Suomi on kaunis (Deutschland auch). Nadja Hummes. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nadja Hummes
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783746732084
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noch.“

      „Von deinem Vater?“

      „Kyllä.“

      „Verstehe.“

      „Ja, wegen der Krieg.“ Valtteri nickt. „Und danach hat er in der Job oft deutsch sprechen müssen. Hat ihm Freude gemacht. Nach die Arbeit hat er sich oft abends mit mir und meinem Bruder zusammen gesetzt. Zu reden über der Tag und die Schule und so weiter. Wir haben auf Finnisch und Deutsch miteinander gesprochen. Er hat uns das gerne gelehrt und ich fand es immer sehr spannend. Später kam noch Englisch dazu. Dann haben wir in drei Sprachen miteinander geredet. Das war ein ziemliches Geplapper, mein Vater, mein Bruder und ich. Meine Mutter kann eigentlich auch Deutsch. Und Schwedisch und Englisch. Aber sie ist etwas aus die Übung, seit mein Vater damals gestorben ist.“

      „Inwiefern? Spricht sie nur noch Finnisch?“

      „Nein, nein. Sie hat ihr Seniorentreff mit die alten Leute. Für Ehrenamt und Freizeit und so. Und da sprechen sie immer viel und laut und durcheinander. Viele Sprachen.“

      „Dann müsste sie doch gut im Training sein?“

      „Ja, aber sie braucht länger, bis sie die Sätze in die andere Sprache weiß. So she's a little bit... unhappy. Because of her knowledge.“

      „What? But isn't she over eighty?“

      „Jo. Kyllä.“

      „Valtteri?“

      „Hm?“

      „Ist deine Mutter manchmal anstrengend?“

      „Kyllä. Kyllä. Aber wenigstens she isn't interested in TV or royal families or gossip or anything like that.“

      „Sonst wäre sie noch anstrengender?“

      „Yes.

      *

      Valtteri fährt auf einen Hinterhof, parkt dort, steigt aus und deckt den Wagen sorgfältig mit einer beschichteten Folie ab.

      „Wir haben keine Garagen, hier an dieser Wohnblock“, erklärt er mir und wirkt fast ein wenig entschuldigend. „Die Wohnung ist nicht so expensive. Nach der Arbeit bin ich sowieso lieber draußen“, schiebt er beinahe rechtfertigend hinterher. „Außer in der Winter.“

      „Ich weiß. Du hast mir ja von deinem Mökki geschrieben.“

      „Naja. Weißt du, es ist kein richtiges Mökki.“

      „Auch das hattest du mir in einer deiner vielen E-Mails geschrieben. Es ist der ehemalige Holzschuppen deines Bruders, der dort sein Boot untergestellt hatte. Ehe er es verkaufte.“

      „Jo. Und verkauft hat er es, weil er ist so in Business, dass er hat keine Zeit mehr für das Boot. Aber ich komme gut zurecht mit der Holzschuppen. Für mich ist es mein Mökki. Ich habe es so hergerichtet. Und groß genug, für dass ich dort lagern kann the big project. Und die großen Leinwände.“

      Er nimmt meinen Koffer vom Rücksitz, stellt ihn in Reichweite und drapiert die Folie weiter über sein Auto.

      „Das muss toll sein, Valtteri. So viel Platz zu haben, dass du große Leinwände und die Skulptur dort unterbringen kannst.“

      „Jo. Und nicht nur Platz. Auch Ruhe, Lenja. Und Natur. Oh, wie ich das alles brauche“, seufzt er.

      „Du sagst es. Geht mir genauso.“

      „Wie ist es denn in deine neue Wohnung, Lenja? Hast du dich schon eingelebt?“

      „Na, du bist gut. Wie sollte ich? Ich bin doch quasi direkt nach der Schlüsselübergabe hierher gekommen. Sobald die Kartons in der Wohnung standen und die Grundausstattung angeschlossen war. Endlich mal wieder freie Zeit!“

      „Aber die Strom, Wasser, Heizung und Internet ist doch freigeschaltet?“

      „Ja, das habe ich vor meiner Abreise noch managen können. Die klassische Runde durch das Haus, um mich vorzustellen, habe ich auch absolviert. Es hat aber keiner geöffnet.“

      „Du musst mir alles erzählen, Lenja. Und ich muss dir auch alles berichten. Und zeigen.“

      „In Ruhe, Valtteri. In Ruhe. Ich bin gerade erst angekommen.“

      Valtteri strahlt erfreut.

      Wenige Schritte, dann schließt er die Haustür auf. Aufgeheizte Luft weht mir entgegen. Sofort beschlagen meine Brillengläser. Valtteri reicht mir ein Taschentuch an. Kurz darauf habe ich wieder freie Sicht.

      „Wir müssen nach oben“, sagt er. „Upstairs. Wir haben keinen Lift in dieser Wohnblock.“

      Er trägt meinen Koffer.

      „No problem. Es sind doch bloß zwei Treppen“, erwidere ich.

      „Wenn mein Mökki in ein Gewerbegebiet oder eine Industrielandschaft stünde, – ich könnte dort nicht arbeiten. Oder leben.“

      „Das verstehe ich nur allzu gut, Valtteri. Außerdem wäre es dann kein Mökki.“

      Valtteri bleibt einen Augenblick stehen, dreht sich zu mir um und nickt nur vielsagend. Dann setzen wir unseren Treppenaufstieg fort. Das Namensschild seiner Wohnungstür ist bereits in Sichtweite.

      Valtteri schließt auf. Nicht eine, sondern zwei Wohnungstüren. Direkt hintereinander. Er fängt meinen fragenden Blick auf.

      „Für die Wärme. Und ein bisschen auch für die Sicherheit“, kommentiert er beiläufig, während er mich mit einer Geste herein bittet.

      Meine Brillengläser beschlagen erneut.

      „Uff, wie viel Grad sind es denn in deiner Wohnung?“

      „Irgendetwas so zwischen 26 und 28 Grad. Meistens.“

      „Hey! Von minus 28 Grad Celsius auf plus 28 Grad Celsius in einer Minute.“

      „Jo. Und umgekehrt.“

      „Das bringt den Kreislauf in Schwung.“

      „Ich habe das in Finnland der ganze Winter so“, sagt Valtteri und zeigt auf die Wohnzimmerwand.

      Noch einmal zücke ich das Taschentuch und reibe damit über meine Brillengläser. Schon besser. An der Wohnzimmerwand befinden sich drei hintereinander montierte Heizkörper. Spontan berühre ich jeden einmal kurz mit meiner Hand. Tatsächlich. Alle drei sind in Betrieb.

      „Oha, – verstehe.“

      Valtteri bedeutet mir, Platz zu nehmen. Auf dem Wohn­zimmer­sofa liegen zwei Kopfkissen, eine Wolldecke und eine Bettdecke bereit. Ich setze mich auf das Sofa und lasse meinen Blick wandern.

      Zwei Regale, in welchen sich diverse unterschiedliche Farben, Papiersorten, trockene Stoffe voll eingetrockneter Farbreste und einige Rohmaterialien stapeln. Außerdem: Eine Musikanlage, ein paar ausgesuchte Bücher.

      „Du hast dein Wohnzimmer ein wenig umfunktioniert, stimmt's?“

      „Das ist nur Kleinkram. Irgendwie muss ich durch der Winter kommen. Er ist lang hier. Ich muss kreativ sein after the work. Ich brauche das. Oh, Lenja, wenn du wüsstest. Die work ist manchmal so silly and stressful und gegen die Nerven. It damages your brain. Aber die Skulptur, the big project, von das ich dir geschrieben habe, isn't here. Ich kann kaum abwarten wieder zu gehen zu mein Mökki. Oh, ich darf nicht an der Job denken. Morgen geht die Arbeit schon wieder los. Das Wochenende geht so schnell 'rum.“

      „Und es ist schon spät und du bist einige Stunden durch die Gegend gefahren. Du solltest dich schlafen legen, Valtteri.“

      „Yes, I have to sleep. Brauchst du noch irgendetwas, Lenja? Ich habe dir eine Flasche Wasser bereit gestellt. You'll need it. Sehr trockene Luft. Und im Bad findest du frische Handtücher. And bodylotion. Weil in der Winter immer so trockene Luft ist, von die Heizung. Und weil du bist a real lady.“