Besondere Tage wie diese. C. S. Ossig. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: C. S. Ossig
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844298437
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können. Dazu kam die Eingliederung der rebellischen Stämme in das Reich Großquittannien. Was gleichbedeutend wäre mit der Anerkennung von Royal Lui als "The one and only", auch für alle Squatländer. Umgekehrt verlangte der Stammesführer der Squatländer von Royal Lui die Anerkennung der Unabhängigkeit seines Reiches. Eine Anerkennung von Lui als Herrscher seines Volkes käme überhaupt nicht in Frage. Dann war da noch die Glaubensfrage, die hier im Raum stehen würde. Ebenso die Bodenschätze, die Squatland besaß und nicht freiwillig abgeben würde.

      Warum auch? Was hätte Squatland denn davon?

      Der Krieg, der auf diese Art lässig geführt wurde, brachte beiden Herrschern ein geselliges Beisammensein ein. Man lernte sich intensiv kennen. Nicht immer verliefen die Gespräche in Ruhe. Oft wurden hitzige Debatten geführt, die auch recht unfreundliche und manchmal auch unflätige Worte beinhalteten. Beleidigungen flogen wie Tennisbälle hin und her. Den ersten Haken auf seiner Liste konnte Royal Lui verbuchen. Sein Kontrahent schrie ihn entnervt an: "Meine kleine Schwester Elvine kannst du geschenkt haben, die will außer dir sowieso keiner." In der Glaubensfrage gab Royal Lui wiederum nach: "Mein Volk darf glauben an was es will, solange es mich liebt und achtet. Was meine Untertanen in ihrer Freizeit tun, ist mir egal. Sie dürfen daher ebenso an dies und das glauben." Zu keiner Einigung kam es zunächst in der Frage, wer alleiniger Herrscher sein solle. Da mussten die Kämpfer noch lange die Fäuste schwingen. Die Frage der Bodenschätze war leichter zu lösen: Du hast die Schätze, ich habe die Erfahrung. Wir bauen bei dir die Maschinen zum Abbau, du verkaufst die Ware, die ich dir abkaufe. Du gibst mir die Ware dafür günstiger, als den anderen. Bingo.

      Erleichtert machten beide jeweils einen Haken auf ihren Listen.

      Nun war immer noch die Frage offen, ob ein gemeinsamer Monarch herrschen sollte und wenn ja, wer.

      Ein Kompromiss wäre, Royal Lui weiter als Aushängeschild des Landes fungieren zu lassen und gleichzeitig den Squatländer im Parlament ein Mitsprache- und Entscheidungsrecht einzuräumen. Diese Idee galt als akzeptabel und musste bei einem weiteren Tee tagsdrauf besprochen werden.

      In der Zwischenzeit wurde das Schloss von Royal Lui geputzt und gewienert. Denn der Minister für Innere Angelegenheiten legte sich ins Zeug, auf das bis Kriegsende auch die Monster-Frage durch seinen Einsatz und Verdienst geklärt sein würde. Vielleicht wartete dafür sogar der Sonderverdienst-Orden? Kein alter Staub mehr, kein Gilb, keine Vergangenheit. Die Fenster wurden geöffnet, die Böden gewischt und die junge stirnrunzelnde Staubspezialistin kontrollierte mit ihrem Mikroskop sehr genau den Fortgang und das Ergebnis der Arbeiten. Nach und nach entspannte sich ihre Stirn, ein gutes Zeichen.

      An einem schönen, sonnigen Nachmittag - noch während des Krieges - an dem Royal Lui und der Stammesführer der Squatländer zusammensaßen, trafen sich zwei Freundinnen vor einer Taverne, die ein gemütliches Plätzchen zum Verweilen, Essen und Trinken bot. Sie steckten die Köpfe zusammen und kicherten. Wer sie erkannte, wusste, dass dies die schöne Elvine und das stirnrunzelnde Mädchen waren. "Haben wir das nicht gut gemacht?", grinste die zweite. "Das Schloss ist geputzt, du kannst bald einziehen, denn so dreckig wie es dort war, hättest du es gar nicht ausgehalten. Und du wirst Königin. Dein Bruder wird der heimliche Herrscher, denn herrschen will Royal Lui ja eigentlich gar nicht, sondern nur repräsentieren. Ich habe mir vorgenommen, eine wichtige Frauenrolle in unserem Staat zu spielen und eine gewaschene Frauenrevolte anzuführen. Beim Thema ‚Emanzipation' gibt es noch einiges zu tun! Alle Männer haben Arbeit und sind beschäftigt. Und die Glaubensfrage ist auch geklärt. Wenn uns die Männer nicht hätten..."

      Wer anderen eine Grube gräbt…

      Ich heiße Casimir und bin drei Tage alt. Meine Mutter hat uns drei Monate, drei Wochen und drei Tage getragen, bis wir auf die Welt gekommen sind. Wir sind ihr dritter Wurf von ihrem dritten Mann. Der Typ war der Beste, sagt sie, und verdreht dabei verklärt die Augen. Der hätte sie stets so richtig zum Grunzen gebracht. Keine Ahnung, was sie damit meint, aber ich finde, die Zahl 3 ist in unserer Familie eine absolute Glückszahl.

      Mama sagt, wenn ich drei Monate alt bin, komme ich in die Schule, dort bekommen wir Aufklärungsunterricht. Bis dahin darf ich suckeln, spielen, fressen, mit meinen Geschwistern herumtollen und im Dreck wühlen.

      Und was soll ich sagen: Die Zeit vergeht so schnell!

      Ruckzuck sollen meine Geschwister und ich mit anderen kleinen Ferkeln zur Bildung, so nennt man das.

      Wir werden alle in einen Stall getrieben. Ein alter und ehrwürdiger Eber steht vorne, und wir müssen alle ganz still sein. Bei jeglichem Gequieke und Gegrunze schaut er ganz streng in die Reihen. Dann fängt er an zu erzählen. "Liebe kleine Schweine, heute unterrichte ich euch über die wichtigen Dinge im Leben. Hört gut zu, ich sage es nur einmal. Euer Leben hat eine kurze Verweilzeit. Wir werden alle geboren, um den Menschen zu dienen. So, wie Kartoffeln von uns gefressen werden, werden die Menschen uns eines Tages essen. Das ist unsere Bestimmung. Das mag traurig sein, aber dafür werden wir gezüchtet. Nun heißt es, dieses kurze Leben so angenehm wie möglich zu verbringen. Auch wenn euch Angebote locken: Geht nicht in die großen Stallungen, wo euch Abwechslung und gutes Essen versprochen werden. Denn da leben zu viele gutgläubige Schweine auf engem Raum. Die Einrichtung ist vollautomatisch und computergesteuert, zwar alles hochmodern, aber ihr werdet die Sonne nicht wieder sehen. Wenn aber ein Bio-Bauer kommt und noch ein Schwein zur Mast abholen möchte, dann schaut ihn interessiert an, denn das ist in jedem Fall die bessere Alternative. Aber das Beste ist, he Leute, ich sage es euch, wenn jemand ein Schwein zur Zucht sucht, dann zupft ihn mit der Schnauze am Bein, damit er euch mitnimmt, denn besser kann es euch gar nicht gehen. Als Eber sage ich euch: Immer wieder `ne junge Frau zugeführt zu bekommen ist nicht zu verachten."

      Ich jedoch schaue durch die Ritzen des Holzverschlages. Das alles verwirrt mich. Ich will mit meinem Leben etwas ganz anderes anfangen. Und auf gar keinen Fall zu Futter verarbeitet werden. Andere in meinem Alter haben mich ausgelacht und meinen, es wäre nicht gut, etwas "Besseres" sein zu wollen.

      Eines Nachts reiße ich aus. Ich bin ja immerhin schon fast erwachsen. Also erst die Straße entlang, dann durch den Wald. Dort halte ich interessiert meinen Rüssel tief in die Erde. Ah! Wie duftete es überall so gut. Nach Pflanzen, Moos und Pilzen. Und plötzlich war da noch ein ganz besonderer Pilz. Ich grabe so gut ich kann ein Loch und stecke meinen Rüssel tief in die Erde und bin vollkommen fasziniert. So leckere Pilze habe ich noch nie gegessen! Ich hätte diese Sorte überall auf der Welt wiedergefunden. Ich schwöre!

      Später bin ich doch wieder eingefangen worden. Aber an meiner Schnauze, ich muss es gestehen, sind noch drei kleine Pilzreste, obwohl mir meine Mutter immer gesagt hat: Lass dir nicht anmerken, dass du ein Schwein bist und putz dir den Mund ab! Die Glückszahl 3 wurde somit mein Lebensretter: Ich wurde ein Trüffelschwein.

      Was für ein Leben! Ich habe nun einen lockeren Job und die beste Unterkunft. Ganz nebenbei arbeite ich als Zuchteber, da kann meine Frau nichts sagen, ein offizieller Nebenverdienst mit einem jeweiligen 30-minütigem Orgasmus – ich bin im siebten Himmel!

      Löwen können sich bis zu 40-mal am Tag paaren. Da bin ich aber trotzdem lieber ein Schwein. Qualität geht nun mal über Quantität.

      Das Auge eines Straußes ist größer als sein Hirn, sagt man. Ich kenne Menschen, bei denen ist es nicht anders. Und wo die Trüffel liegen, bestimme ICH! Die Menschen haben dazu keinen Rüssel.

      Nach Trüffeln graben muss ich selbst auch nicht mehr. Das machen die Schweine, die früher über mich gelästert haben. Ich kann nur sagen, meine Lebenserfahrung bestätigt es: "Wer anderen eine Grube gräbt, ist selbst ein Schwein."

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