„Dachte ich mir’s.“
Anka legte sich hin und Dirk packte sich zu ihr. Sie kuschelte sich leicht an ihn und sagte: „Wenn unsere Eltern wüssten, wie nah wir uns inzwischen sind...“
Und dein Kerl erst, fügte er in Gedanken noch hinzu. „Nicht auszudenken“, grinste er.
Sie flüsterten noch eine Weile.
Bald merkte Dirk, dass das Mädchen neben ihm eingeschlafen war. Er dachte so bei sich, dass sie sich in seinen Armen wohl zu fühlen schien, und lächelte.
Wenig später dämmerte auch er weg.
* * *
Am nächsten Morgen war es noch lange sehr still im Haus. Erst gegen Mittag kam allmählich Leben in die Villa.
Dirk wurde wach und mit ihm auch Anka.
„Na?“ blinzelte sie ihn verstohlen an. „Gut geschlafen?“
„Prima“, log er gekonnt. „Wann war ich das letzte Mal mit einer Frau zusammen in ein und demselben Bett, und das auch noch eine ganze Nacht lang.“ Das war nun wieder nicht gelogen, denn es war schon Ewigkeiten her, dass er ein Mädchen mit zu sich genommen bzw. ein Mädchen ihn abgeschleppt hatte. Und dann war noch nicht mal was passiert letzte Nacht. So kannte man Dirk ja gar nicht!
Die menschlichen Party-Überbleibsel fanden sich nach und nach unten in der Küche ein. Irgendwer hatte sogar frische Brötchen geholt.
Das Frühstück zog sich über zwei Stunden hin.
Anka hatte zum Schluss Bauchweh vom vielen Lachen.
* * *
Am Abend war das besagte gemütliche Beisammensein bei Anka daheim in der neuen Wohnung. Dirk kam wie versprochen vorbei. Zusammen mit den ganzen Erwachsenen und der kleinen Lisa wurde es ein lustiger Abend. Gleichzeitig auch eine Art Abschied für Anka, weil sie am nächsten Morgen mit ihrer Freundin in den Urlaub wollte.
Als Dirk sich spätabends seiner Familie anschloss, umarmte er Anka herzlich und meinte: „Pass auf dich auf, Kleine, mach keine Dummheiten und melde Dich mal. Kannst ja mal schreiben, okay?“
„Okay“, antwortete sie brav und ließ ihn schweren Herzens gehen.
Von Guido hatte sie sich bereits am Nachmittag verabschiedet.
Er hatte für den Abend andere Dinge vorgeschoben, um dem trauten familiären Beisammensein zu entgehen. Anka war es ganz recht so gewesen. Wer weiß, ob er und Dirk sich überhaupt verstanden hätten. Guido schätzte ihre männlichen Freunde nicht sonderlich. Für ihn waren sie allesamt potentielle Konkurrenten. Er sagte es nie, jedoch verhielt er sich entsprechend reserviert bei diesem Thema.
Kapitel 10
Am Montagmorgen fuhren Anka und Gitta mit dem Zug in Richtung Süden.
Gitta hatte in Bayern eine Tante, die sie besuchen wollten. Nach dem Mittag kamen sie in dem kleinen Städtchen nahe München an, wurden sogar von der Tante abgeholt.
Nachdem sie sich in ihrem Quartier etwas frisch gemacht und mit Gittas Tante zusammen Kaffee getrunken und den selbstgebackenen Kuchen vertilgt hatten, starteten sie prompt zu ihrer ersten Erkundungstour durch die Stadt.
Sie unternahmen in den folgenden Tagen viele Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung und ließen sich von der Tante nach Strich und Faden verwöhnen.
* * *
Am Freitag fuhren sie mit dem Zug weiter zu Holger nach München. Bei ihm wollten sie bis Sonntag bleiben.
Am Samstagabend zog Holger mit den Mädels von Kneipe zu Kneipe und anschließend noch zu einer Disco, wo Anka und Gitta sich ordentlich austobten. Beim Tanzen natürlich.
Am Sonntagnachmittag hieß es dann, von Ankas Bruder Abschied nehmen. Sie fuhren weiter in Richtung Süden an den Bodensee.
Dort hatte Anka Verwandtschaft väterlicherseits, bei der sie auch eine Woche verbrachten. Ankas Cousine Sandra nahm die Beiden ins Schlepptau und zeigte ihnen die Orte, an denen man richtig Spaß hatte. Dort lernten die Mädchen die einheimischen Freunde von Sandra kennen und freundeten sich sogar mit einigen von ihnen an.
* * *
Am letzten Abend, als die Mädchen in ihrem Gästezimmer schon in den Federn lagen, kam Gitta auf ihren und Ankas Freund und überhaupt auf Jungs zu sprechen. Sie hatte gesehen, dass Anka von jedem Ort, wo sie zu Gast gewesen waren, eine Postkarte an Dirk abgeschickt hatte, und fragte nun: „An Dirk hast du in den zwei Wochen, die wir unterwegs sind, mindestens drei Karten geschickt. Und Guido hat nicht eine einzige erhalten. Wie das?“
„Guido findet so was albern. Ihm hat es genügt, dass ich ihn von Holger aus angerufen habe. Dirk dagegen hatte mich vor der Abreise gefragt, ob ich ihm mal schreibe.“ Allerdings erwähnte Anka nicht, dass Guido es nicht gutgeheißen hatte, dass sein Mädchen allein durch die Weltgeschichte reiste. Entsprechend reserviert hatte er geklungen, als sie ihn von München aus anrief.
„Du magst Dirk sehr, was?“ folgerte Gitta.
Anka überlegte, was sie darauf antworten sollte. „Manchmal, wenn ich an zu Hause denke, ertappe ich mich dabei, dass ich mehr an Dirk denke als an Guido. Das ist doch eigenartig.“
„Eigenartig nicht, aber vielleicht hat das ja was mit Liebe zu tun? Wenn ihr sogar in einem Bett schlaft - ich sage nur: Villa, Samstagnacht vor zwei Wochen. Da frage ich mich gar nichts mehr. Schon gar nicht bei so einem süßen Typen.“
„Es ist ja nichts passiert.“
„Schade, was?“ sah Gitta ihre Freundin dabei genau an.
„Ich weiß es nicht. Ich bin seitdem ziemlich durcheinander. Ich weiß nur, dass er mir fehlt und ich mich schon riesig auf das Wiedersehen mit ihm freue. Egal, ob er nur Freundschaft für mich empfindet...“
„Ihr wart in letzter Zeit doch so oft zusammen. Was sagt eigentlich Guido dazu, dass du einen Freund wie Dirk hast?“
„Ich habe Dirk noch nicht sehr oft erwähnt. Nur, dass ich vor zwei Wochen in der Villa übernachtet habe, gefiel ihm nicht sonderlich. Da habe ich ihm einfach erzählt, ich hätte mit den Mädels zusammen in Steffis Zimmer geschlafen.“ Anka zog den kleinen Plüschteddy zärtlich an sich und schloss müde die Augen.
* * *
Am nächsten Morgen mussten sie früh aufbrechen, um rechtzeitig am Bahnhof zu sein.
Sie hatten eine lange Zugfahrt vor sich und mussten insgesamt drei Mal umsteigen. Zwischendurch hatten sie in Hannover zwei Stunden Aufenthalt, wo sie sich mittags erst mal stärken und bei der Gelegenheit noch einen kleinen Stadtbummel unternehmen wollten.
Am Abend kamen sie dann erschöpft auf dem Heimatbahnhof an. Ankas Vater hatte auf dem Parkplatz vor dem Bahnhofsgebäude auf sie gewartet und fuhr die Mädchen nach Hause. „Was habt ihr mit dem Lokführer gemacht, dass der Zug über eine halbe Stunde Verspätung hatte?“ fragte er gutgelaunt, als er den Wagen aus der Parklücke rangierte.
Anka und Gitta kicherten nur vor sich hin. Der Mann schaute in den Rückspiegel und beobachtete die Beiden. Dann musste er doch schmunzeln. Es waren hübsche Mädchen. Dass da ein Zugführer total vergessen konnte, los- oder weiterzufahren, malte er sich nun belustigt aus.
Als er Gitta vor ihrem Haus abgeliefert hatte, stieg Anka zu ihm nach vorn auf den Beifahrersitz.
„Ach Paps“, seufzte sie. „Das war schön!“
* * *
Am nächsten Tag kamen Arne und Flo bei Anka vorbei, weil sie wissen wollten, was die Mädchen die zwei Wochen über in Süddeutschland so getrieben hatten. Arne wohnte nur einen Häuserblock von Anka entfernt und Flo war gerade zu Besuch bei ihm gewesen.
Die