Lebendige Stunden. Pretorian Media GmbH. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pretorian Media GmbH
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754188354
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für sich – für die paar Stunden hier in dem Garten, der voll Erinnerungen an unsere Jugend und an unser Glück ist – gestorben ist sie deinetwegen – deinetwegen, Heinrich, daß du's weißt – für dich!

      HEINRICH immer erregter. Für mich ... für mich? ... Ich verstehe Sie absolut nicht! ... Für mich – was heißt das?

      HAUSDORFER. Verstehst du's wirklich nicht? Kannst du dir's denn nicht denken? Hast du nicht selbst eben davon gesprochen?

      HEINRICH. Wovon?

      HAUSDORFER. Hast du mir nicht selbst erzählt, was in dir vorgegangen ist? Und du bildest dir ein, deine Mutter hat nichts gemerkt?

      HEINRICH. Was hat meine Mutter gemerkt?

      HAUSDORFER. Daß dich ihre Krankheit in deinem Beruf gestört hat, daß du nichts mehr hast arbeiten können – daß du Angst bekommen hast, es ist für immer aus mit deinem Talent – daß du – du! der Gequälte, der Gemarterte, der Ruinierte warst – das hat sie gesehen und darum ...

      HEINRICH. Darum?! – Aber es ist ja nicht möglich!

      HAUSDORFER. Nicht möglich? Es war deine Mutter, so wird's schon möglich gewesen sein.

      HEINRICH. Nein, Herr Hausdorfer, Ihr Gram bringt Sie auf Vermutungen, die durch nichts gerechtfertigt sind. Ich weiß ja sehr wohl, daß meiner Mutter mein Seelenzustand kein Geheimnis bleiben konnte, so sehr ich mich bemüht habe – aber daß das der Grund gewesen sein sollte ... nein, das ist –

      HAUSDORFER ihn heftig unterbrechend. Warum willst du mir denn nicht glauben? Meinst du, ich lüge dir was vor? Ja, warum denn? – Da! Nimmt einen Brief aus der Tasche. Lies! lies! da! Der Brief ist bei klarem Bewußtsein geschrieben – das ist der, der auf dem Schreibtisch gelegen ist! Am letzten Abend hat sie ihn geschrieben. Und eine halbe Stunde nachher ... Ja, lies – da drin steht's ... weil sie dich leiden gesehen hat – sie dich – sie dich – darum ist sie fortgegangen vor der Zeit – darum ist sie gestorben!

      HEINRICH durchfliegt den Brief. Mutter! Mutter! Sinkt wie vernichtet nieder. Für mich! Um meinetwillen! Da bin ich ja ihr ... O Gott! O Gott! – Mutter! Er vergräbt den Kopf auf dem Lehnstuhl.

      HAUSDORFER sieht ihn an und nickt.

      Große Pause.

      HEINRICH erhebt sich. Ich will nun gehen. Ich begreife, daß Ihnen mein Anblick schmerzlich sein muß. Hier ist der Brief. Er behält ihn noch in der Hand. Er ist bei klarem Bewußtsein geschrieben und enthält die Wahrheit. Ja, ich zweifle nicht mehr. Nach einigem Zögern. Erlauben Sie mir nur, Sie auf diese Stelle aufmerksam zu machen.

      HAUSDORFER. Welche?

      HEINRICH. Diese hier. In der meine Mutter Sie beschwört – Mit dem Finger darauf weisend. »Ich beschwöre dich ...« mir von dem Inhalt dieses Briefes nichts zu verraten und mich zeitlebens in dem Glauben zu lassen, daß sie eines natürlichen Todes gestorben sei. Dieser Brief war ausschließlich für Sie und ganz gewiß nicht für mich bestimmt.

      HAUSDORFER. Ich bestimm' ihn für dich! Ich bestimm' ihn für dich! Ich erlaube mir – ich erlaube mir. Du wirst es überleben.

      HEINRICH. Sie haben durch Ihre Verfügung den ganzen Sinn dieses freiwilligen, dieses Opfertodes zerstört. Ihr Wille war es nicht, daß ich mich als Mörder fühlen, als ein Verdammter auf der Welt herumgehen sollte! Und Sie werden vielleicht später selbst empfinden, daß Sie nicht nur an mir, sondern auch an ihr ein Unrecht begangen haben, das beinah das meine aufwiegt.

      HAUSDORFER. Ich nehm's auf mich, Heinrich. Ich hab' es dir sagen dürfen, dir schon. Du wirst dich nicht lang als Schuldiger fühlen – nein! Du wirst dich aufraffen! leben! gestalten!

      HEINRICH. Das ist mein Recht, vielleicht sogar meine Pflicht. Denn mir bleibt nicht anderes übrig als mich selbst zu töten – oder den Beweis zu versuchen, daß meine Mutter – nicht vergeblich gestorben ist.

      HAUSDORFER. Heinrich! Vor einem Monat hat deine Mutter noch gelebt, und du kannst so reden? Für dich hat sie sich umgebracht, und du gehst hin und schüttelst es von dir ab? Und in ein paar Tagen nimmst du's vielleicht hin, als wär' es ihre Schuldigkeit gewesen? Hab' ich nicht recht: seid ihr, nicht einer wie der andere? Hochmütig seid ihr – das ist es: hochmütig, alle, die Großen wie die Kleinen! Was ist denn' deine ganze Schreiberei, und wenn du das größte Genie bist, was ist sie denn gegen so eine Stunde, so eine lebendige Stunde, in der deine Mutter hier auf dem Lehnstuhl gesessen ist und zu uns geredet hat, oder auch geschwiegen – aber da ist sie gewesen – da! und sie hat gelebt, gelebt!

      HEINRICH. Lebendige Stunden? Sie leben doch nicht länger als der letzte, der sich ihrer erinnert. Es ist nicht der schlechteste Beruf, solchen Stunden Dauer zu verleihen, über ihre Zeit hinaus. – Leben Sie wohl, Herr Hausdorfer. Ihr Schmerz gibt Ihnen heute noch das Recht, mich mißzuverstehen. Im Frühjahr, wenn Ihr Garten aufs neue blüht, sprechen wir uns wieder. Denn auch Sie leben weiter. Er geht über die Terrasse, aus der ein breiter Lichtstrahl von der Lampe in den Garten fällt.

      Vorhang.

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