Ort des Bösen. J.P. Conrad. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.P. Conrad
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738036299
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Buchstaben ›Highlands Car Rental‹. Das runde Firmenlogo links daneben zeigte die Silhouette eines Autos in den Farben der schottischen Flagge.

      Als Jack an den Tresen trat und sich räusperte, sah die junge Frau mit der rotbraunen Ponyfrisur am Schreibtisch von ihrem Handy auf.

      »Kann ich Ihnen helfen?«

      »Guten Abend. Calhey ist mein Name. Ich habe einen Mietwagen reserviert.«

      Erst, nachdem sie noch ein paarmal auf dem Display ihres Mobiltelefons herumgedrückt hatte, legte sie das Gerät beiseite und stand auf. Sie rückte den grauen Rock ihrer Dienstkleidung zurecht und trat an den Computer hinter dem Schalter. Ihre flinken, mit milchig-glänzenden Kunstnägeln geschmückten Finger wanderten klackend über die Tastatur.

      »Ah, hier. Mister Calhey. Sie haben einen Geländewagen bestellt, richtig?«

      Jack bejahte und kam der Bitte der Kaugummi kauenden Frau, auf deren Namensschild er ›Hier bedient Sie freundlich Jennifer Knox‹ lesen konnte, nach seinem Führerschein zuvor.

      Nachdem alle Formalitäten erledigt waren und er die Wagenschlüssel bekommen hatte, zog er das Foto von sich und Felix aus der Innentasche seiner Jacke. Grace hatte es im Sommer aufgenommen; es zeigte die beiden in voller Ledermontur mit ihren Bikes vor Felix‘ Werkstatt. Jack hielt der jungen Frau das Bild vor die Nase.

      »Sagen Sie, haben Sie diesen Mann hier zufällig schon mal gesehen?«

      Sie beugte sich kurz vor, dann lächelte sie schräg. »Das sind Sie!«

      Jack zwang sich ebenfalls ein Schmunzeln ab. »Hm, ja. Ich meinte eigentlich den Herrn links auf dem Bild.«

      Jennifer Knox sah noch einmal hin und kniff dabei leicht die mit breitem Eyeliner geschminkten Augen zusammen. Nach einem kurzen Brummen folgte ein zögerliches Kopfschütteln.

      »Nein, tut mir leid. Den kenne ich nicht.«

      »Er war Kunde bei Ihnen«, erklärte Jack. »Vor nicht einmal zwei Wochen.«

      »Ach so? Er war doch hoffentlich nicht unzufrieden mit unserem Service?« Sie klang fast etwas besorgt.

      »Das weiß ich leider nicht. Aber ich bin auf der Suche nach ihm. Sein Name ist Felix Byrne.«

      Die Angestellte verzog die Mundwinkel. »Sagt mir nichts.« Dann bedachte sie Jack mit einem argwöhnischen Blick.

      »Sind Sie von der Polizei?«

      Er schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Privatdetektiv. Aus London.«

      Jennifer Knox schob ihr Kinn etwas vor und sah ihn, nach wie vor skeptisch, an.

      »So, aha. Und hat der Mann was ausgefressen?« Sie deutete auf das Foto, das Jack inzwischen etwas hatte sinken lassen. Er hielt es ihr erneut hin.

      »Allerdings. Es handelt sich um einen mehrfachen Versicherungsbetrüger«, log er. »Ich wurde von Lloyds engagiert, ihn zu finden.«

      Das klang hoffentlich glaubwürdig und auch wichtig genug, um die Unterstützung der jungen Dame zu gewinnen. Sie nickte verstehend.

      »Okay…«

      »Sie könnten mir meine Arbeit sehr erleichtern, wenn Sie mir ein paar Auskünfte geben würden.«

      »Tja, gerne. Wenn ich kann.«

      Jetzt lächelte sie geschmeichelt, wie Jack erleichtert zur Kenntnis nahm.

      »Also, Sie können sich an den Herrn wirklich nicht erinnern?«, fragte er.

      Sie griff nach dem Foto, stützte sich auf den Tresen und besah es sich eine Weile. »Tja, ich weiß nicht. Wann soll er hier gewesen sein?«

      »Laut meinen Informationen soll er am fünfundzwanzigsten September den geliehenen Wagen wieder hier abgegeben haben.«

      Jennifer Knox schloss die Augen und schien sich einen Kalender vor ihrem geistigen Auge vorzustellen.

      »Das war ein Donnerstag. Da hatte mein Kollegin Dienst.« Ihr schien ein Gedanke zu kommen, denn sie hielt nun den Kopf leicht schräg. »Da fällt mir ein, dass mir mein Chef vor ein paar Tagen erzählt hat, dass die Polizei sich nach einem bestimmten Mietwagen erkundigt hatte.«

      »Das wird wohl derselbe sein«, mutmaßte Jack. »Können Sie in ihrem System vielleicht mal für mich nachschauen?«

      Sie zögerte. »Ich weiß nicht. Sie sind ja nicht von der Polizei…«

      Jack beugte sich etwas nach vorne und machte ein unterwürfiges Gesicht. »Sie würden mir wirklich sehr helfen. Und ich würde Sie für ihre Unterstützung auch nachher zum Essen einladen.«

      Das Lächeln der jungen Frau wich einer eisigen Miene.

      »Danke, aber nein danke.« Sie sah zum Bildschirm. »Also, wie hieß der Kunde, den Sie suchen, nochmal?«

      Jacks Rechnung war aufgegangen; mit der unterschwelligen Anmache hatte er erreicht, dass sie ihn so schnell wie möglich loswerden wollte.

      »Felix Byrne«, antwortete er zufrieden.

      Die junge Frau tippte etwas in die Tastatur und fuhr dann mit der Plastiknagelspitze ihres Zeigefingers über den Bildschirm. »Ja, hier ist er. Was wollen Sie wissen?«

      »Wenn möglich alles, was Sie mir anbieten können.«

      Sie brummte missmutig. »Naja, ich habe seine Führerscheindaten, die Daten zu dem Wagen, den er von uns bekommen hat und die Abhol- und Bringzeiten.«

      Jack überlegte kurz, welche dieser Informationen für ihn von Relevanz waren; Führerscheindaten sicher nicht.

      »Wann genau hat er den Wagen zurück gebracht?«

      Erneut wanderte ihr Finger suchend über den Schirm. »Am fünfundzwanzigsten, wie sie schon gesagt haben. So war es auch vertraglich vereinbart. Wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Der Wagen wurde um elf Uhr sechzehn wieder eingebucht.«

      Jemand räusperte sich. Jack sah auf und die junge Frau drehte sich um. Ein Mann in einem durchnässten Regenmantel hatte den Raum betreten

      »Oh, hallo Mister Hedren«, begrüßte ihn Jennifer Knox. Sie wirkte überrascht. »Ich dachte, Sie wollten heute gar nicht kommen.«

      Während der hagere, fast kahlköpfige Mann seinen schwarzen Mantel abstreifte, von dem das Wasser auf den Boden tropfte und unter dem er einen Anzug mit einer blauen Firmenweste trug, antwortete er:

      »Zuhause ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Ich will mich mit Arbeit ablenken.«

      Jack erkannte sofort, dass es sich bei dem Neuankömmling um den Vorgesetzten der jungen Frau handelte; ein Umstand, den er nur als unglücklich werten konnte.

      Nachdem er den Mantel über einen der Stühle gelegt hatte, kam Mister Hedren auf die beiden zu.

      »Darf ich fragen, wozu Sie diese Auskünfte benötigen, Mister…?«

      »Calhey. Jack Calhey.«

      »Er ist Privatdetektiv und sucht nach einem Kunden von uns«, kam Jennifer Knox Jack zuvor. Mister Hedren rückte seine schmale, eckige Brille zurecht und sah Jack stirnrunzelnd und mit reichlich Skepsis an.

      »Es geht doch wohl nicht um diesen Kerl, nach dem sich schon die Polizei erkundigt hat? Wie hieß er noch? Byrne?«

      »Ich schätze doch, Sir. Felix Byrne.«

      »Wir haben den Beamten bereits alle Informationen gegeben«, erklärte Hedren barsch. Dann musterte er Jack kritisch. »Und wir sind leider nicht befugt, Privatpersonen Auskunft über unsere Kunden zu geben.«

      »Das verstehe ich voll und ganz«, entgegnete Jack einsichtig. »Aber eine Frage können Sie mir sicher beantworten: Haben sich die Beamten die Bänder Ihrer Überwachungskamera zeigen lassen?« Er deutete auf die kleine, dunkle Halbkugel an der Decke vor dem Schalter, die ihm schon zu Beginn aufgefallen war.

      »Keine Ahnung. Wieso? Die