Wieder und wieder suchte Ticky den Nachthimmel mit den Augen ab. Wann kam Adala endlich, um ihn abzuholen?
Halt! Hörte er da nicht ihre Stimme? Ticky schaute nach oben. Nein, dort war keine Wolke. Hatte sie ihn vergessen? Silbertränen rollten aus seinen Augen und tropften in die Tiefe.
Ticky schaute ihnen nach. Und da sah er sie, die Wolke mit dem ausgefranstem Rand.
„Adala! Endlich! Wieso bist du so weit unten und nicht über mir?“
„Ich habe mich mit anderen Wolken im Tal getroffen, um ein Schwätzchen zu halten. Und jetzt spring zu mir herunter.“
„Kannst du nicht lieber zu mir hochsteigen?“
„Es ist einfacher, wenn du springst.“
Ticky dachte daran, wie schrecklich es sich anfühlte zu fallen. Nein, für keinen Schatz im Himmel wollte er das noch einmal erleben! „Ich trau mich nicht“, sagte er kläglich.
„Wenn du zu viel Angst hast, wirst du niemals ein Rei...“ Adala brach ab.
Ticky horchte auf. „Werde ich niemals was?“
„Ach, vergiss es.“
Doch so schnell gab Ticky nicht auf. „Ich werde niemals ein Rei...? Was wolltest du sagen?“, bohrte er nach.
„Nichts, nichts. Beeil dich lieber. Deine Kerze geht bald aus.“
Ticky blickte nach oben. Das Licht brannte nur noch ganz schwach und flackerte.
„Spring ruhig! Ich fange dich auf“, rief Adala.
Doch Ticky saß wie festgewachsen auf dem Felsvorsprung.
„Na, los! Wir haben nicht ewig Zeit.“
Zögernd schob sich Ticky näher zum Rand.
„Nun mach schon! Sei kein Feigling!“
Ticky hatte keine andere Wahl. Er gab sich einen Ruck und ließ sich fallen. Kalter Wind pfiff durch seine Zacken, während er in die Tiefe sauste. „Jetzt ist es aus mit mir“, dachte er zum zweiten Mal in dieser Nacht.
Dann landete er weich in der Wolkenwatte.
„Und? War es so schlimm?“, fragte Adala.
Ticky konnte nicht sofort antworten. Er musste erst ein paar Mal tief Luft holen. „Ja“, sagte er schließlich. „Es war schlimm. Nur in deine Watte zu plumpsen, das fand ich ganz schön.“
Als Ticky kurz vor Sonnenaufgang am Himmel ankam, warteten seine Freunde schon auf ihn. „Na, Ticky? Wie war’s?“, erkundigten sie sich.
„Auf dem Berg war es dunkel, kalt und einsam“, erzählte Ticky. „Ich habe mich gestoßen, bin hingefallen und in die Tiefe gestürzt. Außerdem ist mir ein schreckliches Ungeheuer begegnet.“
„Das war bestimmt ein Uhu“, warf Saturno ein.
„Also hat es dir auf der Erde nicht besonders gefallen“, stellte Plutolo fest.
„Es war spannend. Aber ist es überall so gefährlich wie im Gebirge?“
„Gefahren gibt es immer. Man braucht viel Mut, wenn man ein Reisestern sein will.“
Ein Reisestern! Das war sicher das Wort, das Adala nicht ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich wollte sie sagen, dass ein Reisestern nicht ängstlich sein durfte.
Ticky überlegte, ob er ein mutiger Stern war. Ja, vielleicht, im Großen und Ganzen. Aber war er mutig genug?
Schlechte Träume
Ticky fuhr hoch. Sein eigener Schrei hatte ihn geweckt.
Nanu? Weshalb saß er in seinem Bett? Eben stand er doch noch auf einem schmalen Felsvorsprung! Und dann war er abgerutscht. Er fiel rasend schnell, er spürte es im ganzen Körper. Aber diesmal war keine Wolke da, um ihn aufzufangen.
Aber zum Glück war das nur ein Traum. Ticky ließ sich zurück in sein Wolkenkissen fallen. Ihm war ganz schwindlig.
Von seinem Schrei waren auch die beiden alten Sterne aufgewacht. „Hattest du wieder einen schlechten Traum?“, rief Plutolo zu ihm herüber.
„Ja.“ Ticky wischte sich silberne Schweißtropfen vom Gesicht. Seit Tagen ging das nun schon so. Bevor er einschlief, wünschte er sich, nicht zu träumen, dass er abstürzte. Trotzdem kam dieser Traum immer wieder. „Was kann ich bloß tun, damit das aufhört?“, fragte er seine Freunde.
„Denke einfach an etwas anderes, bevor du einschläfst.“
Als Ticky am nächsten Morgen ins Bett ging, fiel ihm der Rat seiner Freunde ein. Sie hatten sicher recht. Wahrscheinlich träumte er nur deshalb jede Nacht dasselbe, weil er vor dem Einschlafen immer an diesen Traum dachte.
Er versuchte, sich etwas Schönes vorzustellen. Einen Sack voll Sternstaubzucker. Literweise süße Sternenmilch. Doch je mehr er sich anstrengte, nicht an schmale Felsvorsprünge zu denken, desto weniger konnte er an etwas anderes denken. Schließlich schlief er ein, träumte und wachte erneut mit einem Schrei auf.
Ein paar Tage später kam Adala zu Besuch.
„Na, Ticky, sollen wir bald mal wieder zur Erde segeln?“, schlug sie vor.
„Nein, danke! Das mache ich nicht mehr!“
„Nanu? Warum denn nicht?“
„Ich habe keine Lust.“
„Sag bloß, du hast Angst!“
„Pah!“, wollte Ticky erst antworten, doch dann klappte er den Mund zu. Niedergeschlagen ließ er seine Zipfelzacke hängen. „Ja“, gab er mit leiser Stimme zu.
„Es ist doch alles gut gegangen auf deiner letzten Reise!“
Ticky seufzte. „Woher soll ich wissen, ob auf meiner nächsten Reise auch wieder alles gut gehen wird?“
„Du brauchst wohl noch ein bisschen Zeit“, meinte Adala. „Bestimmt änderst du deine Meinung noch.“
Das glaubte Ticky kaum. Er hätte sich die Erde ja gern angeschaut, aber wenn man da in einem fort fiel, Ungeheuern begegnete und von irgendwas runterspringen musste ... Nein, danke! Da blieb er lieber zu Hause.
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