Aber das, was sie mitbrachte, ließ mich entsetzt zurückprallen.
Da hing doch unzweideutig der blutige Kadaver einer toten Maus aus ihrem Schnabel.
Und den bot sie mir jetzt auch noch an!
»Du musst was essen!« quetschte sie hervor, als ich angewidert von ihr abrückte.
Auffordernd hielt sie mir die zerrupfte Leiche hin.
»Ich kann nicht«, würgte ich und starrte das winzige Tier entsetzt an.
»Du musst aber«, bedrängte sie mich hartnäckig. »Sonst schaffst du den Rückflug nicht, so schwach, wie du jetzt schon bist.«
»Ist es denn sehr weit?«
»Wie man's nimmt«, erwiderte sie. »Es sind schon ein paar Kilometer.«
»So weit?« fragte ich niedergeschlagen.
Als Antwort nickte sie leicht, wobei die tote Maus dicht vor meinem Schnabel verführerisch hin und her baumelte.
»Nun mach schon!« verlangte sie. »Es ist nicht so schlimm wie es aussieht. Ich hab mir auch schon zwei zu Gemüte geführt.«
»Wow!« entfuhr es mir.
Widerwillig gab ich ihr recht. Mein Magen knurrte schon laut vor Vorfreude auf den schmackhaften Leckerbissen. Daher gab ich schließlich nach, schnappte voller Ekel nach der Maus und schlang sie mit dem Kopf voran hinunter.
Es kostete mich eine enorme Überwindung, den Kadaver nicht wieder auszuspucken. Würgend drehte ich mich zur Seite, um sie vor Nathalie nicht wieder auszukotzen.
»So ist es schön«, bemerkte Nathalie ironisch.
»Mhmh!«
Trotz einiger Krämpfe im Bauch behielt ich das Tier in mir.
»War doch gar nicht so schlimm«, neckte sie mich weiter.
»Und ob«, protestierte ich. »Aber trotz allem danke, dass du daran gedacht hast.«
»Na ja, ganz so uneigennützig war es ja auch nicht«, gestand sie mir.
»Was?«
»Ich möchte doch nur so schnell wie möglich nach Hause«, erklärte sie. »Und das geht nur, wenn du unterwegs nicht andauernd eine Pause einlegen musst. Die anderen müssen unbedingt von meiner Entdeckung erfahren.«
»Welcher Entdeckung?«
»Nur Geduld«, wehrte sie ab. »Zunächst einmal sollten wir heil in meiner Heimstatt ankommen. Alles andere ergibt sich dann von selbst. Doch zunächst wäre es wohl am besten, wenn wir zuerst einmal zu deiner Wohnung fliegen und erst danach das Refugium aufsuchen.«
»Wozu?« erkundigte ich mich. »Außerdem, wie sollen wir denn in meine Wohnung hinein kommen? Ich habe schließlich keine Schlüssel in meinem Gefieder versteckt. Die befinden sich zusammen mit meinem Geldbeutel in meiner Jacke. Und du weißt ja, wo die ist.«
»Scheiße!«
»Du sagst es. Das wird mächtig Ärger mit der Hausverwaltung geben und mich viel Geld kosten«, fuhr ich frustriert fort.
»Nun hab dich nicht so! Wir werden dir schon irgendwie helfen.«
»Das erwarte ich auch.«
»Okay, da du anscheinend wieder auf dem Damm bist, sollten wir uns auf den Weg machen. Vielleicht entdecken wir ja unterwegs noch den einen oder anderen Leckerbissen. Denn ich könnte schon wieder was vertragen.«
»Ohne mich!«
»Angsthase!« warf sie mir vor und kicherte leise. »Aber du wirst es schon noch einsehen.«
Damit hüpfte sie wieder im Astwerk nach oben, bis sie eine größere Lücke erreicht hatte. Noch immer innerlich vor Wut kochend folgte ich ihr. Sie hatte leicht Reden. Die ganzen Schwierigkeiten mit der Hausverwaltung und meinem Boss musste sie ja nicht ausbaden.
Verdammt!
Mein Leben ging langsam aber sicher den Bach runter. Und ich konnte nichts dagegen tun, solange diese Wahnsinnigen hinter mir her waren und nach meinem Leben trachteten. Aber im Stillen schwor ich mir, dass es bald vorbei sein würde – so oder so.
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