Je nachdem, wie sich meine Prinzessin jetzt verhält werde ich mir gleich, oder erst später, die Aufnahmen ansehen und die schönsten Sequenzen zu einem Film zusammenfassen.
Victoria blickt auf. Ihre Augen blitzen vor Zorn. Sie sagt nichts. »Gut, dann kann ich ja wieder gehen, wenn du dich nicht mit mir unterhalten willst.« – Oh, wie gern fordere ich sie jetzt heraus und drehe mich um.
Schade, dass ich nicht schneller zu meiner Prinzessin eilen konnte. Diese blöden Polizisten haben mich eine gefühlte Ewigkeit aufgehalten. Was soll's? Jetzt bin ich hier. Und JETZT, genau jetzt, beginnt ihre Erziehung.
»Ich habe Durst«, sagt Victoria leise. Oh diese wunderschöne wohlklingende Stimme spricht zu mir. »Dann wasch dir mit dem Wasser nicht die Füße, sondern trinke es. Wir sehen uns morgen wieder«, antwortete ich ihr ohne mich umzudrehen und gehe einen Schritt auf die mahagonibraune schwere Tür zu.
»ARSCHLOCH! Du kommst sofort zurück und gibst mir etwas zu trinken!« Die Tür schließt sich hinter mir. Aus ihrer göttlichen Stimme ist die einer alten schrillen und keifenden Hexe geworden.
Das wird sie noch lernen: Bescheidenheit. Es wird die erste Aufgabe sein, die ich meiner Prinzessin stellen werde. Ohne Bescheidenheit kann keine Gräfin die alltäglichen loyalen Aufgaben bewältigen.
Ich habe meine persönliche Schaltzentrale erreicht und beobachte, wie diese Hexe aufbrausend, schimpfend und zeternd auf und ab schreitet, eine zerbeulte Blechkanne auf das Bettgestell hämmert. Soll sie doch!
Jetzt wird sie sich erst einmal selbst kennen lernen. Ich werfe einen Blick auf das, was ich verpasst habe: genieße ihre Blicke. Genieße es, wie sie sich erleichtert und ein Stück ihres T-Shirts abreißt. Gefesselt an meine Ketten, so zierlich und zerbrechlich. So schön, elegant und doch ein ungeschliffener Rohdiamant.
Victoria kocht vor Wut. Sie hat ihren Entführer gesehen. Sie kennt ihn. Es war einer von den aalglatten Typen, die sie auf ein Getränk eingeladen haben. Bruchstückhafte Erinnerungsfetzen schießen durch ihr Hirn.
Sie seufzt und wirft einen Blick in die Schüssel. Sie hat Durst und Hunger. Was gäbe sie jetzt für ein einfaches Hotelfrühstück in einer 3-Sterne-Absteige! Sie hämmert mit der Kanne wieder und wieder auf das Bettgestell. Nichts tut sich.
Sie zetert, flucht, keift und beginnt zu weinen.
Zu weinen aus Einsamkeit und Verzweiflung.
Sie zerrt an ihrer Kette. Nichts ändert sich an ihrer Situation. Sie kniet vor der Schüssel und trinkt aus ihr.
Und wartet.
Wartet auf den Sonnenuntergang und den nächsten Tag.
Genauso wie ich. Nur, dass ich sie bei jedem Schritt, den sie macht beobachte.
Meine Prinzessin, der ich die Hexe austreiben muss.
Kapitel 3 – Disziplin
Victoria rümpft die Nase.
Ihre Zelle stinkt, sie stinkt.
Nach Schweiß, Urin, Kotze und Scheiße. Eigentlich sollte ihr Rücken nun von einem chinesischen Drachen geziert werden. Jetzt ziert ihren Hals ein Metallhalsband. Sie hat immer noch Hunger und nun auch noch Durchfall.
Ihr T-Shirt bedeckt nur noch dürftig ihre Brüste, da sie sich mit den abgerissenen Stofffetzen den Hintern abwischt.
Sie rast beständig in »ihre Ecke« um sich zu erleichtern. Sie ist genervt. Sie ist sauer. Stinksauer! Wütend. Unaussprechlich wütend.
Und sie kann nichts an der Situation ändern. Der Typ will heute wieder kommen.
Sie ruft: »Hallo?«
Nichts tut sich. Niemand da, niemand der sie bedient oder hofiert. Im Moment würde ihr sogar ein tröstendes Wort helfen. Sie ist verzweifelt.
Sie grübelt wieder und wieder über den Typen nach, der sich gestern einfach so umgedreht hat und gegangen ist. Gegangen ohne ihr weiter zu helfen. Er möchte sich mit ihr unterhalten. Worüber zum Henker?
Er hat kein Recht sie auch noch zu Demütigen. Ja, sie ist seine Gefangene. Aber sie ist ein Mensch! Mit Rechten. Gilt Menschenrecht in Gefangenschaft?
Victorias Gedanken drehen sich in großen Kreisen und die Zeit schleicht vor sich hin. Sie wartet. Und endlich! In dem Gang steht der aalglatte Typ!
Ich kaue lässig auf einem Zahnstocher, lächel sie an und sage: »Guten Tag.«
Ich kann sehen, dass sie sehnsüchtig auf mich gewartet hat.
»Guten Tag.«, entgegnet sie mir mit ihrer feengleichen Stimme. »Bist du mein Entführer?«, fragt sie.
Ich grinse sie an. »Nein. Warum?«
»Dann kannst du mich bestimmt freilassen?«
Ja, frech, das ist sie! »Nein.«, antworte ich kurz.
»Oder mir etwas zu trinken und essen bringen?«
»Das könnte ich.« Oh, diese Unterhaltung! Ich genieße die Macht, die hinter jedem einzelnen Wort von mir steht.
»Und warum tust du es nicht?« Ihr Tonfall ändert sich und ihre Stimme erhält einen unliebsamen Beigeschmack. »Weil du mich nicht darum bittest.« Ja, ich helfe ihr noch ein bisschen.
»Würdest du mir bitte etwas zu Essen und zu Trinken bringen?«, leiert sie monoton hervor.
Ich drehe mich um und gehe schweigend durch die Tür. Ich weiß, dass sie es nicht kennt ignoriert zu werden. Ich gehe in meine Überwachungsstation und schaue auf die Monitore. Sie sitzt auf dem Bett und wartet. Braves Mädchen!
Ich lasse mir Zeit, greife nach einer PET-Flasche Wasser und einer Scheibe Roggenbrot. Gehe durch die Tür und auf meine Prinzessin zu. Sie kommt mir entgegen. Gierig reißt sie mir die Brotscheibe und die Wasserflasche aus den Händen.
Ich lasse es geschehen. Drehe mich um und gehe wieder zur Tür.
Als ich sie gerade öffnen will höre ich wieder die quietschend schrille Stimme, die gar nicht zu ihr passt: »Was ist das denn? Warum gehst Du wieder? Soll das alles sein? Alter, ich hab HUNGER!« Nein.
Das kann ich nicht durchgehen lassen. Unter dem Keifen und rüden Beschimpfungen gehe ich um die Ecke, öffne den Kasten mit dem Feuerwehrschlauch, rolle ihn ab und drehe das Wasser auf. Der Schlauch füllt sich, ich drehe die Düse auf und spritze mit dem Wasserstrahl auf diese rüde Schlampe.
Sie quietscht, schreit und zetert. Ich jage sie durch ihre Zelle, halte genau auf ihren Scheißhaufen, treibe ihn mit dem Wasserstrahl bis vor ihre kleinen Füße. Sie flieht auf das Bett. Ich spritze sie ab. Wie einen räudigen Köter, der sich in der Scheiße gerollt hat. Wie ein Häufchen Elend kauert Victoria auf dem Bett.
Ich stelle das Wasser ab. Sie hält die Wasserflasche wie eine Trophäe in ihrer Hand, ihre nassen Haarsträhnen kleben an ihrem Gesicht, ihr Kajal ist verschmiert und läuft ihre Wangen herunter und die schwarze Farbe tropft auf ihre nun nackten Brüste.
Der letzte Fetzen ihres T-Shirts hängt baumelnd an ihrem Bauch und verhüllt den Blick auf ihre Scham, die der verrutsche Rock nun zwangsweise preisgeben würde. Alleine dieser Anblick erregt mich und ich lasse mir Zeit um den Schlauch zusammen zu rollen.
»Was sollte das denn? Reicht es dir nicht, dass ich gefesselt in einer Zelle bin?«, schluchzt sie laut. So als erwartet sie Mitleid von mir. Ausgerechnet sie! Sie handelt nur aus einem Interesse: Ihrem eigenen!
Ich schaue sie durchdringend an: »Du hast