Ich kenne DICH.
Ich kenne mich und weiß, was mich auch künftig erwartet: Das pralle Leben.
Ich freue mich drauf!
GEFLEGELTE WORTE
Aphorismen
SIEBEN MITARBEITER
Der erste Mitarbeiter ist strohdumm. Er stellt keine Fragen, ist unkritisch und leicht lenkbar. Bei der Arbeit erledigt er ordentlich, was man ihm aufträgt. Er ist verlässlich. Sein etwas einfältiger Gesichtsausdruck verrät: Er begreift nur wenige Zusammenhänge des Lebens. Häufig wird er ausgenutzt. Nicht immer fällt es ihm auf.
Der zweite Mitarbeiter verfügt über eine mäßige Bildung, durch die er sich berechtigt fühlt, auf den ersten Mitarbeiter herabzuschauen. Sein Hochmut ist auf Sand gebaut.
Der dritte Mitarbeiter ist ein engherziger Spießer, der sich aus allen betrieblichen Konflikten heraushält. Er will keinen Ärger erleben. Er trägt ein Brett vor dem Kopf und bewegt sich innerhalb einer imaginären Schablone, ohne die er nicht leben könnte. Etwas Neues würde er nur dann annehmen, wenn alle Menschen seiner Lebensumwelt es befürworteten.
Der vierte Mitarbeiter ist ein Schwätzer, ein Maulheld, ein Kneipenhocker.
Der fünfte Mitarbeiter ist ein Redlicher, ein geselliger Mitlacher, der stets darauf achtet, sich nichts zuschulden kommen zu lassen. Er fürchtet die Kritik der anderen Leute. Jedes Handeln ist darauf ausgerichtet, den anderen gefällig zu sein. Von ihm ist nichts Böses zu befürchten.
Der sechste Mitarbeiter ist ein mürrisch-verschlossener Mensch, ein Stiller, dem große Fähigkeiten zugesprochen werden, doch hat er bislang nie einen Beweis hierfür erbracht. Alle Hochachtung, die er genießt, beruht auf den Möglichkeiten, die man in ihm vermutet. Zu Recht steht er in dem Verdacht, sich bei der Obrigkeit durch Hinterbringerdienste anzubiedern. Er ist ein Ernster, dem jedes Lachen zuwider ist. Auch er dünkt sich über seine anderen Mitarbeiter erhaben. Mehr noch: Er hält sich für den Besten.
Der siebte Mitarbeiter, nicht völlig frei von dem Verdacht des Hochmuts, gibt allen anderen Kollegen Rätsel auf. Er ist ein Nachdenklicher, der seine Nase während der Pausen oft in Bücher steckt. Gelegentlich beklagt er das Fehlen von Frauen in dieser Männerabteilung. Oft scheint es, als würde er etwas ausbrüten. Seine Mitarbeiter fühlen sich von ihm beobachtet und misstrauen ihm. Was schreibt er im Schein der Lampe an seinem Tisch? Bringt er zu Papier, was er über seine Kollegen herausgefunden hat? Was gibt es Schlimmes über sie zu berichten?, fragen sie sich mit einem Gefühl wachsenden Unbehagens. – Würden sie ihn zur Rede stellen, so lautete seine Antwort: „Nichts Unmenschliches schreibe