Nicht gleich aufessen!. Hendrik Asten. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hendrik Asten
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742778017
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er.“

      „Wer?“

      „Debras ehemaliger Lover, wegen dem sie so down ist.“

      Berger musste seinen Kopf drehen, um einen Jungdynamischen zu beobachten, der an einem Tisch alle dort Sitzenden auf coole Art begrüßte und dabei von jedem ein anerkennendes Schulterklopfen erntete. Er war ein kräftiger Blonder mit kühlen, flinken Augen.

      „Er ist Junior-Producer bei River-Film. Wir hörten schon alle die Hochzeitsglocken bimmeln, da hat er sie im letzten Moment fallen lassen. Schön blöd, nicht wahr?“

      Berger hakte ein wenig nach und erfuhr lediglich noch, dass der Junior womöglich nur auf ein Fremdgehen Debras reagiert hatte. Wenn er an diesen Junior herankam, würde er vielleicht schneller als erwartet, Debras Bild weiterzeichnen können und er hatte schon eine Idee, wie er das anstellen könnte. „Kannst du mich mit ihm bekannt machen?“, fragte er Verena.

      „Ja, aber ich wollte mit dir noch …“

      „Später Süße reden wir ganz ausführlich, exklusiv!“

      Dann saß er schließlich dem versnobt wirkenden Ex-Lover Debras gegenüber. Ihn direkt nach Debra zu fragen, wäre etwas plump gewesen. Das Einzige, was er zu bieten hatte, war sein letzter Roman und so sprach er, um ins Gespräch zu kommen, das Thema einer möglichen Verfilmung an.

      Sein Vorgehen erreichte seinen Zweck. Der kühle Blonde namens Leon war im Nu von arroganter Ablehnung auf zuvorkommendes Interesse umgeschwenkt, als Berger sich als Autor von ‚Katzenhund‘ geoutet hatte. „Ich habe neulich Debra kennengelernt. Sie machte einen engagierten Eindruck, wäre sie auch an dem Projekt beteiligt?“

      „Debra? Sie arbeitet selbständig. Machen Sie Ihr Angebot von ihr abhängig?“

      „Nein, ich weiß zu wenig von ihr, außer, dass sie ein schlechtes Namensgedächtnis hat.“

      „Hat sie das? Das weiß ich gar nicht, sie ist im Job jedenfalls total fit.“

      „Keine Probleme?“

      „Ich wäre wirklich froh, wenn Debra fest für uns arbeiten würde.“

      „Waren Sie nicht mal mit ihr liiert?“

      „Woher? Egal. Ja war ich. Aber das geht Sie nun wirklich nichts an.“

      „Natürlich nicht. Entschuldigen Sie.“

      Leons Handy klingelte und es stellte sich heraus, dass er dringend weg musste.

      „Wir reden über die Verfilmung beim nächsten Mal“, sagte er zum Abschied.

      „Machen wir“, antwortete Berger und schalt sich einen Depp. Was hatte er eigentlich erwartet? Dass Leon ihm, einem Fremden, intime Beziehungsdetails verraten würde? Er wunderte sich im Nachhinein über sein unbedarftes Vorgehen und darüber, was er bereit war zu opfern, um mehr über diese Frau zu erfahren.

      An der Theke wartete noch Verena auf ihn, die wohl die Unterhaltung mitbekommen hatte. Auf sie hatte er nun überhaupt keine Lust. Er ging zu ihr, gab vor, einen wichtigen Termin vergessen zu haben und verabschiedete sich, eine verblüffte Verena zurücklassend.

      Wieder zuhause stocherte er auf der Tastatur wie in einem schlecht schmeckenden Essen herum. Ohne Debra kam er nicht weiter.

      Am nächsten Abend begab er sich erneut ins Redcliff, nachdem er vorher auf ihrem AB die Handynummer hinterlassen hatte, die er sonst äußerst ungern herausgab. Zu seiner Überraschung wartete bereits Leon auf ihn.

      „Hi, Bernhard, Sie wieder hier? Legen Sie eine kreative Pause ein? Oder arbeiten Sie tagsüber und haben schon Feierabend?“

      „Zurzeit überarbeite ich einiges, das klappt besser am Tag mit klarem Kopf, Sie verstehen?“

      „Ihr Kreativen seid alle gleich! Können wir über ‚Katzenhund‘ sprechen? Ich meine auch ohne Debra?“

      ‚Katzenhund‘ als Film? Berger kam es wie Verrat vor. Auf was hatte er sich da eingelassen? Natürlich konnte man jede Vorlage irgendwie verfilmen. Aber was blieb von der eigentlichen literarischen Besonderheit übrig? Er kannte genug Beispiele für misslungene Verfilmungen.

      „Wissen Sie, ich habe es mir überlegt, ‚Katzenhund‘ ist nicht verfilmbar, wirklich nicht. Tut mir leid.“

      „Und warum haben Sie gestern danach gefragt? Ich finde schon, dass es verfilmbar ist.“

      „Ich habe mich eben geirrt. Nochmals: Es tut mir leid!“

      Berger wendete sich ab und ließ Leon einfach stehen.

      Zuhause dann Debras Nachricht auf dem AB. „Was höre ich da, du willst ‚Katzenhund’ verfilmen lassen? Das finde ich, ehrlich gesagt, ziemlich bescheuert. Ich rufe jetzt nicht die Handynummer an, weil du wahrscheinlich gerade mit Leon verhandelst. Warum hast du ihn überhaupt angesprochen? Das verstehe ich einfach nicht. Ich melde mich später noch einmal.“

      Sie hatte ohne Gruß aufgelegt. Welches Problem hatte sie mit der Verfilmung und welches mit Leon? Er rief sie an, aber es meldete sich niemand. Er hinterließ keine Nachricht. Am liebsten hätte er sich jetzt einfach heftig geschüttelt und den Namen Debra vergessen. Diese Frau machte alles so kompliziert. Er griff zum Telefonhörer und wählte Stefanies Nummer, legte aber sogleich wieder auf. Mit Stefanie zu reden, hätte ihn nicht weitergebracht. Debra hatte recht: ‚Katzenhund‘ war unverfilmbar. Der Roman lebte förmlich vom Widerspruch innerer Monologe und der tatsächlichen Handlung. Im Film würde das ähnlich lächerlich wirken wie sprechende Körperteile. Das hatte doch mit dem Buch nichts mehr zu tun.

      Berger las noch einmal das bisher Geschriebene, ohne jede Hoffnung, dass er es würde fortsetzen können. Er gelangte an die Stelle, an der er die Figur Jeanne aus Debras Vorbild vertiefen wollte und blickte auf das Telefon.

       Das Telefon klingelte.

      „Ich habe dir noch gar nicht zu deinem Erfolg gratuliert. Das ist phantastisch! Weißt du noch wie wir, ... ich meine, wie du angefangen hast?“

      „Jeanne, du Gaunerin. Wo warst du?“

      „Ich habe weitergelebt.“

      „Aber ich dachte, wir wollten das zusammen erleben?“

      „Den Erfolg möchte ich schon mit dir teilen, er ist ja schließlich auch mein Verdienst.“

      „Du bist gegangen!“

      „Ja eben! Hättest du jemals so einen schönen Roman geschrieben, wenn ich dageblieben wäre?“

      „Das weiß ich nicht. Du meinst, nur, weil du ...“

      „Genau, ich wusste, dass du ohne mich besser sein würdest.“

      „Jetzt sag nicht, du hast das für mich getan.“

      „Das wäre auch wieder falsch. Was hätte ich von jemandem gehabt, der unentwegt schreibt und trinkt, um seine Schreibhemmungen zu überwinden. Ich hätte mich fürchterlich gelangweilt.“

      „Und jetzt?“

      „Und jetzt genießen wir den Erfolg, wir könnten z.B. ...“

      Das Telefon klingelte. Berger ignorierte es zunächst, bis er den AB hörte.

      „Debra, schön, dass du noch einmal anrufst, ich habe es auch versucht.“

      „Was soll das mit Leon?“

      „Wie meinst du das?“

      „Du stellst ihm die Bedingung, dass ich bei der Verfilmung dabei sein soll.“

      „Ich wollte dir einen Gefallen tun.“

      „Mir?“

      „Ja, ich dachte, es wäre schön, wenn wir