Zielobjekt: Untreue Ehefrauen (Band 10). Toby Weston. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toby Weston
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748561064
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sah hinaus in die Nacht. Hier oben, hunderte Meter über der dichten Wolkendecke war der Himmel absolut klar. Die Sterne waren stumme Zeugen seines Fluges.

      Am Horizont glaubte er, die Bergkette Tirols erkennen zu können. Er befand sich auf dem Flug von Wien nach München. Der Auftrag auf Burg Oberranna war erfolgreich abgeschlossen. Er hatte viel gevögelt, spannende Abenteuer erlebt und einen wunderschönen silbernen Becher als Honorar erhalten.

      Nun war er todmüde. Eine Zigarette würde ihn jetzt sicher etwas munterer machen. Dann schüttelte er genervt den Kopf, als ihm bewusst wurde, dass in Flugzeugen absolutes Rauchverbot herrschte.

      „Wie bitte?“, fragte eine Frau neben ihm. Sie hatte sein stilles Gemurmel als Gespräch verstanden.

      „Entschuldigung“, antwortete Toby, während sich das Flugzeug sanft in eine leichte Kurve legte. „Ich habe nichts gesagt. Aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Weston. Toby Weston.“

      „Sehr erfreut. Ich heiße Elvira Lutscher“ sagte die Frau und lehnte sich genüsslich zurück, wobei sie nochmals kopfschüttelnd ihre Mähne in Position brachte.

      „Der Name passt“, antwortete Toby.

      „Elvira?“, fragte sie keck. Langsam fand sie Gefallen an der Unterhaltung.

      „Nein, ich meine natürlich den Nachnamen. Sie haben wundervolle Lippen, da finde ich den Namen Lutscher passend.“

      „Sind Sie ein Komiker?“

      „Nein. Ein Frauenverführer.“

      „Sehr witzig.“

      „Finden Sie?“

      „Ja. Aber das gefällt mir. Witzige Männer sind selten geworden. Die Welt macht die Menschen eher nachdenklich. So viele schlechte Nachrichten. Wer sollte da noch Spaß am Leben haben.“

      „Ein wahres Wort.“

      „Darf ich Sie zu einem Drink einladen?“, erkundigte sich Elvira Lutscher und lächelte freundlich.

      „Danke, vielleicht etwas später.“

      Tobys Backen wurden dicker und seine Gesichtsfarbe bekam einen dezenten Grünstich. Er hasste Fliegen. Eigentlich verabscheute er alles, bei dem er die Kontrolle über sein Leben in fremde Hände legen musste.

      „Hat da wohl jemand Flugangst?“, feixte die Frau. „Aber ein Mann hat doch keine Angst!“

      „Ich habe keine Angst“, zischte Toby. „Mir ist nur leicht übel!“

      „Sie wissen doch, runter kommen wir immer. Die Frage ist nur wie schnell!“, meinte die Frau. Sie hatte sich diese kleine Stichelei nicht verkneifen können.

      „Jetzt outen Sie sich als Komikerin“ sagte Toby und kramte vorsichtshalber einmal die „Notfalltüte“ aus der Rückenlehne des Vordermanns. Irgendwie hatte Toby das dumme Gefühl, sich gerade in erstklassiger Weise zum Kasper zu machen.

      „Haben Sie Angst vor Konkurrenz?“

      „Ich habe nur Angst davor, dass sich mein Magen selbstständig machen könnte.“

      Sein einziger Gedanke war, nicht nach unten sehen und ja nicht anfangen zu kotzen.

      „Der ist nämlich sehr empfindlich und reagiert hypernervös.“

      Tobys Gesicht wurde immer grüner, die Hände verkrampften sich in den Armlehnen.

      „Sie schaffen das schon. Männer sind doch tapfere Kerlchen.“

      Toby spürte nicht nur den ironischen Unterton in ihrer Stimme, sondern auch ihren Blick auf seine verkrampften Hände, die nach wie vor die Armlehnen malträtierten.

      „Nun ja“, druckste Toby, der erkennen musste, dass er sich aus dieser Sackgasse nicht mehr herauswinden konnte, „vielleicht habe ich doch leichte Flugangst.“

      Er ließ sich in den Sitz zurücksinken und blickte aus dem Fenster.

      Ein verheerender Fehler!

      Das Flugzeug legte sich in eine sanfte Kurve. Toby, der alles andere als schwindelfrei war, konnte noch in letzter Sekunde die Papiertüte entfalten.

      „Ja“, grinste Elvira Lutscher schadenfroh, „ist nicht zu übersehen! Vielleicht sollten wir mit dem versprochenen Drink noch solange warten, bis ihr Magen einverstanden ist.“

      Toby wäre am liebsten im Erdboden versunken, aber der lag ja nun mal tausende Meter unter ihm. Die Stewardessen begannen unterdessen ihre Getränkewagen durch die Gänge zu schieben.

      „Was kann ich ihnen anbieten?“, fragte eine der Stewardessen höflich.

      „Mir bitte einen Kaffee und ihm eine neue Tüte!“, grinste Elvira, die es längst aufgegeben hatte, sich das Lachen zu verkneifen.

      „Sehr witzig“, antwortete Toby leicht beleidigt, „aber das kommt gar nicht in die Tüte, ich nehme eine Cola, für meinen Magen.“

      „Na gut“ entgegnete Elvira, „dann eben für ihn eine Cola und eine Tüte, für den Fall, dass die Cola doch in die Tüte kommt!“

      Das Gesicht von Toby verfinsterte sich mehr und mehr. Elvira Lutscher spürte, dass sie offenbar etwas zu weit gegangen war.

      „Nicht böse sein“, versuchte sie ihn zu beruhigen, „aber ich habe eine schlimme Zeit hinter mir. Sie bringen mich zum Lachen, das hat die letzten Jahre kein Mann geschafft. Darauf können sie sich was einbilden!“

      Doch bevor Toby antworten konnte, wurde die Unterhaltung von der Durchsage des Piloten unterbrochen.

      „Meine sehr geehrten Damen und Herren!“, klang es durch die Lautsprecher. „Wir haben vom Wetterdienst soeben eine Unwetterwarnung erhalten. Es ist daher in nächster Zeit mit stärkeren Turbulenzen zu rechnen. Bitte legen Sie die Sicherheitsgurte an.“

      „Na, klasse!“, seufzte Toby. „Das kann ich jetzt gebrauchen wie Zahnschmerzen.“

      Er legte klickend den Gurt an. Nur wenige Minuten später war es dann auch soweit und das Flugzeug wurde kräftig durchgeschüttelt.

      „Ich fürchte, es geht gleich los“, stöhnte Toby und begann zu würgen.

      „Da habe ich eine schlechte Nachricht für Sie!“, antwortete Elvira. „Ich brauche jetzt Ihre Tüte!“

      Jetzt musste Toby lachen. „Ja, ja, für mich die Tüte bestellen und dann selber benutzen!“

      „Seien Sie doch still“, prustete die Frau, „das ist fies! Lachen und Übergeben gleichzeitig geht nicht!“

      Zwei Tüten später beruhigte sich das Wetter wieder und beide konnten erleichtert aufatmen.

      „Wohnen Sie in München?“, fragte die junge Frau.

      „Teilweise, ja. Sie auch?“, entgegnete Toby.

      „Nein. Aber meine Eltern.“

      „Ein Familienbesuch?“

      „Eher eine Flucht aus Wien. Etwas Beziehungsprobleme. Sie verstehen?“

      „Das gehört zu meiner Tätigkeit. Die Beziehungen zwischen Mann und Frau.“

      „Dann sind Sie ein Psychiater?“

      „Nein. Sicher nicht. Ich versuche nur zu helfen.“

      „Also ein Partner-Therapeut?“

      „Das kommt dem Kern ziemlich nahe.“

      „Sehen Sie mal aus dem Fenster. Wir befinden uns bereits im Anflug auf München.“

      Toby blickte hinaus. Er sah die Lichter einer Stadt unter sich. Das Flugzeug senkte seine Höhe und setzte kurz darauf auf dem Münchner Flughafen Franz Josef Strauß im Erdinger Moos auf. Als das Flugzeug zum Stillstand gekommen war, flitzten auch schon die kleinen Autos mit den Treppen heran.

      Kreidebleich und völlig entkräftet stieg