Автор: | K.T.N Len'ssi |
Издательство: | Bookwire |
Серия: | |
Жанр произведения: | Языкознание |
Год издания: | 0 |
isbn: | 9783738020816 |
sagte sie. Sebastian sagte außer sich: „Was? Du willst schlafen? Nur als Erinnerung und…“ Als er weiter redete, stand Lisa auf und meinte: „Ich gehe zu Melanie. Ich werde dort schlafen. Und noch einmal danke für das Geschenk. Es wäre aber nicht nötig gewesen.“ „Hey, so geht es nicht, so einfach kannst du nicht gehen. Ist alles das wegen Wanted?“ Sie vergaß oder ließ absichtlich das Geschenk auf dem Bett liegen, trat aus dem Zimmer und machte die Tür hinter sich zu, ohne ein Wort mehr zu sagen. Sebastian stand da wie ein Roboter, nicht wissend, was er nun machen sollte. Er schämte sich zu Tode. Er hatte sich so herabgesetzt, dass er sich nicht mehr traute, morgen zur Arbeit zu gehen und anderen Leuten ins Gesicht zu sehen. „Was ist los?“, fragte er sich. „Was bin ich geworden? Was geht um mich herum vor? Warum hat… Warum mir? Was kann ich tun, um Wanted von meiner Familie zu entfernen? Er hat sich durch Annäherung an Melanie meine Frau erobert!“, schimpfte er. „Warum ist Wanted so besonders? Ich bin reich, habe Erfolg, sehe gut aus, bin angesehen und so ein Mann kommt und stellt die Welt auf den Kopf? Was soll ich tun?“, fragte er sich. Diese Gedanken ließen ihn nicht einschlafen. Sebastians Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen hatten Kratzer bekommen. Die Kratzer waren so tief, dass ab diesem Tag seine Karriere darunter zu leiden begann. Schlimmer für ihn war die Tatsache, dass Lisa sich weiter ganz normal verhielt und sehr glücklich zu sein schien. Je unglücklicher er war, desto glücklicher war sie. Sebastian ertrug diesen Zustand schwer, und fing an zu trinken und Wanted richtig zu hassen, obwohl er null Beweise hatte, dass seine Frau mit dem Kameruner im Bett gelandet war. Er schämte sich über sich selbst und fragte sich, wie es dazu kommen konnte, dass ein einfacher Gedanke ihn so kaputt machen konnte. Ja, es war nur ein Gedanke, nichts mehr. Seine Frau hatte sich eigentlich nicht großartig geändert, auch ihm gegenüber. Sie war wie immer lieb und respektvoll gewesen und hatte ihm kaum Vorwürfe gemacht. Lisa äußerte sich nie zu der Beziehung zwischen ihr und Wanted. Sie sprach nur immer gern darüber, wie gut Wanted und Melanie sich verstanden. Somit ließ sie ihm überhaupt keine Gelegenheit, über eine mögliche sexuelle Beziehung zwischen ihr und Wanted zu reden. Mit niemandem konnte er darüber reden. Niemand würde ihn verstehen. Er wusste als Anwalt ganz genau, dass nur Fakten und Beweise zählten. Er hatte nur Indizien, und auch da nur gefühlte Indizien. Er konnte seiner Frau eigentlich nichts direkt vorwerfen und seine Frau stellte es auch so geschickt an, dass es absolut keinen Grund gab, darüber zu reden. Sebastian saß in seinem eigenen, im Kopf kreierten Gefängnis fest und folterte sich selbst. Aber warum macht mich dieser Wanted verrückt? Warum macht die Idee, dass meine Frau mit ihm schläft mich so fertig? Ja, die Macht der negativen Gedanken spüre ich gerade, sagte er sich, aber aus eigener Kraft konnte er nicht mehr daraus entkommen. „Ich muss mir keine Hilfe holen“, entschied er dennoch. Der Satz „Ich bin eifersüchtig, weil meine Frau mich betrügt“, kam nicht aus seinem Mund heraus. Ihm ging es immer schlechter, und irgendwann musste er doch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Er fand Hilfe beim Psychotherapeuten Dr. Camara aus Frankfurt. Die Jahre vergingen weiter so und nichts änderte sich privat zugunsten von Sebastian, aber er hatte sich ein bisschen aufgefangen und beruflich, nachdem ihm mit Rauswurf aus der Kanzlei gedroht wurde, ging es wieder bergauf. Er war herabgestuft worden und war kaum noch für einen wichtigen Prozess verantwortlich. Aber er arbeitete sich dank der Hilfe von Dr. Camara wieder nach oben. Die Krönung seines Comebacks war der Gewinn eines spektakulären und medienwirksamen Prozesses; ein Prozess, der Deutschland bewegte. Es ging um eine 19jährige Frau, die angeblich ihren Ehemann und dessen Geliebte bestialisch ermordet haben sollte. Alle Indizien und Beweise sprachen gegen die Frau. Die Frau hatte Pech, da der Ehemann der Geliebten ihres Mannes ein sehr einflussreicher Mann war mit Verbindungen bis nach Oben. Die Frau wurde lebenslänglich verurteilt mit keiner Aussicht auf Freilassung nach der Verbüßung der Strafe. Die Kanzlei brauchte Erfolg, den sie seit Jahren nicht mehr gehabt hatten. Sie verfolgte den Prozess, aber griff vorher nicht ein. Ein Jahr nach der Verurteilung der Frau suchte die Kanzlei Kontakt zu der Frau, die im Gefängnis saß, und bot ihr an, sie gerichtlich zu vertreten. „Was würde so etwas kosten?“, fragte die Frau. Der Chef der Kanzlei selbst, der persönlich mit der Frau sprach, meinte dass dies alles so um eine halbe Million kosten würde. „Halbe Million? Vergessen Sie es. Ich kann nicht mal 500 zusammenraffen.“ „Ja, wir wissen das“, antwortete der Rechtsanwalt, und fügte hinzu: „Aber wenn Sie akzeptieren, dass wir Sie vertreten, sind wir bereit, alle Kosten zu übernehmen.“ „Wie das? Einfach so, weil Sie mir helfen wollen? Das glaube ich Ihnen nicht. Was soll ich als Gegenleistung erbringen?“, fragte die Angeklagte. „Klar, dass Sie etwas machen müssen. Sie müssen nur unterschreiben, dass unsere Kanzlei Sie vertritt“, sagte der Kanzleichef. „Und was haben Sie davon?“, fragte die Frau. „Sie werden uns die gesamte Vermarktung dieser Geschichte abtreten.“ Und schnell fügte er hinzu: „Selbstverständlich übernehmen wir auch etwaige Schadensersatzforderungen gegen wen auch immer, aber dafür sind Sie vielleicht in wenigen Monaten wieder frei, können studieren und sich eine schöne Zukunft bauen. Überlegen Sie ganz in Ruhe, in wenigen Tagen wird unser Staranwalt Sebastian Koch Kontakt mit Ihnen aufnehmen, um Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen.“ „Sie werden bald rauskommen, und Ihr Sohn wartet auf sie“, hatte er betont, um die Frau noch mehr zu beeinflussen. Der Fall wurde neu aufgerollt. Sebastian kümmerte sich um den Prozess. Er liebte es, im Licht der Kamera zu sein. Er liebte es, seinen Name in den großen Zeitungen zu lesen. Er genoss seine berufliche Wiedergeburt. Wanted hier, Wanted da, Basti war wieder da. In einem wochenlangen, sehr medienintensiven Prozess errang er einen spektakulären Erfolg: einen Freispruch ohne Wenn und Aber. In den Medien und in der Branche redete man nur noch über Basti, den Schönling, der wie ein Fernsehstar aussah. Sebastian der Unbesiegbare, der Erfolgsmacher war wieder da, ja, fast wieder da. Das stärkte sein Selbstbewusstsein und sein Selbstvertrauen. Die Arbeit mit Dr. Camara hatte sich ausgezahlt. Er entschied sich einfach, die Sache mit Wanted und seiner Familie zu dulden. „Niemand kann mich zerstören“, sagte er sich zufrieden sitzend auf seinem Bürostuhl. „Ja, niemand außer Gott, und ich bin fast Gott, egal, was meine Frau sagt und macht. Nur weil ein Mann mit meiner Frau schläft, werde ich nicht zu Boden gehen und liegen bleiben. Nein, ich bin viel stärker als der Sex. Ich bin mir viel mehr wert als ein Orgasmus, ein Penis. Ich lasse mich nie, nie mehr runterkriegen. Von mir aus können sie auch in unserem Ehebett schlafen. Ja, je mehr ich dagegen kämpfte desto stärker machte ich die beiden. Sie fühlten sich mächtiger. Diese Macht über mich nehme ich mir ab heute zurück“, sagte er sich zufrieden. Die Beziehung zwischen Lisa, Melanie und Wanted vertiefte sich immer mehr. Sie unternahmen viel zusammen. Bastis Erfolg hatte eine Kehrseite. Er hatte noch weniger Zeit für die Familie, so dass Wanted langsam mehr und mehr bestimmte Männeraufgaben übernahm. Lisa und Wanted waren fast wie ein Paar. Bald wurden auch die Sonntage keine exklusiven Familientage mehr, in die Sebastian mit eingebunden war. Melanie war nun 17 und spielte gern Basketball in einer Mannschaft in Weiterstadt. Sie war so gut, dass sie fast alle Wochenenden hier und da Turniere hatte. Am Anfang war auch Sebastian dabei, aber da er nun immer erfolgreicher war und auch im Ausland gebraucht wurde, konnte er nicht immer dabei sein. Langsam wurde er gänzlich durch Wanted ersetzt. Wanted fand im Gegenteil zu Basti immer Zeit am Wochenende, um mit Lisa und Melanie unterwegs zu verschiedenen Turnieren zu fahren. Auch unter der Woche musste er Melanie öfter allein vom Training abholen oder extra mit ihr trainieren. Eines Tages bei einem Turnier in Weiterstadt machte ein Elternpaar eine Bemerkung, die dazu führte, dass Lisa und Wanted ein langes und interessantes Gespräch führten. Das Paar, das wegen seiner Tochter auch oft bei verschiedenen Turnieren war, war ein sehr lustiges Paar, das fast mit jedem scherzte. „Guten Morgen, schönes Liebespaar, wie geht’s euch?“, sagten sie, dann ganz leise, als ob sie nicht wollten, das andere Leute mithörten fügten sie hinzu: „Ha, wisst ihr, ihr seid das schönste Paar hier, und eure Tochter ist wirklich süß und besonders talentiert. Du hast gutes Blut, du junger Mann, Hut ab“, und dann verschwanden sie wieder. Wanted und Lisa hatten überhaupt keine Zeit gehabt zu reagieren und die Aussage in zwei Punkten zu korrigieren: er ist nicht der Vater und das ist nicht sein Blut. Die beiden schauten sich ein bisschen geniert an und Wanted sagte: „Was soll‘s, warum müssen wir eine Erklärung abgeben?“ Lisa war still. Lange still, und dann sagte sie: „Zwar hast du Recht, dass wir niemandem eine Erklärung geben müssen. 100% einverstanden mit dir. Aber das ist doch nicht normal, was wir machen, oder?“ „Verstehe dich nicht so ganz“, behauptete Wanted. Getreu ihrer Art, nahm sich Lisa viel Zeit, bevor sie weiterredete. „Siehst du, ich habe einen Mann, du wechselnde Geliebte. Aber wir sind viel mehr miteinander zusammen