Paul Lammers
Die Fortsetzung von Satirische Sketche. Mit von der Partie sind wieder Kommissar Heinz Meyer und Polizeimeister Herbert Funke. Unterbrochen werden die Kommissar-Meyer-Geschichten von frechen Liedparodien. Alle Kurzgeschichten in diesem Buch sind wiederum als Sketche für Fernsehproduktionen gedacht.
Imprint
Satirische Sketche 4
Paul Lammers
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Copyright: © 2015 Paul Lammers
ISBN 978-3-7375-6467-0
Korrigiert von Jochen Behrendt, Mainz
Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net Covergestaltung: Erik Kinting
Auch als Druckversion erhältlich: ISBN 978-3-7375-6468-7
Was heute mehr und mehr fehlt ist die Humor und der gesunder Menschenverstand
Kommissar Meyer und der Schlaumeier
Während Griselda Meyer aus Osselröde im nahegelegenen Wald joggt, steht ihr Mann, Kommissar Heinz Meyer, im Zentrum der Kleinstadt in einem Tiergeschäft. Er möchte sich einen Papagei kaufen.
»Ja bitte?«, fragt der Verkäufer.
»Verkaufen Sie auch Papageien?«, fragt der Kommissar Meyer.
»Papageien? Aber sicher … was für einen möchten Sie denn?«
»Gibt es da denn Unterschiede? Ich meine … ein Papagei ist ein Papagei, oder nicht?«
»Sicher gibt es da Unterschiede. Ich habe zum Beispiel einen englischsprachigen, einen holländischen, einen …«
»Einen deutschsprachigen, haben sie den auch?«, unterbricht ihn der Kommissar.
»Der Herr möchte einen deutschsprachigen Papagei«, antwortet der Verkäufer. »Na, dann kommen Sie am besten mal mit nach hinten, denn dort habe ich ein gerade eingeflogenes Exemplar für Sie.«
»Er redet doch hoffentlich nicht so, dass mir die Ohren klingeln werden?«
»Wo denken Sie hin?«, antwortet der Verkäufer. »Wie ich bemerkt habe, ist dieser Papagei eher introvertiert, aber wenn er etwas sagt, dann ist er schlagfertig.«
Ein ziemlich bunter Papagei schaut aus seinem Käfig die beiden Männer an. Stolz breitet er seine Flügel aus und blinzelt den Kommissar an.
»Ein schöner Vogel, muss ich sagen«, meint der Kommissar.
»Schön, sagen Sie? Bezaubernd würde ich eher sagen, denn dieser ist das Beste, was ich zurzeit im Laden habe.«
»Und wie viel kostet der?«
»Fünfhundert Euro.«
»Das ist aber teuer.«
»Teuer? Für so ein ausgezeichnetes, dazu deutschsprachiges Exemplar ist das billig!«
»Okay, wenn Sie meinen … nun, ich nehme ihn.«
»Super, Herr …?«
»Meyer … Kommissar Meyer.«
»Alles klar, Herr Kommissar!«, antwortet auf einmal der Papagei, während der Verkäufer den Käfig nimmt und zur Kasse geht.
Der Kommissar schaut den Papagei erstaunt an. »Hat der einen Vogel?«
»Wie ich bereits erwähnte, Herr Meyer … schlagfertig ist er!«
»Hoffentlich werde ich diesen Kauf nicht bereuen …«
»Das werden Sie nicht, Herr Meyer, da bin ich ganz sicher«, meint der Verkäufer und stellt den Käfig auf die Theke.
Der Kommissar durchsucht vergeblich seine Taschen. »Verdammt, ich kann mein Portemonnaie nicht finden.«
»Haltet den Dieb, haltet den Dieb!«, schreit der Papagei und tänzelt im Käfig hin und her.
»Wurde ihr Geld geklaut?«, fragt der Verkäufer.
»Ach, so ein Spaßvogel … Nein, hier ist es«, antwortet der Kommissar und holt das Portemonnaie aus seiner Innentasche, als er einen Anruf von seiner Frau übers Handy bekommt.
Er geht ran: »Meyer! … Ach, du bist es … Was? Du nimmst mich auf den Arm … Hunderttausend Euro hast du im Wald gefunden?«
Der Papagei reagiert resolut. »Finanzamt! Finanzamt!«
»Hallt die Klappe«, ruft er dem Tier zu. »Nein, Liebste, damit meine ich nicht dich, aber den Spaßvogel, den ich hier gerade für uns kaufe … in einem kleinen Karton hast du das Geld gefunden?«
Der Verkäufer schaut noch mal konzentriert auf die Preisliste für Papageien.
»Nein, du bist der ehrliche Finder. Aber es kann sein, dass es sich hier um Diebesgut handelt, aber da kann ich mal die Kripo dransetzen.«
»Heraus mit dem Geld! Heraus mit dem Geld!«, ruft der Papagei.
Da zieht der Kommissar während des Anrufs seine Jacke aus und wirft sie über den Käfig.
Und sofort reagiert der Papagei: »Der Lichtschalter? Wo ist hier der Lichtschalter?«
»Geh bitte schnellstens nach Hause. Ich komme dann sofort nach!«, sagt Meyer hastig, legt auf und schaut zu dem Verkäufer.
»Herr Meyer … wie ich gerade sehe, habe ich bei dem Preis einen Fehler gemacht, denn es heißt nicht fünfhundert, sondern fünfzehnhundert Euro … soviel kostet Sie dieser Papagei.«
Der Kommissar schaut in sein Portemonnaie. »Ach, was solls … Kann ich mit meiner Karte zahlen?«
»Kein Problem, Herr Meyer«, antwortet der Verkäufer und überreicht nach der Zahlung dem Kommissar den Käfig. »Na, dann viel Spaß mit ihrem Kauf, Herr Meyer!«
»Spaß muss sein! Spaß muss sein!«, ruft der Papagei unter der Jacke.
»Ja, danke. Und hoffentlich ist er nun erst mal eine Weile ruhig«, brummt der Kommissar und verlässt den Laden.
Der Papagei trällert indes: »Wie wär’s mit einem Schläfchen! Wie wär’s mit einem Schläfchen!«
Nachdem die Kripo die Hunderttausend Euro, oder um genauer zu sein, siebzigtausend Euro untersucht hat, doch dabei nichts Kriminelles herausgekommen ist, feiern der Kommissar und seine Frau diesen Fund zu Hause unter dem Genuss reichlichen Essens und Alkohol. Den Hunderten von Freunden die ganz plötzlich mal vorbeischauten wollten, haben sie abgesagt.
»So, letzten Endes ist dieses Geld unseres!«, sinniert der Kommissar, der neben seiner Frau auf der Couch sitzt, während beide auf den Papagei im Käfig starren.
»Mann, Heinz, was wir uns nun so alles kaufen können … neue Kleider für mich, ein anderes Auto, Urlaub ….«
»Ja, gut, nur …?«
»Was ist? Du hegst noch Zweifel, wie ich sehe?«
»Wir hätten das Geld nicht bei unserer Bank abgeben sollen.«
»Wieso? Was kann da passieren … wir bekommen doch Zinsen bei der Bank?«
»Unser Geld ist wie eine Torte … sobald die Welt davon Wind bekommt, will jeder davon ein Stück abhaben.«
»Ach, wohin denkst du. So schlimm wird es nicht werden.«
»Privatvermögen! Privatvermögen!«, krakelt der Papagei.
Beide schauen erstaunt auf ihren Vogel im Käfig.
»Wie recht der hat«, meint der Kommissar. »Beim Finanzamt werden Sie uns überprüfen, da kannst du Gift drauf nehmen.«
»Kontenabrufverfahren!