Als Giri zu dem Bachlauf hinunterging, entdeckte sie dort einen kleinen, neu entstandenen See. An den Ufern des Sees traf sie auf einige gerade eingetroffene Besucher: Zugvögel. Da freute sich Giri.
Die Zugvögel waren noch sehr erschöpft. Sie berichteten von ihrer Reise. Auf der hatten sie viel erlebt.
»Ihr habt eine wirklich lange Reise hinter euch?«, begann Giri.
»Ja, das war sehr anstrengend«, sagte einer der Vögel. »Aber auch interessant«, fiel ein weiterer ein. »Was für unterschiedliche Gegenden man so unterwegs zu sehen bekommt. Das geht sogar über ein großes Meer. Und wirklich hohe Berge.«
»Am Anfang sind wir immer ganz viele. Aber auf dem Weg bleiben immer wieder einige an einem Ort zurück, weil ihnen dort das Winterwetter gut genug ist. Aber um das Meer herum regnet es so oft. Das ist auch nicht schön.«
»Das gibt doch dann aber viele Regenwürmer dort?«, fragte Giri.
»Naja, es geht so, im Winter gibt es von denen nicht so viele.«
Ein anderer Vogel erzählte: »Es kam der erste Schnee. Auch wenn es vielleicht nur ein kurzer Kälteeinbruch war – da bin ich sofort aufgebrochen. Ich bin immer sofort weg, sowie die erste Schneeflocke fällt.«
»Schnee?« fragte Giri nach. »Was ist das denn?«
»Oh, das ist weiß und ganz kalt.« Und der andere Vogel fügte hinzu: »Schnee kommt von oben heruntergefallen. Manchmal kommt er einem auch mit einem unangenehmen Wind direkt entgegen. Da hilft es auch nicht immer, alle Federn aufzuplustern und sich dicht an den Boden zu ducken.« Er schüttelt sich noch in der Erinnerung daran.
»Ich kenne da Vögel, die bleiben mittlerweile trotzdem auch im Winter dort im Norden. Das soll nicht mehr ganz so kalt werden. Und Schnee gebe es nur sehr selten. Aber ich weiß nicht, ich fliege lieber hierher.«
Giri hörte den spannenden Geschichten gerne zu. Es gab so viele Länder und die verschiedensten Landschaften. Dort war alles so ganz anders als hier bei ihr Zuhause. Eine so lange Reise, wie die der Zugvögel, steckte voller Abenteuer und unglaublicher Erlebnisse, eine Welt voller Geheimnisse.
Schon bald war der Abend da, und alle zogen sich zur Nacht zurück.
Die Schlange
Fast wäre sie über ein von irgendeinem Tier gegrabenes Loch im Boden gestolpert. Beinahe wäre sie dabei mit dem Huf umgeknickt. Sie sollte vielleicht etwas vorsichtiger sein, dachte Giri. Aber bei dem Gedanken blieb sie nur kurz. Weiter ging es. Doch dann passierte es.
Als Giri auftreten wollte, tat es plötzlich sehr weh an einem der Hufe. Sie musste in irgendetwas hineingetreten sein und sich verletzt haben. Humpelnd ging sie ein Stück weiter. Doch es wurde nicht besser. Sie beschloss, erst einmal nach Hause zu gehen.
Das war einfacher gesagt als getan. Denn jeder Schritt tat sehr weh, und Giri kam so auch nur langsam voran. Am Bachlauf blieb sie endlich erschöpft stehen. Sie fühlte sich geschwächt und setzte sich hin. Aber auch das Ausruhen half nicht gegen den Schmerz im Huf. Trotz ihres langen Halses konnte sie auch nicht so recht sehen, was dort unter dem Huf weh tat.
Nach einer Weile versuchte sie wieder aufzustehen. Doch das war nicht möglich. Sie konnte mit dem verletzten Huf nicht auftreten. Vielleicht war das mit dem Hinsetzen keine so gute Idee gewesen. Ratlos blickte Giri umher. Da hörte sie ein Rascheln. Und nun sah sie auch eine Schlange ganz in der Nähe.
Die Schlange kam langsam auf Giri zugekrochen. Als sie Giri erreicht hatte, rollte sie sich vor ihr auf. Beide schauten sich einen Moment schweigend an. Dann legte die Schlange ihren Kopf ein wenig zur Seite und fragte schließlich:
»Warum sitzt du hier so traurig herum? Ist etwas passiert?«
»Ich habe mir wohl den Huf vertreten, es tut sehr weh«, jammerte Giri. »Ich kann aber auch nichts sehen ...«
»Oh, da ist ein Dorn, der in deinem Huf steckt. Warte einen Moment. Den kann ich bestimmt wieder herausziehen.«
Die Schlange kroch näher heran und brachte ihren Kopf in die richtige Position. Nach ein paar Versuchen konnte sie endlich den Dorn mit ihrem Mund festklemmen – und dann zog sie einmal kräftig daran. Giri schrie vor Schmerz auf und setzte den Huf zur Seite ab. Die Schlange aber hatte sich schon zur anderen Seite fortbewegt und spuckte den Dorn aus: »So, jetzt müsste es besser sein ...«
Richtig, der Huf tat nicht mehr so weh, und Giri konnte behutsam aufstehen. Giri bedankte sich bei der Schlange für die Hilfe und ging dann langsam und vorsichtig nach Hause. Dort angekommen legte sie sich gleich schlafen.
Am nächsten Morgen war tatsächlich alles wieder gut. Giri war wieder bereit für ein neues Abenteuer.
Der Giraffenelefant
Dann sah sie endlich die große Gruppe von Elefanten. Von ihrem Getrampel, wenn sie ins Laufen kamen, erzitterte richtig der Boden. Sie lief auf zwei Elefanten zu, die bei einem Baum stehengeblieben waren und Blätter aßen. Und so kamen sie ins Gespräch und tauschten Neuigkeiten aus.
Der eine Elefant machte sich dann über Giris langen Hals lustig.
»Und was ist mit deinem langen Rüssel?«, fragte Giri. »Der ist doch auch nicht besser ...«
Die beiden anderen mussten lachen. »Du bist ein Giraffenelefant!«
»Ich kann damit sogar Wasser trinken«, rief er und sog ein bisschen Wasser von einer Schlammpfütze auf. Gleich darauf spritzte er Giri und den anderen Elefanten damit voll. »Das kannst du nicht so gut, Giri«, meinte er.
»Ja, das ist immer so mühsam, sich so tief nach unten zu beugen«, sagte Giri fröhlich. Dann versuchte sie ihren Hals herunterhängen zu lassen und dabei so hin und her zu bewegen wie einen Rüssel. Die beiden Elefanten mussten lachen.
Giri meinte: »Aber dafür kann ich die besten Blätter bequem ganz von oben essen.« Sie zeigte das auch gleich und knabberte ein