Clairé Beauvais
Tödliche Wollust
Clairé Beauvais
Tödliche Wollust
Erotic – Crime – Fiction
Samantha Prentiss
Bibliografische Information durch
die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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1. Auflage
Covergestaltung:
© 2018 Susann Smith & Thomas Riedel
Coverfoto:
© 2018 Depositphotos.com
Impressum © 2018 Samantha Prentiss
Verlag: Kinkylicious Books, Bissenkamp 1, 45731 Waltrop
Druck: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks
» Der Mensch hat den Mount Everest
bezwungen, er hat den Grund des Ozeans
erforscht, er hat Raketen auf den Mond
geschossen, Atome gespalten.
Er hat Wunder vollbracht
auf allen Gebieten menschlichen Strebens,
nur nicht in der Kriminalität.«
James Bond 007 – Goldfinger
Kapitel 1
Vinson Chambers war gewissermaßen Reisender in Sachen Tod. ›Mord auf Nachfrage‹ hieß sein dunkles Gewerbe, und auf seinem Gebiet war er absolute Spitzenklasse. Wilde Schießereien auf der Straße, in aller Öffentlichkeit oder Ähnliches gab es bei ihm nicht. Er war ein Killer mit Köpfchen und brauchte in der Regel nur eine einzige Kugel. Obwohl er in keiner Zeitung inserierte, hatte seine ›Murder Unlimited Company‹ Hochkonjunktur, deren Boss und einziger Mitarbeiter er war. Er konnte es sich sogar leisten wählerisch zu sein, denn sein Name hatte in der Branche genau den tödlichen Klang, den es für sein ›Bloody Business‹ brauchte.
Ob er wirklich Vinson Chambers hieß, wusste niemand zu sagen, und eigentlich konnte auch kein Mensch mit Bestimmtheit sagen, wie er aussah – denn die, die es genau wussten, lagen zumeist bereits ›Six Feet Under‹. Zu den wenigen, die noch lebten und sich sogar zu seinen Freunden zählen durften, gehörte der gerissene Rechtsanwalt Hudson Whitford, dem nachgesagt wurde, er würde für die Mafia arbeiten.
Hudson Whitford war in eine Situation geraten, aus der ihm nur noch ein Killer von der Qualität Chambers' heraushelfen konnte.
»Bei mir wurde eingebrochen«, erklärte Whitford und warf sich in den einzigen Sessel jenes Hotelzimmers, in dem er Vinson Chambers aufgegabelt hatte.
»Kann ich mir gar nicht vorstellen. Was sollte man denn bei dir schon klauen wollen? Ein paar Gesetzeslücken vielleicht?«, flachste Chambers und verzog sein pockennarbiges Gesicht zu einem Grinsen.
»Das Beweismaterial für einen Mord!«, erwiderte der Anwalt ernst.
Chambers wiegte den Kopf. »Und warum wendest du dich dann nicht an den Yard?«, fragte er lauernd.
»Mit den Brüdern verstehe ich mich nicht besonders gut. Außerdem glauben dir mir doch eh kein Wort, weil die Diebe mit meinem eigenen Schlüsselbund ausgestattet waren«, brummte Whitford resignierend.
»Du musst doch echt völlig bescheuert sein!«, grinste Chambers ihn an kopfschüttelnd an. »Wenn du so blöd bist und dein Schlüsselbund auch überall herumliegen lässt, darfst du dich nicht wundern, dass ein paar labile Charaktere auf dumme Gedanken kommen«, fügte er tadeln hinzu.
»Rumliegen ist gut«, röhrte Whitford laut. »Als die sich das Schlüsselbund geschnappt haben, hing ich noch dran!«
»Klingt, als würde mich der Fall langsam doch interessieren. Verrat' mir mal, wie die Burschen das angestellt haben.« Chambers grinste wieder, denn sein Freund war ein Bulle von Kerl, der nicht gleich beim ersten Windstoß umzukippen drohte.
»Mit einer Kombination aus Gummi und Stahl, wobei ich noch dankbar sein kann, dass der Stahl innen und das Gummi außen herum gewesen ist, und nicht umgekehrt … Sonst könnte ich unter Garantie nicht mehr so munter mit dir plaudern.«
»Um welches Beweismaterial ging es bei dem Überfall?«
»Es handelt sich um ein Tagebuch …«, erwiderte der Anwalt. »Hast du in den Zeitungen von dem brutalen Mord an dem Callgirl Savannah Campbell gelesen?«
Chambers schüttelte den Kopf. »Ich muss gestehen, dass mich nur meine eigenen Kritiken wirklich interessieren«, antwortete er in einem Anflug von Zynismus.
»Sie war meine Klientin«, fuhr Whitford fort, »und mir auch sonst sehr zugetan. Ein ausgesprochen nettes Mädchen. Leider in der falschen Branche und auf Dauer recht anstrengend.«
»Welche Branche?«
»Callgirl!«
»Und was ist dagegen einzuwenden?« Chambers sah ihn fragend an. »Auch ein Bett besteht schließlich aus Brettern, die für viele die Welt bedeuten. Außerdem ist das ein florierender Wirtschaftszweig. Wenn eine von denen ihre Kohle zusammenhält und fleißig ist, kann sie es schnell zu was bringen … Jedenfalls bedeutend schneller, als eine alte Frau beim Stricken.« Er grinste vielsagend.
»Dem will ich nicht widersprechen, Vinson«, bestätigte Whitford traurig, »nur nutzt ihr diese Erkenntnis im Leichenschauhaus auch nichts mehr.«
»Hmm …, und wie soll mein Part aussehen? Du hast mich ja wohl kaum aufgesucht, nur um mir dein Herz auszuschütten, nicht wahr?«
»Ich weiß, wer das Tagebuch in seinen Besitz gebracht hat. Du sollst es zurückholen und verhindern, dass etwas von dem, was darinsteht, jemals bekannt wird.«
Chambers grinste verschlagen. »Und wer ist der Glückliche?«
»Es handelt sich um eine ›Die‹!«, entgegnete der Anwalt. »Die Dame ist eine Kollegin meiner Mandantin und heißt Clairé Beauvais.« Er reichte ihm ein Foto. »Die Adresse steht auf der Rückseite. Kann man nicht verfehlen. Ist eines dieser neuen Hochhäuser im Stadtteil ›Bromley‹, in der ›Shire Lane‹, auf Höhe ›High Elms Country Park‹.«
»Schade um die Lady«, bemerkte Vinson Chambers lächelnd, »sie ist schon so gut wie tot.« Es war ein gefährliches Lächeln, das nur um die Mundwinkel spielte, ohne von den dunklen Augen Besitz zu ergreifen. Augen, die starr und mitleidslos blickten, wie die einer Klapperschlange.
*
Zwei Tage später begann Vinson Chambers in seinem Schlafzimmer mit den Vorbereitungen. Neben die ausgetretenen schwarzen Schuhe hatte er die grauen Wollsocken, die Hose und das kragenlose Hemd auf das Bett gelegt. Die gefälschten Papiere, die ihm eine neue Identität verschafften, warf er dazu. Er hatte sich seit seinem Treffen mit Whitford nicht mehr rasiert, und ein leichter Stoppelbart wuchs ihm auf Kinn und Wangen. Er würde ihn später mit einem Klappmesser in absichtlich unbeholfener Weise entfernen. Die Aftershave-Lotion, in denen sich das Haarfärbemittel befand stand bereits im Regal im Badezimmer und musste nur noch eingesteckt werden. Seine Haare hatte er sich kürzer und kürzer geschnitten, bis es in bürstenartigen Büscheln zu Berge stand.
Er überprüfte noch einmal seine Vorbereitungen, um sicher zu gehen, dass er an alles gedacht hatte. Dann machte er sich ein Omelett, ließ sich bequem vor dem Fernseher nieder und betrachtete eine Seifenoper, bis es Zeit zum Aufbrechen wurde.
*
Schräg gegenüber dem Appartementhaus, in dem Clairé