Unvergängliches Blut - Sammelband. S.C. Keidner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: S.C. Keidner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748595472
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Ende der Mauer wieder auf. »Und lasst euch von diesem Flittchen nicht verrückt machen. Der Herr wird einer Verbindung mit so einer nie zustimmen.«

      Kapitel 15

      »Bei den dunklen Göttern, Inam!«

      Maksim war müde, wollte sich zurückziehen. Als er in sein Gemach trat, saß Inam vor dem Feuer, angetan mit einem tief ausgeschnittenen engen Kleid aus goldfarbener Seide, den Rock gerafft, sodass das gelbe Licht der Flammen ihre schlanken Beine vortrefflich zur Geltung brachte. »Was tust du hier?«

      Inam lächelte ihn verheißungsvoll an. »Ich möchte, dass du dich entspannst, Maksim. Du arbeitest zu viel. Komm her zu mir.« Sie erhob sich, ging mit wiegenden Hüften auf ihn zu.

      Unwillkürlich wich er zurück, stand im Rahmen der offenen Tür. »Inam, du vergisst dich. Bitte geh.«

      »Das meinst du nicht so«, gurrte sie, öffnete die oberste Schleife ihres Kleids und erlaubte ihm einen fast ungehinderten Blick auf ihre Brüste. »Komm herein, Maksim. Lass dich verwöhnen.«

      »Inam, ich bitte dich, geh! Ich bin nicht in der Stimmung für derartige Spielchen!«

      »›Spielchen‹?« Sie runzelte die Stirn und lächelte dann. »Im Sommer hast du diese ›Spielchen‹ geliebt! Was ist los? Ich habe hier auf der Festung keine Frau gesehen, die dir auch nur im Entferntesten bieten kann, was ich dir biete! Und das weißt du!« Sie öffnete eine weitere Schleife, zog den Stoff von den Brüsten.

      »Mir ist es gleich, was du bietest! Jetzt verschwinde!«

      »Maksim, ich bitte dich! Du willst mich und ich will dich! Ja, ich will dich! Ich will deine Gefährtin werden! Du weißt, dass das Sinn macht, sehr viel Sinn sogar! Politisch ist es eine gute Lösung. Und im Bett ‒.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ergriff seine Hand und legte sie auf ihre Brüste.

      Er spürte die harten Brustwarzen unter seinen Fingern, riss sich los und wich angewidert bis zur Flurwand zurück. »Inam, bedecke dich sofort wieder!«

      Sie blieb stehen. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung von Unglauben und Wut. »Du wagst es, mich abzuweisen? Mich?«, zischte sie. »Findest du deine kleine Sklavenschlampe etwa anregender als mich?« Sie lachte höhnisch, als sie seinen bestürzten Gesichtsausdruck sah. »Tja, mein Lieber, euer Geheimnis ist nicht mehr so geheim, wie ihr es gerne hättet! Die Gefährtinnen der Krieger sind gut unterrichtet. Ein Stallmädchen! Und wegen so einer weist du mich ab?«

      In ihm brodelte die Wut hoch, Wut auf diese Frau, aber auch auf sich selbst, dass er im Sommer auf sie hereingefallen war. Wieso hatte er sie nicht als das erkannt, was sie war?

      Er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Ich frage mich, wer hier die Schlampe ist, Inam«, sagte er mit einem vielsagenden Blick auf ihre nackten Brüste, auf denen sich im kühlen Luftzug des Flurs eine Gänsehaut gebildet hatte.

      »Das frage ich mich auch.« Die harte Stimme Zelinkans ließ sie zusammenfahren.

      »Vater!« Inam keuchte entsetzt auf, raffte ihr Oberteil zusammen.

      »In unsere Gemächer, sofort!«, herrschte der Fürst seine Tochter an.

      Inam schluckte und zeigte mit einem bebenden Finger auf Maksim. »Er … er hat versucht, mir Gewalt anzutun! Er hat mein Kleid aufgerissen!«

      »Lüg mich nicht an! Ich habe eure Unterhaltung gehört.« Zelinkan klang nur noch mühsam beherrscht. »In unsere Gemächer mit dir!«

      Mit einem Schluchzer und hasserfülltem Blick auf Maksim rannte Inam den Flur hinunter, das lose Oberteil des Kleides mit beiden Händen festhaltend, an einigen Zimmersklavinnen vorbei, die mit offenen Mündern dastanden.

      Zelinkan wandte sich ihm zu. Seine Miene war erstarrt. »Maksim, ich muss mich entschuldigen. Ich weiß nicht, was über meine Tochter gekommen ist.«

      »Du musst dich nicht entschuldigen, Zelinkan. Inam ist für ihre Handlungen selbst verantwortlich.«

      Zelinkan neigte den Kopf. »Ich danke dir für dein Verständnis. Es ist leider nicht das erste Mal, dass ich meine Tochter in einer verfänglichen Situation angetroffen habe. Ich … ich muss überlegen, was mit ihr wird.« Sein Gesicht verzerrte sich kummervoll.

      Maksim fühlte Mitleid für den Fürsten, den er als aufrechten und ehrenvollen Mann kennengelernt hatte. Zelinkan hatte die Schwierigkeiten, in die Inam ihn brachte, nicht verdient.

      Der Fürst räusperte sich. »Ich bin gekommen, weil ich dir diese Schrift geben wollte, die unsere Ideen ausführt. Ich würde mich über Anmerkungen freuen. Und hoffe, dass dieser … Zwischenfall unsere Zusammenarbeit nicht stört.«

      »Das tut er nicht.« Er nahm das Pergament, das Zelinkan ihm entgegenhielt.

      Der nickte, verabschiedete sich steif und ging mit schweren Schritten den Gang hinunter.

      Maksim seufzte. Er fühlte sich verantwortlich, das musste er voller Scham zugeben. Schließlich hatte er das Bett mit Inam geteilt im letzten Sommer, und hatte ihren Beteuerungen, dass es ihr nur um das körperliche Vergnügen ginge, Glauben geschenkt. Ihre Bemerkung, dass er ja nun der Erbe des Herrschers über die Stämme sei, hätte ihn nicht nur aufhorchen lassen sondern auch warnen sollen. Sie wollte seine Gefährtin werden. Er hätte nicht vermutet, dass sie dieses Ziel so nachdrücklich verfolgte. Was war er doch naiv gewesen!

      Er stieß einen leisen Fluch aus und schloss die Tür hinter sich. Er konnte nur hoffen, dass Inam jetzt klein beigab.

      Kapitel 16

      Für den Blutdienst zur Tochter Zelinkans gerufen zu werden, brachte Rodica aus der Fassung. Ausgerechnet die Frau, die Maksims Gefährtin werden wollte! Über die Emese bei jeder sich bietenden Gelegenheit herzog. Die von Warin als Flittchen bezeichnet wurde.

      Sie wusch sich zögernd die Hände und Arme und ging zu der Vampirin, wobei sie versuchte, ihre Anspannung hinter einer reglosen Miene zu verstecken.

      In den Gemächern Zelinkans fand sie ein Chaos vor. Inam hatte ihre Kleider auf die Sessel geworfen und kramte hektisch in einer Schublade der Kommode, zog Strümpfe und Unterwäsche heraus. Auf dem Waschtisch lagen Dutzende Glasflakons durcheinander. Einer von ihnen war ausgelaufen und wohl der Grund für den penetranten Lavendelduft im Raum.

      Die Vampirin wirkte zu Rodicas Überraschung ungepflegt. Ihr goldfarbenes Seidenkleid sah aus, als hätte sie darin geschlafen, das Haar war nicht gebürstet und unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. »Da bist du ja endlich!«, giftete sie. »Warum hat das so lange gedauert?«

      »Ent … entschuldigt, Herrin, aber ich … ich bin sofort gekommen, als man mir Bescheid gesagt hat«, stotterte Rodica.

      »Ja, natürlich, und Pferde können fliegen«, höhnte Inam. »Dein Arm.«

      Rodica gehorchte.

      Die Vampirin packte den Arm, starrte sie feindselig an und biss in ihr Handgelenk.

      Ein scharfer Schmerz durchfuhr Rodica. Sie schrie auf, versuchte vergeblich, sich dem eisernen Griff zu entwinden. Inam nutzte ihre Geisteskräfte nicht! »Bitte, Herrin! Ihr tut mir weh!«

      Ihr Handgelenk brannte, als würde jemand glühende Eisen hineinstoßen und ihre Hand wurde taub. Sie sank wimmernd auf die Knie. Messerscharfe Zähne bohrten sich tiefer in ihr Fleisch.

      »Bitte, … es … tut so … weh«, flehte sie tränenüberströmt, doch Inam beachtete sie nicht.

      Ein weiterer verzweifelter Versuch, sich ihr zu entziehen, schien zunächst erfolgreich. Der Biss der Vampirin lockerte sich, aber nur, um die Zähne erneut und fester in das zarte Fleisch zu schlagen. Rodica schrie weinend auf. Inams Blick, unablässig auf ihr Gesicht gerichtet, war triumphierend.

      Rodica spürte verzweifelt, wie mit dem Blut die Lebenskraft aus ihr lief. Sie schluchzte gequält »Herrin ‒«, doch die Vampirin blieb in ihr Fleisch