Der Burgenmörder. Gabriela Hofer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gabriela Hofer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745074116
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in ihr Auto einsteigen wollte, fuhr ein schwarzer Mercedes vor, am Steuer sass ein kleiner rundlicher Mann mit Glatze. Er nickte ihr freundlich lächelnd zu, drückte die Fernbedienung in seinem Wagen und das Gatter zum Grundstück öffnete sich wieder. Er fuhr hindurch, parkte direkt vor der Villa, stieg die Treppe hinauf und verschwand im Haus. „Dies muss wohl Herr Schwarz sein. Scheint ein freundlicher Herr zu sein. Wie konnte er nur mit so einer hochmütigen und kalten Frau leben? Giraffe und Pandabär, nicht gerade ein passendes Paar.“ Felicitas stieg ein und machte sich auf den Weg zu Maria, ihren Romeo ab zu holen.

      Einen Tag später: „Guten Morgen, Hanna. Hattest Du einen schönen freien Tag gestern?“ Felicitas betrat fröhlich das Behandlungszimmer ihrer Praxis. Sie war nur klein. Der Hausflur ihres Häuschens trennte de privaten Bereich von der Praxis. Diese bestand aus einem kleinen Flur, in dem ein Tresen für den Empfang stand, einem Wartezimmer, sowie dem angrenzenden Behandlungsraum. Hanna Peter, die tiermedizinische Praxisangestellte, bereitete gerade alles für den ersten Patienten vor. Sie war eine grosse, hagere Frau. Meistens trug sie ihre braunen langen Haare als Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie war in den mittleren Jahren und eine sehr ruhige Person. Beim Eintreten Felicitas wandte sie den Kopf in ihre Richtung: „Na schön würde ich ihn wohl nicht nennen. Konstruktiv, ja. Ich habe endlich mal die ganze Wohnung auf Vordermann gebracht. Das einzig besondere daran war das Schaumbad, das ich mir gegönnt habe. Hi Romeo, mein Süsser.“ Hanna bückte sich zu der Bulldogge runter und kraulte sie hinter den Ohren. „Mmh, ich liebe das Streicheln an dieser Stelle. Ich hoffe, der heutige Tag bringt ein bisschen mehr Ruhe. Ich liebe Moon wirklich, sie ist eine heisse Deutsche Pinscherhündin. Leider hat sie viel zu viel Temperament. Ich muss mich immer sooo anstrengen um mit ihr Schritt zu halten – und gestern waren wir vier Stunden zusammen! Danach war ich dann wirklich total erschöpft. Ich liebe die Stunden hier in der Praxis. Immer ist was los und ich kann von meinem Schlafplatz alles genau sehen. Es ist ein bisschen wie Kino. Also leg ich mich mal hin, wer weiss, was meinem Frauchen heute noch in den Sinn kommt. Bei ihr weiss man nie so richtig.“ Er tapste zu seinem Liegefell, liess sich darauf nieder und legte seinen Kopf zwischen die Vorderpfoten. Verdutzt hatte Hanna ihm nachgesehen: „Na sag mal, Feli, was ist denn mit Romeo los? Sonst verzieht er sich doch nicht gleich auf seine Decke.“ Felicitas schaute verlegen auf den Boden: „Ach weißt Du, Hanna, ich glaube gestern war ein bisschen viel für ihn.“ Hanna verschränkte nur die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue nach oben, was sie übrigens meisterhaft beherrschte. „Na ja, ich hatte verschlafen. Die kurze Strecke zum Bahnhof mussten wir rennen, danach war ich den ganzen Morgen bei Frau Schwarz und er musste ihn mit Moon verbringen. Abends hatten wir dann noch unseren Agility-Abend, da traf er natürlich noch seine Freunde, Lingo, Ciala und Lucky. Dieser liess ihm keine Ruhe und er musste noch mit ihm spielen. Ich glaube das war alles ein wenig zu viel. Er wird nun froh sein, wenn er heute morgen mal ein bisschen seine Ruhe hat.“ Hanna lachte lauthals los. „Natürlich, Feli hat verschlafen, warum wundert mich das nicht.“ „Na weißt Du, Hanna…“ Felicitas wurde durch die Türklingel unterbrochen. Hanna Peter ging zur Türe: „Aha, unser erster Patient ist hier. Auf zur Arbeit!“ Der Morgen verlief ziemlich stressig. Da war ein Kaninchen mit Durchfall, ein Meerschweinchen, welches nichts mehr essen wollte und ein Wellensittich, für den Felicitas leider nichts mehr tun konnte. Vögel waren sehr schwierig zu behandeln. Und drei Hunde brauchten auch noch ihre Impfung. Den Abschluss machten eine verletzte Katze und eine Wasserschildkröte. Nun waren beide Frauen müde und sassen mit ausgestreckten Beinen in den bequemen Sesseln des Wartezimmers. Die Praxis würde erst wieder um 15.00 Uhr aufmachen, da Felicitas zuvor noch einen Hausbesuch hatte. „Willst Du mit mir rüber kommen und zu Mittag essen, Hanna?“ Felicitas streckte sich ausgiebig. Bedauernd schüttelte Hanna den Kopf: “Sorry, geht nicht, Rolf kommt jetzt dann nach Hause. Ich habe ihm versprochen, etwas Leckeres zu kochen. Also muss ich mich beeilen.“ Sie erhob sich aus dem Sessel, zog ihre Schürze aus und ging in den Flur. „Schade, esse ich eben alleine.“ Felicitas erhob sich ebenfalls und tat es Hanna gleich. Dort guckte sie noch schnell in das Behandlungszimmer und rief nach Romeo: „He, Du Faulpelz, fertig geschlafen. Fuss, Romeo.“ „Ja, ja,ich komme schon. Dieser Desinfektionsgeschmack macht einem ganz dusselig. Gähn, zuerst noch strecken, dann linkes Bein und rechtes Bein dehnen, schütteln, so und nun bin ich fit. Bin ja schon da… ging doch schnell, nicht?“ „Mensch, heute noch Romeo, ich habe Hunger. Geh nur Hanna, ich schliesse schon ab.“Felicitas holte ihren Praxisschlüssel aus der Hosentasche. „Danke, Du bist ein Schatz, bis später.“ Ein kurzes Winken und Hanna war verschwunden. Felicitas schloss die Türe ab und öffnete die gegenüberliegende. Mit Romeo auf den Fersen ging sie in die Küche. Im Vorbeigehen hatte sie noch den Telefonbeantworter im Flur gedrückt. Marias Stimme ertönte: “Hallo Felicitas, hier ist Maria. Hör mal, wenn Du möchtest, komm doch zum Mittagessen rauf. Eigentlich… nun… ich wäre sehr froh, ich muss unbedingt mit jemandem reden. Danke. Bis bald.“Felicitas hatte den Napf von Romeo gefüllt und ihm vor die Schnauze gestellt. Gedankenverloren meinte sie: „Das klang gar nicht gut. Romeo ich glaube Du wirst Moon schon wieder sehen, da freust Du Dich bestimmt, nicht wahr?“ Sie ging in die Knie und knuddelte den Hund liebevoll. „Ja klar, typisch. Warum glauben die Menschen eigentlich immer zu wissen, was uns Hunde freut? Moon bedeutet für mich wieder Stress, seufz. Weibchen, man kann nicht mit ihnen aber auch nicht ohne sie sein. Wenigstens kann ich jetzt, da Melissa nicht dar ist, vorne neben Frauchen sitzen, geil!“ Felicitas hatte sich unterdessen wieder erhoben, Jacke, Leine und Autoschlüssel gegriffen und war schon auf dem Weg zu ihrem Arbeitswagen. Schnell folgte ich ihr. Sie öffnete die Autotüre, packte Romeo und setzte ihn auf den Beifahrersitz. Dort legte sie ihm den speziellen Hundegurt an. Dann schlug sie die Türe zu, umrundete den Jeep, stieg auf der Fahrerseite ein, liess den Wagen an und setzte rückwärts aus dem Parkplatz. Sie bog nach links in die Langenhardstrasse ab und fuhr die kurze, kurvenreiche Strecke hoch bis nach Unterlangenhard. Dort wohnte Maria Hug mit ihrem Mann Thomas und Tochter Daniela im Haus von Thomas Eltern im Unterdorf. Nach fünf Minuten klingelte Felicitas schon an der Haustüre des grosszügigen Hauses. Sofort erklang Moons lautes Bellen. Nach einer kurzen Weile öffnete Maria. Felicitas erschrak als sie die verweinten Augen ihrer Freundin sah. Schnell traten sie und Romeo ein. Felicitas schloss die Haustüre und nahm Maria in die Arme: „Mein Gott, Maria, was ist denn los? Du weinst doch so selten.“ Maria erwiderte die Umarmung. Sie war etwas beruhigt, denn nun war ja Felicitas hier und sie konnte ihre Wut und Frust los werden: „Ich weine aus Wut, ich sag Dir, Felicitas, es wundert mich wirklich, dass noch niemand diese schreckliche Frau umgebracht hat.“ Sie schritt schnell vor Felicitas ins Wohnzimmer. Dort setzte sich Felicitas auf die schöne Eckbank. Es war bereits für zwei Personen gedeckt. Maria ging in die Küche weiter und rief von dort: „Ich habe Dir doch davon erzählt, dass ich dieser Frau Schwarz aus Versehen falsch herausgegeben habe. Stell Dir vor, nun hat mich diese Hexe doch tatsächlich angezeigt!“ Felicitas war einen Moment fassungslos, dann: „Das darf doch nicht wahr sein! Geht es dieser Giraffe eigentlich noch? Aber eigentlich sollte es mich nicht wundern. Sie hat rund um sie herum alle gegen sich aufgebracht. Du bist nicht die einzige die mit ihr Probleme hat. „Maria brachte das Essen rein, stellte es auf dem Tisch ab und setzte sich zu Felicitas. „Weißt Du, Felicitas, wenn ich nicht so dringend das Geld des Kiosk-Jobs brauchen würde, könnte ich dieser Bösartigkeit noch eher mit Gelassenheit begegnen.“ Felicitas schöpfte Maria und sich von den Spaghetti: „Soll das heissen, Du bist gekündigt?“ – „Nein, so schlimm ist es nun doch nicht, doch mein Chef hat mich suspendiert bis diese Sache geklärt ist und das kann noch ein Weilchen dauern.“ – „Scheisse!“, treffender konnte der Kommentar von Felicitas wohl nicht sein. Schweigend assen die beiden ihre Spaghetti und hingen ihren Gedanken nach. Romeo und Moon lagen unterdessen in Moons grosszügigem Hundebett und besprachen dieses Problem auf hündische Art. „Moon, Dein Frauchen riecht sehr unangenehm. Was ist denn los mit Ihr?“ – „Ach Romeo! Stell Dir vor, sie hat sogar geweint, wo sie doch sonst immer so fröhlich ist. Daran muss eine schreckliche Frau schuld sein, sie war mal am Kiosk und hat ganz fürchterlich mit Frauchen gestritten!“ aufgeregt leckte Moon an Romeos Vorderpfote herum, dann fuhr sie fort zu erzählen: „Weißt Du, was auch noch seltsam war, Frauchen ging gestern Abend noch in den Ausgang und dies ohne Herrchen! Der wusste nichts davon. Sie war zurück bevor er nach Hause kam.“ Romeo drehte sich auf den Rücken: „Das muss ja nichts mit dieser Frau zu tun haben.