»Wenn du nicht willst, bitte, deine Entscheidung, ich habe ja noch bessere Ausschnitte. Diese hier waren ja noch die harmlosen. Du kannst es dir also überlegen, ansonsten weißt du ja nun, was ich tun werde.«
Kimberly fühlte wie ein Brechreiz in ihr aufstieg und sie glaubte, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. In was für eine Situation war sie nur geraten? Gab es denn gar keinen Ausweg? Musste sie wirklich die schrecklichen Dinge tun, die Masterson von ihr verlangte? Es blieb ihr wohl kaum etwas anderes übrig, dachte sie resignierend.
Mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht beobachtete John Masterson die junge Frau, die zusammengesunken im Sessel saß und nervös mit den Fingern spielte.
»Ich werde dir natürlich ein paar Mittelchen überlassen, die deine anfängliche Scheu überwinden helfen«, erklärte Masterson mit gönnerhafter Miene. »Bei mir bist du in den besten Händen. Ich sorge für meine Mädchen wie ein Vater. Es wird dir an nichts fehlen. Wie du darauf reagierst, haben wir ja in unserem wundervollen Film von gestrigem Abend gesehen, nicht wahr? Meine Geschäftsfreunde werden hocherfreut sein.«
»Du willst mir also wieder diesen Mist geben?«, fragte Kimberly kaum hörbar.
»Klar«, entgegnete er. »Mir stehen da noch ganz andere Mittelchen zur Verfügung. Es ist ja nicht gesagt, dass es immer so stimulierend wirkt. Vielleicht tritt ja mal der gegenteilige Fall ein. Das kannst du aber ruhig mir überlassen. Ich bin Fachmann auf diesem Gebiet. Ich werde schon immer das Richtige für dich finden.«
»Also Rauschgift?« Es war weniger eine Frage, mehr eine Feststellung. »Dir reicht es nicht mich zu erniedrigen indem du mich zur Hure machst, ich soll auch noch drogenabhängig werden? Was hast du davon, wenn du mich vernichtest? Denn darauf läuft es doch am Ende hinaus.«
Masterson zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Bis dieser Tag gekommen ist, hast Du mir so viel Geld eingebracht, dass ich dich entbehren kann«, erwiderte er kaltschnäuzig. »Was interessiert es mich dann ob du verreckst? Und bis dahin werde ich gut auf mein Kapital aufpassen.«
»Und wenn meine Eltern dahinterkommen, was mit ihrer Tochter ist? Glaubst du denn allen Ernstes, die werden nicht bemerken, dass sich ihr Kind verändert?« Kimberly klammerte sich an diesen letzten Strohhalm.
»Du hast mir doch selbst erzählt, dass du deine Eltern nicht mehr so oft siehst, seit du deine eigene Wohnung in London hast«, sagte er. »Wenn du sie aber tatsächlich besuchen solltest, wirst du schon okay sein. Auch dafür sorge ich. Den Mund wirst du ohnehin halten. Denke immer an den Film.«
Kimberly senkte den Kopf und starrte betreten auf den Fußboden. Sie musste einsehen, dass Masterson sich alles gründlich überlegt hatte, und es für sie im Moment keinerlei Entrinnen gab.
»Ich gebe dir diese Mittelchen, damit dir dein neuer Job leichter fällt«, erklärte er. »Ich meine es doch nur gut mit dir.«
Kimberly lachte bitter. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich über die Augen, die tränenleer waren. Sie konnte nicht mehr weinen. Es wäre auch sinnlos gewesen. »Ja, du meinst es wirklich gut mit mir«, meinte sie spöttisch.
»Wie schön, dass du deinen Humor wiederfindest«, antwortete Masterson lachend. »Ich glaube, wir werden glänzend zusammenarbeiten. So, und damit du dich ein wenig leichter ums Herz fühlst, werde ich dir jetzt eine Spritze geben. Sozusagen als Vorgeschmack auf den Himmel, der dich bei mir erwartet.«
Kimberly wagte einen letzten Versuch. Sie stand auf, trat vor John Masterson und ging vor ihm auf die Knie. »John, ich tue alles für dich«, sagte sie beschwörend. »Alles was du verlangst, aber gibt mir kein Rauschgift. Ich werde auch ohne Drogen machen worum du mich bittest. Ich verspreche es!«
»Nein, nein, das ist mir zu unsicher«, erwiderte er kopfschüttelnd und schob sie mit einer groben Bewegung zu Seite als er aufstand.
Kimberly kippte fast zur Seite. Ihre Augen hatten jeden Glanz verloren. Sie war nur noch ein armes, geplagtes Bündel Mensch.
»Ich bleibe lieber bei meiner Methode. Sie hat sich bis jetzt immer bestens bewährt.« Mit diesen Worten nickte er ihr noch einmal zu und ging dann aus dem Zimmer.
Kimberly sah sich wie ein gehetztes Reh um. In einem offenen Teil der Schrankwand lag ein Datenstick auf dem ihr Name stand. Da war sicher die Filmdatei drauf. Konnte sie ihn unbemerkt an sich bringen und damit fliehen? Die junge Frau erhob sich und lauschte. Von John Masterson war nichts zu hören. Lautlos schlich sie zum Schrank, immer damit rechnend, dass er jeden Augenblick zurückkam. Schon hatte sie den Datenstick in der Hand. Doch wohin jetzt?
Vor ihr lag die breite Schiebetür, die zur Terrasse führte. Von dort gelangte man in den Garten und dann ... Soweit wagte Kimberly noch gar nicht zu denken.
Jedes Geräusch vermeidend, öffnete sie die Schiebetür. Nur einen Spalt, gerade so viel, dass sie durchschlüpfen konnte. Jetzt stand sie auf der Terrasse und blickte in den Garten, der von einer hohen Hecke umsäumt war. Von außen konnte man ihn nicht einsehen. Wo war bloß die Tür?
In diesem Augenblick bog Masterson um die Hausecke. Er hielt eine Pistole in der Hand, die er in einer fast verspielt anmutenden Bewegung auf sie richtete. »Ich wollte doch mal sehen, ob du die Gelegenheit zur Flucht nutzen würdest und prompt wurde ich nicht enttäuscht«, stellte er mit kalter Stimme fest. »Mein Köder hast du ja geschluckt, den Datenstick mit deinem Namen. Du hast wirklich Mut, Kimberly. Alle Achtung!«
Die junge Frau sah sich gehetzt um. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Fliehen konnte sie wohl nicht mehr. Die Waffe in seiner Hand sprach eine mehr als deutliche Sprache. Aber der Datenstick! Den konnte sie vernichten. Dann hatte er nichts mehr gegen sie in der Hand. Sie schleuderte den Stick auf den Steinboden und trat mit dem Fuß immer und immer wieder auf das Plastik, bis es zerbarst.
Masterson beobachtete sie mit verschränkten Armen und lachte hemmungslos. Er unternahm nichts. »Schade um den Stick«, meinte er genüsslich, als Kimberly ihr Zerstörungswerk beendet hatte. »Leider bringt dir das nichts, der war leer!«
Kimberly schaute ihn erschrocken an. »War das nicht ... der Film?«, stammelte sie.
Masterson schüttelte den Kopf. »Leider nein«, bestätigte er mit ruhiger Stimme. »Der war nur der Köder. Doch das konntest du ja nicht wissen. So, und nun gehen wir wieder brav ins Haus zurück. Da wartet noch eine Spritze auf dich!« Unsanft packte er sie bei diesen Worten an den Armen und zog sie durch die Terrassentür ins Innere. Dieses Mal leistete Kimberly keinen Widerstand mehr.
***
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