Anja und das Reitinternat - Auf gut Glück. Feli Fritsch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Feli Fritsch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783745043891
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dir liegt es garantiert nicht“, sagte ich entschlossen.

      „Meinst du echt?“ Amelie blickte aus tränenverschmierten Augen hoch.

      „Aber klar!“, erwiderte ich. „Darin besteht kein Zweifel!“

      „Danke, Anja. Du bist wirklich eine gute beste Freundin!“ Amelie wischte sich die Tränen weg. Anscheinend hatte sie den ersten Schock verdaut. Realisieren würde sie es erst nachher, wenn sie mit ihren Gedanken alleine war.

      „Bin ich gerne“, erwiderte ich und lächelte ihr aufmunternd zu. So traurig, wie Amelie jetzt war, hatte ich sie lange nicht mehr gesehen. Nicht mal Sebastians anfängliche Abneigung ihr gegenüber hatte sie so verletzt wie die Tatsache, dass ihr geliebtes Pferd demnächst nicht mehr dem Internat gehörte.

      Beim Abendessen im Anschluss gab es deshalb natürlich auch kein anderes Thema in unserer Fünfer-Clique. Sebastian hatte die ganze Zeit einen Arm um Amelies Schulter gelegt und sie saß schniefend an ihn gelehnt.

      „Du solltest mal etwas essen“, fand Sebastian und bot ihr etwas von seinem Salat an. Amelie liebte Salat und wenn sie ihn ablehnte, so wie jetzt, dann ging es ihr wirklich schlecht.

      „Hab aber keinen Hunger“, Amelie drehte den Kopf weg, als Sebi die Gabel zu ihrem Mund hob.

      „Och, Amelie“, sagte er und versuchte, sie anzusehen. „Du weißt, dass du Energie brauchst. Wer so viel weint, der braucht ’ne Menge Nachschub“, er tippte mit dem Zeigefinger an ihre Nase und ich sah den beiden zu. Es war herzzerreißend, wie liebevoll er sich um seine Freundin kümmerte.

      „Trotzdem“, erwiderte Amelie trotzig.

      „Tu’s für Starbux. Glaubst du, er würde dich so leiden sehen wollen, wenn er wüsste, was los ist?“, startete Sebi einen erneuten Versuch.

      „Er würde genauso nichts mehr essen wie ich.“ Amelie verschränkte die Arme. Ihr Blick ging ins Leere.

      „Dann seid ihr beide blöd. Trotzfasten ist nämlich der falsche Weg.“ Sebastian legte die Gabel zur Seite und löste seinen Arm um Amelie, sodass sie realisierte, dass seine Geduld am Ende war.

      „Na gut, gib schon her“, sie zog sich Sebastians Salatschüssel heran und piekte mit der Gabel hinein. Etwas lustlos aß sie, aber immerhin ließ sie das Abendessen nicht gleich ganz ausfallen. Sebastian dachte wohl dasselbe, denn er lächelte.

      Auch wenn Amelie das zunächst nicht wahrhaben wollte, das Leben ging weiter. Nach den acht Stunden, die wir am Mittwoch gehabt hatten, trafen Olli und ich uns zur Präsentations-Probe für unseren Vortrag, der übernächste Woche Premiere hatte. Wir hatten unseren Text in der Woche nach den Herbstferien geschrieben und auch schon eingeteilt, unsere Reitpräsentation war ebenfalls schon fertig und musste nur noch geprobt werden.

      „Ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht mehr so sicher, ob das, was wir hier haben, so gut ist“, ich kratzte mich nachdenklich am Kopf.

      „Anja, wir haben auf unseren Aufsatz eine glatte eins bekommen. Und da wir mit derselben Strategie vorgegangen sind, kann unser Vortrag jetzt nicht sooo viel schlechter sein. Konzentrier dich jetzt mal“, erwiderte Oliver, der mit einem Zettel in der Hand dastand und versuchte, seinen Text vorzutragen, während ich daneben stand.

      „Ist ja gut“, sagte ich besänftigend und stellte mich ein paar Meter weiter weg, damit er in Ruhe seinen Text üben konnte.

      Doch plötzlich unterbrach Oliver. „Wir hätten gleich mit den Pferden üben sollen“, fiel ihm mitten im Satz auf.

      „Du wolltest ja nicht auf mich hören“, ich legte mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf schief und sah ihn herausfordernd an.

      „Mist, da hätte ich vielleicht auf dich hören sollen“, gab er zu. „Jetzt üben wir zwar das Sprechen, aber nicht mit den Übungen, die der andere im Hintergrund reitet …“, Olli kratzte sich am Kopf.

      „Außerdem bezweifle ich, dass Boreo es schaffen wird, stehenzubleiben, während ich meinen Text vortrage“, gab ich zu bedenken und Olli nickte.

      „Irgendwie kriegen wir das hin …“, meinte er dann entschlossen und raffte sich auf.

      „Hoffentlich hast du recht.“ Ich blieb skeptisch.

      „Weißt du was? Wir proben morgen komplett mit Text und Pferden und Reiten und machen dafür jetzt Feierabend. Ich habe nämlich keine Lust mehr und außerdem gibt es gleich Abendessen“, Oliver grinste mich an und ich war sofort einverstanden, sodass wir uns auf den Weg in die Mensa machten.

      Nach dem Abendessen setzte ich mich an den Lernkatalog für Französisch, weil wir die Klassenarbeit bereits nächsten Dienstag schreiben würden und ich am Wochenende nicht wirklich viel Zeit zum Lernen hatte: Mein Freund Phil hatte sich angekündigt.

      Phillip Brückner lebte in Fulda und konnte mich nur in den Ferien oder am Wochenende besuchen. Seine zweite Klausurenphase für das erste Halbjahr fing erst eine Woche später an, sodass er mich auch ohne schlechtes Gewissen besuchen konnte. Seine Dressurwunderstute Baltic Sea blieb solange in ihrem Stall und wurde von Phils Cousine Sandra geritten. Eigentlich war Phil – wie Amelie bereits gesagt hatte – genau der richtige Schüler für das Reitinternat, aber seine Eltern hatten sich strikt dagegen ausgesprochen; schon damals, als Phil mich am Ende des Lehrgangs seinen Eltern vorgestellt hatte und diese seinen Vorschlag, auf dem Internat gefördert zu werden, mit einer kalten Miene abgelehnt hatten. Am Anfang war ich etwas perplex über ihre Abneigung und dann der festen Überzeugung gewesen, dass das nur der erste Schock war, dass sich ihr Sprössling (Phil ist Einzelkind) auf dem Reitlehrgang, auf dem er trainieren und nicht flirten sollte, verliebt hatte. Doch auch im Laufe des einen Jahres hatte sich leider nichts geändert. Monika und Peter Brückner blieben stur.

      Déjà-Vu

      Bevor Phil am Freitagnachmittag am Reitinternat ankommen sollte, erlebte ich jedoch noch mal einen Höhepunkt in meiner Reitkarriere. In den letzten beiden Schulstunden am Freitag hatten Amelie, Celina, Olli und ich Theorieunterricht und am Ende hatte Mama noch eine kleine Überraschung für mich und Amelie.

      „Da die Turniere beim Willkommensturnier von FN-Richtern abgenommen werden und Amelie und Anja in ihren M-Prüfungen beide platziert wurden, bekommen sie von der Reiterlichen Vereinigung beide die Leistungsklasse 4 überreicht. Amelie in der Dressur und Anja im Springen. Herzlichen Glückwunsch“, Mama lächelte, als sie uns die neuen Reitausweise überreichte.

      „Was bringt das denn für die beiden?“, rief Konstantin in die Klasse.

      „Das erzählen wir euch übernächste Woche in unserem Vortrag“, grinste Oliver und kippelte mit seinem Stuhl, so wie er es immer tat … bis er mal auf den Kopf fallen würde.

      „Wir dürfen jetzt ganz offiziell L und M reiten, jedenfalls in unseren Disziplinen. Außerdem sind wir teilweise auch schon S-Prüfungen zugelassen“, erklärte ich dennoch, weil ich mir sicher war, dass die Klasse es sonst dann nicht mehr verstehen würde.

      „Ah. Danke, Anja“, lächelte mir Konstantin zu und Olli verzog das Gesicht.

      „Das hätte ich auch gewusst“, murmelte er und ich musste ein Kichern unterdrücken. „Das ist nicht lustig“, fand Olli und ließ sich zurück auf die Ausgangsposition seines Stuhls sinken.

      „Doch, finde ich schon“, erwiderte ich zwinkernd und schlug mein Theorieheft zu, weil Mama uns bereits entlassen hatte. Nach ein paar Sekunden ertönte der Gong, der und lockend rief: Mittagessen!

      Da Phil Mathe-Ausfall gehabt hatte, konnte er bereits am späten Nachmittag am Reitinternat sein. Papa holte ihn mit mir gemeinsam vom Bahnhof ab, nachdem ich Sky bereits ablongiert hatte. Was ich heute mit Boreo noch anstellen wollte, war klar: Springtraining!

      „Hey, meine Süße!“ Phil ließ seine Tasche sinken und nahm mich fest in den Arm. „Schön, dich wiederzusehen“, sagte er grinsend und als ich ihn ansah, küsste er mich.

      „Ich bin froh, dass das dieses Wochenende geklappt hat“,