Planet der Magie. Manfred Rehor. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manfred Rehor
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844276336
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      Neben der Tür lag etwas auf dem Boden, das vorher nicht dort gewesen war. Macay bückte sich danach. Es war ein gefaltetes Stück Papier.

      „Eine Nachricht in Menschenschrift“, sagte er.

      „Lies vor!“

      „Nehmt den Auftrag der Karaquz an. Meidet Merimain. Sucht das versteckte Tal“, las Macay vor.

      „Steht ein Name darunter?“

      „Nein. Aber unser Besucher muss ein Mensch gewesen sein.“

      „Hier in der Stadt leben keine Menschen mehr, behauptet der Ratsherr“, sagte Zzorg. „Also war es entweder kein Mensch oder der Ratsherr lügt.“

      „Eine dritte Möglichkeit ist, dass es hier Menschen gibt, von denen der Ratsherr nichts weiß.“

      „Glaubst du wirklich, das ist möglich? Bei den vielen Wachen und dem besonders gesicherten Zugang zu dem inneren Bereich, in dem wir uns befinden?“

      „Wir wissen nur, was wir gesehen haben“, sagte Rall. „Befolgen wir die Hinweise, die auf dem Zettel stehen?“

      „Zunächst müssen wir herausfinden, was Merimain ist und was es mit dem versteckten Tal auf sich hat. Warten wir ab, was der Ratsherr uns morgen zu sagen hat.“

      „Also legen wir uns wieder schlafen“, sagte Rall gähnend.

      Das Frühstück, das man ihnen brachte, bestand wieder aus den gekochten Borkenfrüchten. Diesmal jedoch in einer dunklen Brühe, die nach Fleisch schmeckte.

      Macay musste sich überwinden, davon zu essen. „Wenn die Karaquz keine Iyllas essen, welches Fleisch dann?“, fragte er.

      „Es werden unzählige Waren in die Stadt geliefert. Da gehören sicherlich auch haltbar gemachte Fleischprodukte dazu. Außerdem haben wir Tiere auf den Weiden hier in der Nähe gesehen. Also iss!“

      Es brannte wieder Licht in der Schale an der Decke. Der Karaquz, der das Frühstück gebracht hatte, war offenbar über die Dunkelheit in dem Raum erstaunt. Er sagte etwas in der knarrenden Stimme seiner Rasse und ging davon. Doch schon Minuten später erschien er wieder - oder war es ein anderer Karaquz? - und entzündete die Flamme in der Schale. Dazu benutzte er eine lange, gebogene Stange, an der er mit Draht ein Stück Glut befestigt hatte.

      Kaum waren die drei Freunde mit dem Essen fertig, kamen Soldaten und führten sie zum Ratsherrn. Der erwartete sie gegen das Lesepult gelehnt, als habe er sich seit dem Vortag nicht bewegt.

      „Ich hoffe, die Nahrung war euch zuträglich und das Zimmer angenehm“, begann er. „Während der Nacht habe ich mich mit meinen Kollegen in den anderen Städten darauf geeinigt, dass wir eure Dienste in Anspruch nehmen. Wir erteilen euch einen ehrenvollen Auftrag. Dieser ist nicht nur in unserem Interesse, sondern er führt euch bis an die südliche Küste. Um das Raumschiff zu erreichen, mit dem die ersten Menschen nach Bundara gekommen sind, müsst ihr über das Meer reisen. Als Dank für eure Dienste werden wir euch helfen, eine Schiffspassage zu finden und zu bezahlen.“

      „Das ist ein großzügiges Angebot“, sagte Macay. „Doch bevor wir es annehmen, müssen wir wissen, um was es sich bei dem ehrenvollen Auftrag handelt.“

      „Selbstverständlich. Kommt näher heran, ich habe hier eine Karte des Kontinents Kirenli, auf dem wir uns befinden.“

      Neugierig ging Macay zu dem Lesepult, von dem er bisher einige Schritte Abstand gehalten hatte. Ein seltsames Kribbeln und eine gewisse Benommenheit befielen ihn. Doch er drängte diese Gefühle beiseite, ohne sie weiter zu beachten.

      Der Begriff Karte war eine Übertreibung für das, was der Ratsherr ihnen zeigte. Auf einem Blatt waren die groben Umrisse eines Kontinents zu sehen. Weite Bereiche im Osten und Westen waren leer. Nur in der Mitte und im Süden waren einige Details eingezeichnet. Mehrere flache Kegel stellten Städte der Karaquz dar. Einer davon war vergoldet und zeigte vermutlich die Stadt, in der sie sich momentan aufhielten. Die anderen wiesen entweder einen silbernen oder kupfernen Farbton auf. Nördlich der goldenen Kegelstadt gab es keine weiteren Städte der Karaquz.

      „Was ist das?“, fragte Zzorg und zeigte auf einen Fleck im Norden.

      „Eine Stadt, die nicht zu unserem Einflussbereich gehört. Es gibt keine Handelsbeziehungen dorthin.“

      „Die Stadt des Herrschers im Norden?“

      „Ja.“ Der Ratsherr deutete nach Süden. „Dorthin führt euer Weg. Bis in die Nähe dieser Küstenstadt. Dabei kommt ihr an mehreren unserer Städte vorbei.“ Er zeigte die Kegel auf der Karte. Sie lagen westlich von der direkten Verbindung zwischen der goldenen Kegelstadt und der Küste.

      „Was stellen die grauen Flecke dar?“, fragte Rall.

      „Städte anderer Rassen. Besser, ihr meidet sie. Menschen sind nirgendwo willkommen.“

      „Muss ich weiterhin eine Maske tragen?“, fragte Macay.

      „Unbedingt. Allerdings habe ich schon den Auftrag erteilt, eine bessere Maske anzufertigen. Eine, die nicht sofort als Machwerk der Iyllas zu erkennen ist.“

      „Wissen Sie, warum der Herrscher im Norden so versessen darauf ist, Menschen töten zu lassen?“

      „Seine Motive können nicht rationaler Natur sein. Sie erschließen sich mir nicht. Aber nun zurück zu dem Auftrag, den wir euch erteilen möchten.“

      „Mit dem Wort wir meinen Sie sich und die Ratsherren anderer Städte der Karaquz“, stellte Zzorg fest.

      „Das sagte ich bereits.“

      Zzorg zeigte auf die Karte. „Wie konnten Sie sich innerhalb weniger Stunden über solche Distanzen mit ihnen verständigen?“

      „Wir verfügen über Methoden, die uns von Entfernungen unabhängig machen.“

      „Die Karaquz beherrschen Magie!“, sagte Macay überrascht.

      „Nicht so wie ihr. Wir können weder Feuerbälle auf unsere Gegner schleudern, noch mit Hilfe der Magie Kranke heilen. Allerdings verfügen manche von uns über angeborene Talente. Was mich auf die Frage bringt: Könnt ihr eure magischen Fähigkeiten auf Bundara überhaupt einsetzen?“

      „Ich habe bei den Iyllas versucht, Macay zu heilen“, sagte Rall. „Die Kräfte, über die ich auf unserer Heimatwelt verfügt habe, scheinen hier nur in geringem Umfang vorhanden zu sein.“

      Zzorg hielt seine verstümmelte rechte Hand hoch. „Bei der Feuermagie spielen die Hände eine wichtige Rolle. Aufgrund meiner Verletzung bin ich eingeschränkt.“

      „Übt täglich“, riet der Ratsherr. „Ihr werdet sicherlich Gelegenheit finden, euch zu erproben auf eurem Weg nach Süden. Nun, die Reiseroute habe ich euch gezeigt ...“

      „Eine Bitte noch“, sagte Macay schnell. „Nennen Sie uns die Namen und die Besonderheiten der Städte anderer Rassen entlang unseres Wegs.“

      „Neugierde scheint eine vorherrschende Eigenschaft der Menschen zu sein. Man könnte über jede dieser Städte viele Stunden lang reden. Ich nenne euch nur Stichworte.“

      Der Ratsherr deutete auf den der goldenen Kegelstadt nächstliegenden grauen Fleck. „Eereba: eine Siedlung von geringer Größe, die von der Holzwirtschaft lebt. Bei Eereba beginnen große Waldgebiete. Origelar: bekannt für Handwerk und Kunstgegenstände. Zaroba liegt am Rande des westlichen Gebirges. Dort wird das Erz aus dem Gebirge geschmolzen und verarbeitet. Eine riesige Stadt, schmutzig und laut. Die meisten Gerätschaften und Waffen werden dort hergestellt. Duckum verarbeitet Nahrungsmittel aus den umgebenden Anbaugebieten und macht sie haltbar.“

      Der alte Karaquz beschrieb noch etliche weitere Städte auf dem Kontinent. Schließlich beendete er seine Aufzählung mit: „Merimain ist das Ziel eurer Reise. Ein großer Hafen an der Südküste. Dort werden wir euch als Dank für eure Hilfe eine Passage auf einem Handelsschiff besorgen.“

      Macay sah verstohlen