Satirische Sketche 4. Paul Lammers. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Paul Lammers
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737564670
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wie runter!«, keucht der Hauptkommissar.

      Wie Tarzan und seine Affen lassen die beiden Polizisten sich an den herabhängenden Zweigen runter und fallen mit zerschrammten Händen und Gesichtern auf den Boden voller gebrauchter Kondome und anderer unappetitlicher Sachen, die man so aus den Fenstern eines Puffs werfen kann.

      Dessen ungeachtet machen sie sich schnellstens aus dem Staub – der Hauptkommissar tief ins Gebüsch und der Kommissar zum Eingang des Sexklubs, wo er aber leider das Kamerateam nicht mehr vorfindet. Er zuckt mit den Schultern und begibt sich schließlich heimwärts.

       Seit den Geschehnissen im Wald sind einige Tage vergangen. Die Schrammen auf Gesicht und Händen des Kommissars waren für die Frau Meyer akzeptabel, denn er ist ja schließlich Hauptdarsteller in einen Dokumentarfilm über Wald und Flur – oder besser gesagt war, denn der Filmemacher hat beschlossen, sich einen anderen Hauptdarsteller zu suchen. Der Kommissar konnte das alles aber seiner Frau nicht erzählen, wie er fand, wenn er versuchte sich selber im Spiegel anzuschauen.

      Im Zentrum von Osselröde ist einmal im Monat Abendmarkt, aber nur in der Sommersaison. Es herrscht viel Betrieb, da selbst spätabends die Temperatur noch an die 25 Grad Celsius beträgt.

      Auf der Terrasse eines Cafés genießen der Kommissar und seine Frau gerade ihre Getränke, als er auf einmal seinen Namen hört :»Heinz! Wie nett dich wiederzusehen! Mann, du warst ja auf einmal weg!«

      Der Kommissar und seine Frau schauen auf zu einer Frau auf hohen Absätzen in einem ziemlich offenherzigen Kleid. Sofort erkennt er Beate aus dem Sexklub. Ihm wird sofort heiß, vor allem, weil ihm seine Frau irritierte Blicke zuwirft.

      »Hallo!«, reagiert er zurückhaltend.

      »Na, Heinz? Du weißt doch noch … Im Wald! Die Stimme der Natur?«, plappert Beate und rückt ihr Dekolleté zurecht.

      Die Frau Meyer mischt sich ein. »Haben Sie auch an Der Stimme der Natur, dem Dokumentarfilm mitgearbeitet?«

      Beate zwinkert erstaunt mit den Augen. »Dokumentarfilm? Ich weiß nicht, wovon Sie reden … Ich arbeite zurzeit in einer …« Sie hört auf zu reden, denn der Kommissar bekommt plötzlich einen Hustenanfall.

      Sofort klopft sie ihm, zusammen mit Frau Meyer, auf den Rücken. Die anderen Gäste hören auf sich zu unterhalten und starren sie gebannt an.

      Der Kommissar entkommt dieser Situation nur mit knapper Not, als Beate andere Bekannte trifft und mit diesen weggeht. Hektisch trinkt er einen Schluck Bier.

      »Geht's wieder?«, fragt seine Frau besorgt.

      »Da ging mir doch fast die Puste aus.«

      »Woher kennst du eigentlich die Frau?«, fragt sie.

      »Ach, während der Aufnahmen traf ich sie im Wald, sonst nichts.«

      »Komisch, denn Sie wusste überhaupt nichts von einem Dokumentarfilm.«

      Der Kommissar hat ein weiteres Mal Glück. Diesmal rettet ihn sein Handy, das klingelt.

      Er geht ran: »Meyer! Funke, du? Was ist los? …« Der Kommissar läuft hinter das Café, wo es ruhiger ist.

      »Warum sprichst du so leise? … Ausgewählt? Was? Du wurdest als Hauptdarsteller des Dokumentarfilms ausgewählt? … Und ihr seid gerade bei den Aufnahmen? … Nein, ich habe dir verziehen, aber ich bin froh, die Stelle los zu sein, denn wenn ich daran zurückdenke … Mann! … Was? Du siehst gerade aufleuchtende Augen eines Tieres im Wald? Oh Gott, Funke, nein! Das sind die …«

      Ein Lächeln schleicht sich ins Gesicht des Kommissars.

      »Funke … du hast recht, ich hab’s auch gesehen … es sind die Augen eines Tieres … ja, na dann viel Spaß, Funke. Tschau!« Lächelnd legt er auf und geht zurück zu seiner Frau, die gerade den Kellner bezahlt.

      »Ich bin müde, Heinz, ich möchte schlafen gehen.«

      »Gute Ide, denn die Stimme der Natur ruft uns«, antwortet er deutlich erleichtert.

      »Was du nicht sagst«, antwortet sie, und Arm in Arm machen sie ihren Spaziergang nach Hause.

      Da lag der alte Blödling der Regierung

      Eine Parodie auf das Lied Da sprach der alte Häuptling der Indianer (1960) von Gus Backus.

      Schön und wie, die Strategie.

       Alles gar, extra klar.

       Das sagte, blöder Mann,

       wollte Geld für Autobahn.

      Refrain

       Da rief der alte Blödling der Regierung: Leer sind die Taschen, wie im Außenland. Da rief der alte Blödling der Regierung: Leer sind die Taschen, wie im Außenland.

      Neun Länder sind’s grad,

       grenzen an den Bundesstaat.

       Und er wegen der Maut,

       auf der Stelle wegschaut.

      Da rief der alte Blödling der Regierung: Leer sind die Taschen, her mit eurem Geld! Da rief der alte Blödling der Regierung: Leer sind die Taschen, her mit eurem Geld!

      Trotz großem Widerstand,

       eine Vignette im Außenland.

       Urlauber in großer Zahl?

       Mann, die Maut, wie genial!

      Da rief der alte Blödling der Regierung: Leer sind die Taschen, teuer der Asphalt. Da rief der alte Blödling der Regierung: Leer sind die Taschen, teuer der Asphalt.

      Seine Frau steht vor ihm

       und er versucht zu fliehn,

       um den Bürgerschmerz zu lindern.

       Hier du! Ein Tritt in den Hintern.

      Da lag der alte Blödling der Regierung: Nase nach unten, großes Loch im Weg. Da lag der alte Blödling der Regierung: Nase nach unten, großes Loch im Weg.

      Kommissar Meyer steht auf blasbar

       Der Kommissar Meyer aus Osselröde der, nach seinen Worten, während eines kurzen Urlaubs in Griechenland ›den Sirtaki essen und die Tsatsiki tanzen‹ wollte, läuft seitdem mit Rückenschmerzen herum. Dass es, wie seine Frau ihm erklärte, eigentlich heißt ›das Tsatsiki essen und den Sirtaki tanzen‹, ist ihm Wurst, denn Fakt bleibt, dass ihm der Rücken seither unaufhörlich wehtut. Dazu kommt noch, dass er einem griechischen Vagabunden mehr oder weniger aus Mitleid, und natürlich auch aus Versehen, anstatt zehn Euro gleich hundert Euro geschenkt hat. Als er seinen Fehler entdeckte, war der gute Mann leider schon über alle Berge.

       Seine gute Laune ist nach dieser griechischen Reise begreiflicherweise ganz im Eimer; die gute Laune, die er sehr gut gebrauchen könnte, denn mit diesen Erlebnissen im Hinterkopf und den seitdem nicht aufhörenden Rückenschmerzen, begibt er sich nun auf die nächste Reise. Und nicht irgendeine Reise! Nein, eine Reise in den Dschungel von Ecuador, zu einem … Indianerstamm!

       Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die Frau Meyer mehrere große Koffer packt, gerade als ihr Mann einen Anruf bekommt … von seinem zweiten Mann, dem Polizeimeister Herbert Funke …

      »Meyer! Funke, du? Was ist los? … Geburtstag? Wovon redest du? Wie du weißt, reisen wir ja noch heute nach Ecuador … ach, du meinst, dass ich an dem Tag, an dem wir zurückkommen, Geburtstag habe … Na Funke, du bist besser informiert als ich … ja, wir werden gut auf uns aufpassen, und … genau, daheim trinken wir zusammen unser Bierchen … versprochen. Tschau!«

      Der Kommissar pfeift durch ein kleines Loch im unteren Teil seiner dritten Zähne, streichelt vorsichtig über seinen Rücken und sieht seine Frau an. »Na, wie steht's? Bist du fertig mit einpacken?«

      »Das dauert