Tilman Janus
Milch und Honig
in der Wüste. Schwule Erotikgeschichten
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Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Wir begegnen den coolen Kerlen und den schönen jungen Männern dieser Geschichten an den erstaunlichsten Orten: in der Wüste, den hohen Bergen, der weiten italienischen Ebene oder sogar tief unter der Erde. Doch der Hunger nach Liebe und Sex ist bei ihnen allen gleichermaßen riesig! Schau dabei zu, wie sie diesen Hunger stillen, für einen Tag oder fürs Leben.
Schwule Erotikgeschichten, hart oder romantisch …
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Ausführliche Leseprobe auch auf der Webseite des Autors.
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Handlung, Namen und Personen sind frei erfunden. Sollte es Ähnlichkeiten mit realen Menschen geben, wäre es reiner Zufall.
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Django italiano
Ich war vom Wege abgekommen. Das ist jetzt nicht moralisch gemeint, denn das wäre mir ziemlich egal. Ich hatte mich tatsächlich total verfahren. Eine schnurgerade Allee erstreckte sich vor meinem betagten Wagen, gesäumt von knorrigen Pinien. Links und rechts lagen Felder und Olivenhaine, dazwischen immer wieder sumpfige Wiesen oder kleine Teiche.
Ich befand mich etwa auf halber Strecke zwischen Livorno und Rom, am südlichen Ende der Toskana. Das bekannte Landschaftsbild mit sanften Hügeln und spitzen, dunklen Zypressen hatte sich verloren. Die Gegend wirkte platt wie ein Tisch, nur am Horizont ragten die Ausläufer der Apenninen auf.
Da ich die Autobahnen und großen Straßen im Urlaub möglichst meide, war ich in dieses wenig bekannte Sumpfland geraten, das Maremma genannt wird. Straßenschilder hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont zu, die größte Nachmittagshitze war vorbei. Ich hatte zwar einen Schlafsack im Auto, aber ein gemütliches Zimmer zum Übernachten hätte ich vorgezogen.
Wenn ich einmal richtig zu Geld komme, kauf ich mir ein Navi, dachte ich. Dabei musste ich grinsen, denn mir war klar, dass ich Navis hasste. Gerade durch dieses ahnungslose Herumfahren hatte ich die besten Geschichten gefunden.
Ich bin Journalist, Zeitungsschreiber, eine aussterbende Rasse. Viel Erfahrung kann ich noch nicht vorweisen. Jetzt, mit fünfundzwanzig, habe ich endlich meinen ersten Job bei einer Lokalzeitung bekommen, als freier Mitarbeiter. Ich weiß, die Tendenz geht zum Internetblog. Aber mein Chefredakteur – und ich auch – glaubt daran, dass die Papierzeitung nicht aussterben wird. Die Reportagen und Storys müssen nur gut und spannend sein.
Und so streifte ich in diesem Sommer mit meinem alten Fiat durch Mittelitalien, ohne festes Ziel, ohne Hotelbuchungen. Ein Zimmer fand sich meistens irgendwo in einem Dorf, und da ich mich auf Italien spezialisiert habe (ich träume von einer Zukunft als wichtiger Korrespondent in Rom), lerne ich fleißig Italienisch.
Auch an dem Abend machte ich mir nicht viel Sorgen um mein Nachtlager, obwohl wirklich kein Dorf oder Gehöft weit und breit zu sehen war. Ich durchquerte einen lichten Pinienwald. Plötzlich wurde die Straße kurvig. Hinter dem Wäldchen erhob sich überraschend eine kleine Anhöhe. Die Sonne berührte als orangefarbiger Glutball gerade den westlichen Horizont, hinter dem sich irgendwo das Mittelmeer verbarg. Ich hielt an.
Auf der Anhöhe, umflossen vom Licht der Abendsonne, stand ein dunkelbraunes Pferd, und auf diesem Pferd saß ein junger Mann. Kein Hobbyreiter, nein. Er trug hohe, braune Lederstiefel, Jeans und eine Art Lederleggings darüber, dazu ein hell kariertes Hemd und eine dunkle Weste. Seinen Kopf hatte er mit einem breitkrempigen Panamahut bedeckt, unter dem sein dichtes, schwarzes Haar hervordrängte. Unter dem Arm hielt er eine sehr lange Gerte, eher einen Stock.
Ich stieg aus und ging langsam auf den Reiter zu. Dieser Anblick mitten in Italien war so ungewöhnlich und zugleich so romantisch, dass ich einfach nicht vorbeifahren konnte.
Auf einmal tauchte eine hellgraue Kuh mit gewaltigen, geschwungenen Hörnern vor mir auf. Ein Kälbchen lief an ihrer Seite. Die Kuh wirkte urtümlich wie ein eiszeitlicher Auerochse, und sie benahm sich auch so. Offenbar ordnete sie mich als Feind ein, denn sie stürzte direkt auf mich los.
»Achtung!«, hörte ich den Reiter auf Italienisch rufen. Ich sprang schon zurück hinter mein Auto. Der Stoß des spitzen Horns ging in die Karosserie. Das hätte auch schiefgehen können!
»Ho, hoo!« Der toskanische Cowboy kam näher und drängte die Kuh mit seinem Hirtenstab behutsam von mir weg. Vor einem Menschen auf einem Pferd hatte sie mehr Respekt als vor einem Fußgänger.
»Das kann gefährlich werden«, sagte mein Retter und lächelte mich vom Pferd hinab an. Ich sah zu ihm auf. Er war kaum älter als ich. Seine dunklen Augen schimmerten in der Abendsonne. Ich empfand sein Gesicht als schön. Nicht schön wie das eines Models, aber naturhaft schön, unrasiert und ungezupft, frisch, ursprünglich. Sein Körper war schlank und dabei stark, trainiert nicht im Fitness-Studio, sondern bei der Arbeit unter freiem Himmel. Über dem Sattel, zwischen seinen kräftigen Schenkeln, wölbte sich ein Traumpaket, umrahmt von den Lederriemen der Leggings.
Ich musste mich zusammenreißen, um ihm zu antworten. »Danke für die Rettung! Ich hatte keine Ahnung, wie gefährlich es hier ist.« Ich lächelte auch.
Er reichte mir die Hand. »Ich bin Giovanni, aber alle nennen mich Django.«
Was für ein Name für diesen Mann! »Paolo!«, sagte ich. Eigentlich heiße ich Paul, aber in Italien nenne ich mich immer Paolo, passt besser.
Er schaute auf mein Nummernschild. »Du kommst aus Deutschland? Du sprichst gut Italienisch!«
»Danke! Ich mache oft Urlaub in Italien. Aber hier in der Maremma war ich noch nie.«
Django