Ein undurchsichtiger Gentleman.. Catherine St.John. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Catherine St.John
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750247581
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– Wäsche, Kleider, Schuhe, was man für das Landleben eben braucht.“

      „Und wenn Stephen einmal mit ihr nach London fährt?“, rief Susan sofort dazwischen.

      „Dann soll er ihr dort etwas nach der neuesten Mode kaufen. Dachtest du, sie werde sich den Rest ihres Lebens in ihre Aussteuergarderobe kleiden?“

      Dem konnte Susan nicht widersprechen und zog entsprechend ein langes Gesicht.

      „Ich möchte auch einmal wieder nach London“, verkündete sie, als sie sich wieder erholt hatte.

      „In der nächsten Saison. Aber nur für einige Wochen“, gestand ihre Mutter ihr zu.

      „Dann bin ich ja schon verheiratet“, stellte Annabelle mit verträumtem Lächeln fest.

      „Meine Jüngste heiratet als erste“, kommentierte ihre Mutter stolz. „Aber das ist vielleicht nicht so verwunderlich, die Mädchen heiraten ja immer viel früher. Nun, John wird sich bald ein Beispiel nehmen – und Richard sollte natürlich auch…“

      „Und ich auch!“, rief Susan sofort.

      „Du nicht!“, verfügte ihre Mutter. „Du bist noch viel zu albern.“

      Lady Horbury lächelte fein.

      „Ich bin schon fast einundzwanzig!“, empörte Susan sich.

      Annabelle kicherte.

      „Jaja“, seufzte Lady Norton, „aber man sollte es nicht glauben, wenn man dich so herumalbern hört. Annabelle ist jünger als du und sie kann sich wie eine Lady benehmen.“

      „Vergleichsweise“, schränkte Lady Horbury ein.

      Annabelle und Susan verdrehten recht wenig ehrerbietig die Augen zum Himmel, aber die beiden Mütter, die eifrig die besten Beispiele für kindisches Verhalten ihrer Kinder, vor allem ihrer Töchter, verglichen und sich dabei ausgezeichnet amüsierten, bemerkten das glücklicherweise nicht.

      Schließlich erwähnte Susan, dass sowohl die Spanielhündin Bella als auch die bewährte Mäusefängerin Kitty gerade Junge bekommen hätten.

      „Oh! Oh, wie süß! Oh, darf ich die Kleinen sehen?“ Annabelle wandte sich bittend an ihre Mama, die sie mit einer großzügigen Handbewegung entließ – „wenn Lady Norton nichts einzuwenden hat?“

      „Nicht doch! Geht nur, ihr beiden.“

      Das ließen sich die Mädchen nicht zweimal sagen. Auf dem Weg zu den Stallungen, wo Bella und Kitty, wenn auch in verschiedenen Bereichen, ihr Wochenbett hielten, schnaufte Susan empört: „Ich bin doch nicht albern! Mütter sind wirklich schrecklich, nicht wahr?“

      „Verständnislos“, stimmte Annabelle zu. „Sie wissen nicht mehr, wie es ist, jung zu sein. Meine Mutter ist ja auch schon bald fünfzig Jahre alt, also hat sie längst vergessen, was sie in ihrer Jugend gedacht hat.“

      „Das muss ja auch eine Ewigkeit her sein“, murrte Susan. „Praktisch im Mittelalter!“

      Annabelle, die genauso wenig wusste, wann das Mittelalter gewesen war, gab ihr Recht. „Du bist einfach nur lustig, Susan“, meinte sie dann. „Wie war es denn in London? Du hattest ja immerhin schon eine Saison dort!“

      „Einerseits sehr amüsant, aber andererseits auch furchtbar anstrengend – die halbe Nacht tanzen, den ganzen Tag Besuche machen, herumfahren, einkaufen, Besuche empfangen… als wir nach Hause gekommen sind, wollte ich nur noch schlafen, am besten eine ganze Woche lang.“

      Annabelle kicherte. „So ginge es mir wohl auch – aber ich muss ja nicht mehr nach London, um einen Mann zu finden. Nur noch, um meinen Trousseau zu besorgen. Ob das so lustig wird… aber Mama hat ja versprochen, dass wir uns auch einige Sehenswürdigkeiten ansehen werden. Und vielleicht ins Theater gehen… Hast du in London denn gar keinen passenden Gentleman getroffen?“

      „Nun ja, durchaus einige – aber der Richtige war nun doch nie dabei.“

      „Oh, erzähl doch!“

      Susan kicherte, als sie Annabelle unterhakte und sie auf den Weg zum Stalleingang zog. „Einer war hoch in den Fünfzigern und suchte eine dritte Frau -“

      Annabelle war entsetzt stehengeblieben. „Ein Sultan? Wie in diesem Roman, den wir heimlich gelesen haben? Die dürfen doch mehrere Frauen haben?“

      „Unsinn, du Dummchen, die ersten beiden waren doch schon gestorben! Die erste hat ihm vier Söhne und drei Töchter geschenkt, die zweite zwei Söhne und vier Töchter. Dreizehn Kinder, zwischen vierzehn und einem Jahr alt… Da suchte er wohl eine Stiefmutter, aber das wäre mir wirklich zuviel geworden.“

      „Dreizehn Kinder… das bringt ja obendrein auch noch Unglück!“

      „Albernes Weib! Papa hat ihm gesagt, mit mir hätte dieser Sir Lawrence nur noch ein vierzehntes Kind. Hinterher hat er mir das brühwarm erzählt. Ich war regelrecht beleidigt!“

      „Nett war es nicht - aber doch wirkungsvoll?“

      „Glücklicherweise“, seufzte Susan. „Es gab noch zwei verarmte Barone vom Land, denen Papa nur sagen musste, wie bescheiden meine Mitgift ausfallen würde, um sie zu vertreiben, und einen wirklich süßen Jungen, den jüngsten Sohn eines Earls, der aber leider unfassbar dumm war. Papa hat gemeint, wir seien zusammen nicht imstande, unser Leben zu bewältigen. Damit hatte er wohl auch nicht ganz Unrecht. Nun, das Herz hat es mir nicht gebrochen…“

      Sie hörten ein lautes Fiepen, was sie sofort von Susans glücklosen Bewerbern ablenkte. „Das ist Bella! Komm, sie hat vier kleine Welpen bekommen und einer ist niedlicher als der andere!“

      Das war nicht zu bestreiten – Bella lag auf einer alten Wolldecke auf der Seite und wirkte eindeutig stolz, während zwei der Welpen eifrig tranken und die anderen beiden, noch fast blind, ziellos herumtappten und sich durch Fiepgeräusche zu verständigen schienen.

      Die beiden Mädchen fielen voller Begeisterung in das Heu neben der Hündin und jede griff sich einen der beiden Welpen, die sofort die Hände beschnupperten und sie dann abzulecken begannen, was entzücktes Kichern hervorrief.

      „So einen kleinen Hund hätte ich auch gerne“, seufzte Annabelle, „aber Mama mag keine Hunde im Haus.“

      „Meine Mutter auch nicht. Aber vielleicht eine kleine Katze? Komm!“

      Kitty lag mit drei noch ganz winzigen rot-weiß getigerten Babys in einer großen, gepolsterten Kiste am anderen Ende des Stalls, liebevoll bewacht von all den Pferden, die die Kiste genau im Blick hatten.

      Kitty selbst war eine recht kleine graue Katze mit weißen Pfoten, was Annabelle erstaunte: „Die Kleinen sehen ihr ja gar nicht ähnlich!“

      Die etwas weltgewandtere Susan zuckte die Achseln. „Sie sehen eben aus wie Tommy, der sich hier im Stall um die Mäuse kümmert.“

      „Ich sehe gar keine Mäuse?“

      „Ja, eben. Tommy ist wirklich fleißig. Kitty auch, wenn sie nicht gerade Babys hat.“

      „Und er ist der Vater der Babys?“

      „Ganz offensichtlich. Einen anderen roten Kater gibt es hier nicht.“

      „Aha…“ Annabelle war sich nicht ganz sicher, ob sie alles verstanden hatte, aber sie wollte sich vor ihrer künftigen Schwägerin keine Blöße geben, sondern nahm lieber eines der blinden Babys auf und streichelte es vorsichtig. „Sie haben noch ganz runde Öhrchen… und sie piepsen, statt zu miauen!“

      „Wahrscheinlich heißt das Piepsen Mama, wo bist du? Sie sehen doch noch nichts.“

      „Ich werde Mama fragen, ob ich nicht so ein süßes Kätzchen haben darf“, beschloss Annabelle. Sie setzte das Baby zur Mutter, die sofort begann, es abzulecken, und erhob sich, um ihre Röcke auszuschütteln, bis kein Stroh mehr daran hing.

      Ein sehr hübsches Anwesen war Norton House, das konnte man nicht leugnen. Alleine schon die