Das magische Geheimnis der Familie Bernauer Verlockende Macht (Band 2). Paula Böhlmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Paula Böhlmann
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783964640161
Скачать книгу

      Paula Böhlmann

      Das magische Geheimnis

      der Familie Bernauer

      Verlockende Macht

       Kapitel 1

      Abgang mit Stil

      Fiona lächelte, als ihr Onkel Patrick und sein Kumpel Claudius hinter sie und Valerian traten.

      Patrick legte eine Hand auf ihre Schulter, um zu demonstrieren, dass sie nun unter seinem Einfluss stand, und verkündete mit fast feierlicher Stimme: »Schön, dich zu sehen, Tante Aurora! Ist lange her!«

      Fiona konnte ein schadenfrohes Kichern nicht unterdrücken. Das Gesicht ihrer Großmutter war einfach vorzüglich. Sie hatte ihre kalten blauen Augen weit aufgerissen und der Schock zeichnete sich deutlich auf ihrem strengen Gesicht ab. Sie hatte vermutlich nicht gedacht, dass sie den kleinen Jungen, den sie damals vernachlässigt und aus ihrem Haus gewiesen hatte, einmal wiedersehen würde.

      »Fiona? Was hast du mit diesen Männern zu schaffen?«, fragte sie. Ihre Stimme war eisig und beinahe tonlos.

      Fiona schenkte ihr ein gönnerhaftes Lächeln. »Das ist mein Freund Valerian, daneben steht sein Vater Claudius und Patrick kennst du ja schon.«

      »Aber Kind, wie kommst du nur auf diese Leute?« Aurora schien völlig fassungslos. »Du hattet doch nie Kontakt zu schwarzer Magie! Du nicht. Du solltest doch für die weißmagischen Kontrollbehörden arbeiten. Das wolltest du doch auch. Das kann nicht sein!«, brachte sie nur bestürzt stammelnd über die schmalen Lippen.

      Auf einmal war sie, Fiona, wieder der Hoffnungsschimmer ihrer Großmutter, jetzt, wo diese merkte, dass Fionas Engagement für die Familie nicht selbstverständlich war. Die Leute wollten immer das, was sie nicht haben konnten.

      »Oh doch, Aurora! Deine Zauber sind so langweilig. Claudius zeigt mir Dinge, von denen ich vor einem halben Jahr nicht zu träumen gewagt hätte. Du hast ausgedient, alte Frau! Ich bin keines von deinen Spielzeugen, mit denen du dir deine unerfüllten Träume einer magischen Karriere verwirklichen kannst. Ich lass mich nicht von dir wie Dreck behandeln, nur weil dir einer meiner Tränke nicht passt. Damit ist Schluss!«, sagte Fiona und verschränkte die Arme vor der Brust.

      So mächtig war Aurora gar nicht. Sie wirkte fast menschlich, so wie sie dastand – traurig, enttäuscht und erschüttert. Sie war bemitleidenswert und es desillusionierte Fiona. Die Frau, von der sie all die Jahre so viel gehalten hatte, ihr Vorbild, war am Ende auch nur gewöhnlich.

      »Wieso tust du uns das an?«, flüsterte Cleo und in ihren Augen lag unendliche Trauer. Auch sie konnte nicht fassen, wozu sich ihre Tochter entwickelt hatte. Doch bei ihr schienen es echte Gefühle und nicht nur verletzter Stolz zu sein.

      Fiona wich ihrem Blick aus. Sie wollte sich die Stimmung nicht mit lästigen Emotionen verderben lassen. Aus diesem Grund ließ sie ihre Blicke durch den Raum schweifen, während sie antwortete: »Weil ihr mir in den letzten Monaten so vieles angetan habt. Ich war so allein! Ihr seid keine Familie! Nur Claudius, Patrick und Valerian waren für mich da.«

      »Du hättest nur etwas sagen müssen. Wir wussten doch nicht, dass es dir nicht gut geht«, bemühte Paige sich, mit geheuchelter Empathie zu deeskalieren.

      Glaubte ihre Tante wirklich, sie hätte hier etwas zu sagen? Oder dass Fiona ihre Hilfe annehmen würde? Nein, sie würde Paiges helfende Hand auch verschmähen, wenn sie an einer Klippe über einem Abgrund hinge. Fiona lachte bitter und entgegnete: »Du hättest mir nicht helfen können. In dem ganzen verfluchten Haus gab es drei, vielleicht vier Leute, die mir nicht vollkommen gleichgültig waren. Und du hast nie dazugehört. Leider haben sich auch diese vier gegen mich gewandt.« Fiona legte eine kurze Denkpause ein. Sie sprach hier von ihrer besten Freundin Zoe, Aurora, Cleo und ihrer Schwester Elenor.

      Auch wenn die beiden Letzteren ihr nicht offen geschadet hatten, hatten ihre Mutter und ihre kleine Schwester jedoch nicht die Courage gehabt, sich gegen den Rest der Familie zu stellen. Vielleicht war es unfair, so etwas von einer Achtjährigen zu fordern, aber Fiona fühlte sich auch von ihr verraten.

      Allerdings behielt sie das für sich und erläuterte nur, warum Zoe und ihre Großmutter ausschlaggebend für ihre Radikalisierung gewesen waren: »Zoe beispielsweise, sie hat mich durch ihren Freund Thomas ersetzt! Aurora hat mich ebenfalls für diesen Typen fallen gelassen, denn er ist ja so viel schlauer und ein viel besseres Prestigeobjekt! Ich habe vorher nie gesehen, dass er der eigentliche Grund meines Untergangs war.« Fiona betrachtete Thomas, der gerade mit Zoe auf sie zusteuerte, und war selbst von der Erkenntnis überrascht. »Wenn ich es mir so recht überlege, sollte ich ihn einfach umbringen. Dann wäre wohl alles besser.« Das Gedankenexperiment machte Spaß, auch wenn sie wusste, dass es sich nur um hohle Phrasen handelte. Sie war keine Mörderin.

      »Schatz, nicht vor den ganzen Leuten. Das verdirbt doch die Stimmung«, widersprach Valerian lachend und drückte ihre Hand.

      »Und der gute Teppich ist dann auch Müll. Wenn, dann klär das draußen«, spottete Claudius. Man hörte die Gleichgültigkeit in seiner Stimme. Ihm wäre es garantiert egal, wenn sie Thomas jetzt abschlachten würde. Sie glaubte sogar, dass er sie aus der aufgebrachten Masse herausboxen würde. Das Schöne an Claudius und seinen Leuten war, dass sie so unfassbar loyal waren.

      »Er kann nichts dafür, dass du und Zoe euch zerstritten habt«, verteidigte Leo seinen Traumschwiegersohn.

      »Ja, vermutlich habt ihr recht. Ich verabscheue ihn dennoch«, stellte sie klar und schnippte mit dem Finger, worauf Thomas einfach zusammenklappte. Es sah aus, als hätte ein übermächtiges unsichtbares Wesen ihn geschubst.

      Fiona musste kichern, weil es so witzig aussah. Zoe dagegen stieß einen kleinen erschreckten Schrei aus und kniete sich neben ihren Freund, der sich mühsam wieder aufrichtete und sich verwirrt umsah. Zoe half ihm auf und geleitete ihn zu einem Stuhl, während sie ebenfalls nach der Ursache für den seltsamen Vorfall Ausschau hielt. Im Gegensatz zu Thomas wurde sie fündig, denn ihr Blick fiel auf ihre Cousine, die sich vor Lachen schüttelte.

      Zoe stolzierte mit zorniger Miene auf Fiona zu und fragte: »Was soll dieser Kindergarten?«

      »Kindergarten nennt sie das?! Ich glaube, sie weiß gar nicht, wem sie da gegenübersteht«, sagte Patrick kopfschüttelnd. Er und Claudius tauschten einen Blick und mussten grinsen.

      Zoe nickte zu Valerian. »Der Typ da, der seine Hand auf dem Arsch meiner Cousine hat, denke ich, ist ihr neuer Stecher. Wer ihr seid, weiß ich nicht, aber das ist mir auch scheißegal, denn ich werde euch sicher nie wiedersehen. Die Leute gehen hier ein und aus wie die Freier in einem Bordell, also haltet euch raus, wenn ich mit Fiona rede!«, zischte Zoe hochmütig und warf ihre langen blonden Haare zurück. Sie schien nur den Grund wissen zu wollen, wieso Fiona ihren Freund geschubst hatte.

      Da würde sie sich allerdings noch etwas gedulden müssen. Erst einmal wollte Fiona sie diffamieren. Sie hatte keinerlei freundliche Gefühle mehr für ihre ehemalige beste Freundin. Zoe hatte sie verraten und vernachlässigt. Sie konnte keine Gnade erwarten.

      Fiona spottete: »Wenn ich mir dein Kleid so ansehe, kann das mit dem Bordell ganz gut hinkommen.«

      »Können wir bitte wieder zu unserem ursprünglichen Thema zurückkehren? Ich hoffe sehr für dich, dass du dir nur einen schlechten Scherz erlaubst, Fiona. Du kannst doch nicht wirklich erwarten, dass wir dein Outing als Schwarzmagierin so anstandslos abnicken«, mischte sich ihre Mutter Cleo ein.

      »Schwarzmagierin?«, kreischte Zoe und plötzlich huschte ein Funken der Erkenntnis über ihr Gesicht. Sie erinnerte sich wohl an die Bücher, die sie bei ihrer Cousine gesehen hatte. Fiona bemerkte auch den Schock und die Reue, dass ihre Freundin dies als belanglos ignoriert hatte.

      »Ja, so eine bin ich wohl, aber ich bin noch ein sehr