché-Uhu!«, schimpfte Vlarad.

      Tom hob beschwichtigend die Hände. »Vlarad, bitte beruhig’ dich, so kenn ich dich ja gar nicht …«

      Der Graf seufzte und erklärte frustriert: »Ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder, Junge.« Dann wandte er sich an die Mumie. »Hop-Tep, es tut mir sehr leid, aber es ist wie verhext. Alles, was ich versuche, endet in zerschmetternden Niederlagen – eine deprimierender als die andere. Wenngleich dein Vater den Erzählungen nach ein schrecklicher Herrscher und skrupelloser Schwarzmagier gewesen sein mag: Das Serum, das er ehemals zusammenbraute, war eine thaumaturgische Meisterleistung, die ich bislang nicht zu kopieren vermochte. Und ich weiß, dass die Zeit gegen uns spielt …«

      Die telepathische Stimme des ägyptischen Prinzen hallte in Toms Kopf: »Alter Freund, ich bitte dich, mach dir um mich keine Sorgen.«

      Mimi schnaufte entrüstet. »Aber wir alle machen uns Sorgen um dich, Hop-Tep! Wir wollen dich nicht verlieren!«

      Hop-Tep deutete ein vornehm-zurückhaltendes Nicken an. »Das ehrt euch alle sehr und doch möchte ich euch bitten, der Tatsache ins Auge zu sehen. Ohne das Lazarus-Serum werde ich demnächst den Weg alles Irdischen gehen.«

      »Nein,