Planet der Magie. Manfred Rehor. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manfred Rehor
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844276336
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ihm ins Ohr: „Das Knallen kam von den gepanzerten Bändern am Körper des Iyllas. Sie sind von der Hitze geplatzt. Der Karaquz prüft mit dem Speer, ob ihr Opfer bereits gar ist. Ich nehme an, sie werden ihn gleich essen.“

      Vor Entsetzen schüttelt sich Macay, denn Rall hatte Recht. Mit Hilfe ihrer Speere zogen die Karaquz den Iylla aus dem Feuer heraus. Dann machten sie sich mit ihren Dolchen an ihm zu schaffen. Sie schnitten Stücke aus dem Fleisch, streuten etwas darüber und begannen zu essen.

      „Menschenfresser!“, keuchte Macay.

      „Weder die Karaquz noch die Iyllas sind Menschen“, flüsterte Rall. „Sieh nicht hin, wenn dir dabei übel wird.“

      „Die Iyllas haben uns zur Stadt der Karaquz geschickt - aber das sind offenkundig ihre schlimmsten Feinden“, sagte Zzorg. „Vielleicht sollten wir die Stadt umgehen.“

      „Wir wissen nicht, was es sonst noch im Süden gibt“, wandte Macay ein. „Irgendwo müssen wir Hilfe und weitere Informationen herbekommen. Sonst finden wir uns nie auf dieser Welt zurecht. Eine Stadt, von welcher Rasse auch immer bewohnt, bietet da mehr Möglichkeiten als ein Dorf.“

      „Warten wir es ab. Schleich ein paar Schritte nach hinten, Macay, und lege dich hin. Zzorg und ich beobachten weiter.“

      Als Macay erwachte, schien die Sonne durch das Laub auf sein Gesicht. Sie stand schon ziemlich hoch am Himmel. Er streckte sich und richtete sich auf. Zzorg saß neben ihm und reichte ihm wortlos einen Becher mit Wasser und ein wenig von der Nahrung der Iyllas. Der zähe Brei war portionsweise in große, grüne Blätter eingewickelt. Er schmeckte immer noch so frisch wie im Dorf.

      „Danke“, sagte Macay. „Wo ist Rall?“

      „Unten beim Lager der Karaquz.“

      Da erst fiel Macay wieder ein, was er in der Nacht gesehen hatte. Ihm wurde übel, er legte das Essen beiseite und trank gierig den Becher leer. „Was macht er dort?“, fragte er dann.

      „Sich die Spuren ansehen. Die Karaquz sind kurz nach Sonnenaufgang Richtung Südwesten verschwunden.“

      „Warum habt ihr mich nicht geweckt?“

      „Wir wollen mit dem Weitergehen warten, bis genügend Abstand zwischen uns und der Jagdgruppe ist.“

      „Gehen wir weiter nach Süden?“

      „Wir beide sind dafür, zumindest bis in die Nähe der Karaquz-Stadt zu gehen. Vielleicht finden wir dort Hinweise, die uns weiterhelfen. Rall und ich können vermutlich die Stadt betreten, ohne gefährdet zu sein. Man erkennt uns nicht als Menschen. Du musst natürlich an einem sicheren Ort außerhalb warten. Aber das entscheiden wir, wenn wir dort sind.“

      Rall kam den Hügel hoch und setzte sich zu ihnen. „Die Karaquz haben fast alle Hinweise auf ihre Anwesenheit beseitigt, bevor sie weitergezogen sind“, sagte er.

      „Was meinst du mit fast alle?“, fragte Macay.

      „Die Reste des großen Lagerfeuers lassen sich kaum verbergen. Die Asche ist noch heiß. Aber sie haben zumindest die erkaltete Asche vom Rand des Feuers in den Bach geschaufelt, wo sie langsam vom Wasser davon getragen wird. Man kann also die wahre Größe des Feuers kaum noch erahnen. Die Überreste des Iyllas haben sie vergraben, und zwar ziemlich tief. Dabei habe ich sie heute Morgen beobachtet. Die Pfütze aus getrocknetem Blut an der Stelle, an der sie den Iylla ermordet haben, wurde dick mit Sand überstreut.“

      „Sie haben alle Spuren beseitigt, die auf ihre Tat hinweisen könnten?“

      „So ist es. Du hast vermutlich denselben Verdacht wie ich: Sie haben etwas Verbotenes getan, als sie den Iylla getötet und gegessen haben. Da wir uns im Siedlungsgebiet der Iyllas aufhalten, kann es sein, dass sie Angst vor deren Rache haben.“

      „Oder sie haben gegen Gesetze ihres eigenen Volkes verstoßen.“

      „Wir werden es herausfinden. Bist du bereit, weiterzugehen?“

      Sie nahmen ihr Gepäck und machten sich auf den Weg. Da sie nun vorsichtiger waren, kamen sie langsamer voran als bisher. An unübersichtlichen Stellen blieben Macay und Zzorg zurück, während Rall die Umgebung auskundschaftete.

      Ob ihre Vorsicht berechtigt war, wussten sie nicht. In den folgenden zwei Tagen begegneten ihnen weder Iyllas noch Karaquz.

      Am Morgen des dritten Tages stießen sie auf eine Straße. Sie war nicht gepflastert, sondern bestand nur aus festgetretenem Erdreich. Tiefe Längsrillen zeigten, dass sie häufig von Fuhrwerken genutzt wurde. Die Straße kam aus dem Nordwesten, wo im Dunst ferne Berge zu erahnen waren, und machte hier einen Bogen nach Süden.

      „Das dürfte der Weg zur Stadt der Karaquz sein“, sagte Macay. „Was nun?“

      „Fragen wir doch diese Leute“, sagte Rall und zeigte nach Südwesten. Dort arbeiteten menschenähnliche Gestalten auf den Feldern.

      Rall ging langsam zu diesen Wesen hin, während Zzorg und Macay ein Dutzend Schritte hinter ihm blieben.

      Die Stadt der Karaquz

      Die Karaquz, die auf den Feldern arbeiteten, waren deutlich kleiner als die Jäger im Wald. Drei von ihnen mühten sich mit einem beladenen Wagen ab, der offenbar feststeckte. Sie kümmerten sich nicht um die seltsam aussehenden Wesen, die sich ihnen näherten.

      Sorgfältig prüfte Macay den Sitz seiner Maske. Dann nahm er sich die Zeit, die Früchte zu untersuchen, die hier angebaut wurden. Es waren bräunliche Borken, in sich geschichtet und an der Oberfläche staubig abblätternd. Sie wirkten wie aus der Rinde eines großen Baumes herausgebrochen. Doch es waren tatsächlich Feldfrüchte, denn sie wuchsen in langen Reihen, so weit der Blick reichte. Der Geruch, der von ihnen ausging, brachte die Erinnerung an feuchten Wald und sumpfigen Boden mit sich.

      Macay hätte gerne gewusst, wie man diese Früchte weiterverarbeitete. Roh genießbar schienen sie nicht zu sein. Er nahm eine davon und so tat, als wolle er sie essen. Die drei Karaquz bei dem Wagen kamen mit knackenden Gelenken zu ihm gerannt. Einer von ihnen schlug ihm die Feldfrucht aus der Hand. Aufgeregt redeten die Insektenwesen mit knarrenden Stimmen auf ihn ein.

      Davon abgesehen war das Verhalten der Karaquz von auffallender Normalität. Sie akzeptierten Macays Maske ohne Anzeichen von Verwunderung. Auch Rall und Zzorg erkannten sie ohne Zögern als intelligente Lebewesen an.

      Umgekehrt war die Neugierde größer und offener. Macay konnte es sich nicht verkneifen, sein Gegenüber immer wieder zu mustern. Er hatte noch nie Lebewesen gesehen, die den Karaquz ähnelten.

      Die dürren Körper waren vom Hals bis zu den Füßen in eine Kutte aus grobem Stoff gehüllt. Im Gegensatz zu den Jägern trugen die Arbeiter keine Schärpen über den Oberkörpern. Auffallend waren die dürren Hände mit drei Klauen, die aus den Ärmeln der Kutten ragten. Sie machten nicht den Eindruck, als könne man mit ihnen feine Arbeiten verrichten.

      Am seltsamsten aber sahen die Köpfe der Lebewesen aus. Sie waren länglich und rund. Im Vergleich zu den Körpern waren sie recht dick. Statt mit Haut, wie sie an den Händen zu sehen war, wiesen sie eine metallisch schimmernde, glatte Oberfläche auf. Die großen, ovalen Augen zeigten sich nur als zwei Flächen mit einer anderen Oberflächenstruktur als das übrige Gesicht. Sie reflektierten das Licht unterschiedlich, je nachdem, wohin die Wesen sahen. Macay konnte sich das nur so erklären, dass diese Augen aus einer riesigen Anzahl winziger beweglicher Schuppen bestanden. Je nachdem, wohin der Karaquz sah, änderten diese Schuppen ihre Ausrichtung.

      Unter den Augen durchbrachen einige senkrechte Schlitze die glatte Oberfläche des Schädels - Atemöffnungen, nahm Macay an. Und darunter befand sich ein breiter, lippenloser Mund. Die Karaquz öffneten ihn beim Sprechen einen Spalt weit, ohne ihn zu bewegen. Die Töne wurden im Inneren des Kopfes oder des Körpers erzeugt und kamen aus dem Mund heraus.

      Den Karaquz waren die neugierigen Blicke der drei Wanderer egal. Ihr vierrädriger Wagen steckte im feuchten Boden fest. Er war aus Holz gebaut, fast drei Meter lang und eineinhalb breit. Statt einer Deichsel zum Anspannen