Die Kraft der Liebe Odettes und Siegfrieds bricht die Macht Rotbarts. Der böse Zauberer rächt sich, indem er das Wasser des Sees über das Ufer treten lässt und wir in den sturmgepeitschten Wellen (fallschirmseidener Stoffbahnen) als wehrlose Menschen ertrinken müssen.
Doch unsere vereinten Seelen steigen auf zum Himmel, über dem sich beruhigenden See.
Geschafft! - Gut geschafft?
Ja! Das Publikum verzeiht uns die ungeplanten, lustigen Einlagen wohlwollend, und der Beifall steigert sich zu erstaunlicher Stärke.
Maria ist glücklich, sie weiß, dass sie gut war. Mit der majestätischen Grazie der Schwanenkönigin nimmt sie ihren Beifall bewusst entgegen. Ich bin natürlich auch froh, stelle aber für mich fest: ‚... In letzter Zeit denke ich zu viel, viel zu viel für einen Tänzer. Ein Tänzer denkt nicht - beim Tanzen ... - Wenn er denkt, beim Tanzen ...’
Kay wächst über sich selbst hinaus, gratuliert uns, bedankt sich für unsere Hilfe.
Wieder mal einen Ballettabend gut geschafft.
Sie werden weniger für mich, die Guten! Wie viele sind mir noch vergönnt, wie viele darf ich noch tanzen?
Dieser Abend geht sicher in die Ballettgeschichte ein, wird weiter erzählt werden. Lustiger, komischer, ausgeschmückt mit Details, von denen die Beteiligten nicht einmal wussten und vielleicht eines Tages mit anderen Protagonisten wieder zurückkehren zu dem eleganten älteren Herrn, der früher ein bekannter Tänzer gewesen sein soll und dessen dunkle Augen manchmal ein Leuchten erhellt, wenn er versucht den Moment der Schwerelosigkeit zu erklären. Jenen Moment, in dem man glaubt, in der Luft zu schweben, von der Musik getragen, diesen einzigartigen Moment, in welchem man eins wird mit der Musik, sie nicht mehr bewusst hört, sondern intuitiv ihr folgend empor getragen wird, sich in die Luft schraubt - und die Bretter, welche die Welt bedeuten, zum Sprungbrett degradiert, zur kaum mehr spürbaren Hilfe für Höhenflüge.
Der Beifall ist warm, und er sagt mir, dass ich es immer noch schaffen kann und wohl noch viele Abende tanzen werde.
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1 Laura hält ihr Versprechen
Schmerzende Augen, Chaos im Kopf, sein starrer Blick auf die weiße Fläche des Papiers konnte diesem nur mühsam Worte entlocken, die sich zu interessanten Sätzen und vielleicht zu einer faszinierenden Geschichte formen lassen würden.
Er war ein Mensch, der in Bildern dachte, der Emotionen in Bewegung umsetzen konnte. Worte waren für Michael bisher Hilfsmittel gewesen, sich zu erklären, - mit Bildern, mit Bewegung, mit Tanz konnte er sich mitteilen.
Film oder Video wäre das ideale Medium für ihn. Er wusste es. Mangels anderer Möglichkeiten musste er jedoch lernen, den für ihn mühsamen, harten Weg zu gehen, schreibend mitzuteilen was er zu sagen hatte.
Und ständige Zweifel an seinem Talent verstärkten die immer wieder aufbrechenden Depressionen in ihm.
Noch etwas plagte Michael mehr und mehr. Es war ihm gelungen unterzutauchen. Er hatte sich hier arrangiert. Es war ihm zudem gelungen, mit dem Schreiben zu beginnen. Das Problem Alkohol glaubte er jetzt endlich in den Griff zu bekommen. Aber mit dem Schreiben und der erforderlichen Nüchternheit kam auch schmerzlich die Sehnsucht nach seiner kleinen Tochter Marie, die aus Michaels zweitem Versuch einer Ehe stammte, zurück und er fühlte sich wie ein Schwein.
... Mit Yvette, der Mutter und jetzigen Primaballerina seiner ehemaligen Ballettgruppe wollte er nichts, absolut nichts mehr, zu tun haben. Aber Marie ...
Feuchte Hände, kalter Schweiß, unkontrollierbares Zittern ließen ihn aufstöhnen und frierend irrte er durch die Wohnung, bis er ins Bett kroch, um sich aufzuwärmen.
Die Türglocke wollte er zunächst ignorieren, zog sich die Decke über die Ohren, um das schrille Klingeln zu überhören. Fluchend stand er auf, als das nervende Geräusch nicht nachließ. Wütend öffnete er und bevor er reagieren konnte huschte Laura an ihm vorbei in die Wohnung.
„Wusste’ ich doch, dass du da bist!“ Feixend stand das Mädchen vor ihm und hielt ihm eine Flasche entgegen.
„Hab uns n’ Scotch mitgebracht!“
Leise schnappend fiel die Türe hinter ihr ins Schloss.
Michaels Hände schienen selbständig zu agieren, griffen sich die Flasche, öffneten sie rasch und gekonnt und während sich Laura an ihn schmiegte, nahm er gierig einige kräftige Züge, bis endlich Wärme durch seine Adern kroch.
Jetzt erst begrüßte er Laura.
„Wie kamst du denn auf diese geniale Idee?“
„Ich hab noch Schulden bei dir!“, fasste sie ihm ungeniert zwischen die Beine.
„Erinnerst du dich nicht?“
Michael erinnerte sich sehr plötzlich. Mit einem Schlag waren Sorgen, Probleme und Vorsätze vergessen. Lachend griff er ebenfalls zu, nahm sie in die Arme. Schüttelfrostartiges Zittern quälte ihn noch immer, auch nach der lindernden Wirkung des Alkohols, hinderte ihn aber nicht. Er fand sehr schnell, was ihn so ungemein reizte an ihrem Körper. Nackt, warm, weich, wohlig willig sich öffnend lag es in seiner Hand.
Laura hatte für ihr Alter erstaunlich viel Erfahrung und es schien ihr unheimlichen Spaß zu machen, Michael zu verführen. Laura war kreativ und raffiniert, beherrscht und zügellos zugleich, naiv und schamlos. Alle warmen, feuchten Öffnungen, die sich irgendwie eigneten, bot sie Michael ungehemmt an und kostete es aus, wie er in sie eindrang.
Kleine Schreie, leises Stöhnen gaben es ihm zu verstehen, wenn sie nicht aufreizend direkt aussprach, was sie wollte. Und sie wollte nichts, was Michael nicht auch gemocht hätte!
Sie tranken dabei, Laura ebenso viel wie Michael, dessen Depressionen sich rasch ins Gegenteil verkehrten.
Der intime Geschmack ihrer Körper vermischte sich auf ihren Zungen mit dem des Whiskys. Ausgiebig genossen sie beide, im Moment ohne Gewissen, ohne Moral, liederlich lustvoll ihre wollüstig leichte, gleitend schwebende Euphorie, bis sie, vor der leeren Flasche am Fußende des großen Bettes von Jo, erschöpft und betrunken einschliefen.
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