Keimphobie, Scarlett Johansson, Schampus
Flashback – verlaufen im eigenen Kopp
Schwenkt mal einer die weiße Fahne?
Zu diesem Buch
Bei diesem Buch handelt es sich um die Fortsetzung des Romans „ZWEI HERZEN Wer bin ich? Wer will ich sein?“. Für diejenigen, die mein erstes Werk noch nicht kennen, möchte ich kurz den Inhalt wiedergeben: Mit vierundzwanzig begann die Protagonistin Victoria, auch Vici genannt, kontinuierlich ihre Gedanken, Gefühle und Alltagserlebnisse aufzuschreiben. Auf der Suche nach sich selbst ging Vici zu den Anfängen zurück. Zu ihrer Mutter Christina, die sie im Alter von eineinhalb Jahren verlassen hatte. Zu ihrem liebevollen, aber alkoholkranken Vater Lenn, der sie verwahrlosen ließ, weshalb sie mit fünf in ein Kinderheim kam. Und zu ihren Adoptiveltern: der zärtlichen Susi, der sie vom ersten Moment an vertraute, und dem eher kühlen, rationalen Klaas. Unter dem Gefühl leidend, sich für dessen Zuneigung verbiegen zu müssen, rebellierte sie nach außen hin, was sie allerdings gegen sich selbst zerstörerisch werden ließ. Als Erwachsene sagte sie den Depressionen, Essstörungen und Selbstverletzungen dann den Kampf an – zunächst mit ihrem Freund Sven an der Seite. Doch je mehr sie an Stärke, Orientierung und Lebensmut gewann, desto eifersüchtiger und kontrollierender wurde ihr Partner. Gefangen in der Angst, ihn zu verlieren, schlitterte Vici in Abhängigkeit zu ihm und bemerkte erst zu spät, dass sie Herz und Freiheit bereits verloren hatte. Nach aufreibendem Hin und Her trennte sie sich von Sven, holte das Fachabitur nach und erhielt einen Studienplatz an der Hochschule für Soziale Arbeit. In „REISE OHNE ZIEL Wo bin ich? Wo will ich hin?“ ist Vici inzwischen achtundzwanzig und nicht weit vom Ende des zweiten Semesters entfernt. Sie absolviert ein Praktikum in einer Tagesaufenthaltsstätte für Wohnungslose und wird, obwohl es ihr dort gefällt, wieder von ihren psychischen Krankheiten, Triggern und unermesslichen Sorgen eingeholt – begünstigt durch die vielen Phasen des Leerlaufs und der Langeweile. Die Ursachen für ihre Labilität, wegen der sie erneut eine Therapie hat anfangen müssen, sind aber noch ganz andere. Zum Beispiel die Erinnerungen an den Tod ihres Halbbruders Lukas und vor allem das Mobbing an der Uni, das ihre restliche Studienzeit mit einem Schlag kolossal verändern wird. Weil es ihr in der Obdachloseneinrichtung an Struktur und Varianz fehlt, wechselt Vici in die Arbeit mit drogengebrauchenden Prostituierten. Parallel dazu beendet sie die Partnerschaft mit Paschi, dessen Machogehabe ihr mächtig auf die Nerven geht. Immer in der Sehnsucht nach Stabilität und Geborgenheit beginnt sie innerhalb der nächsten drei Jahre neue Beziehungen, die jedoch alle kompliziert sind und in denen sie alten Mustern verfällt, die sie an die Wunden ihrer Vergangenheit erinnern. Das Gefühl des Nie-satt-Seins bleibt. Zwischen Annahme und Abwehr ringt Vici um ihre Selbstbehauptung und erlernt zunehmend Abgrenzungs- und Bewältigungsstrategien. Nach einer Vielzahl von Enttäuschungen entscheidet sie sich zeitweilig für das für sie schwer erträgliche Alleinsein und schafft den Start ins holprige Berufsleben. Schließlich beweist Vici in der Ambulanten Sozialpsychiatrie Engagement und Ausdauer. Dort lernt sie den euphorischen, zugleich unnahbaren Liam kennen, der wie sie zwar alles andere als einfach ist, letzten Endes aber gewillt zu sein scheint, mit ihr gemeinsam aus selbstschädigenden Verhaltenssystemen auszubrechen. Victorias Geschichte spielt heute, im Zeitalter der Digitalisierung. Sie zeigt, wie eine zerrüttete Kindheit das Leben langfristig prägt, wie familiäre Haltlosigkeit und fehlende Sicherheit die eigene Existenz, das Selbstwertgefühl und Führen von Beziehungen beeinflussen. In ihren tagebuchähnlichen Aufzeichnungen setzt Vici sich mit psychologischer Selbstanalyse auseinander. Sie beschreibt und reflektiert ihr Verhalten – mal leidenschaftlich, verletzt, verliebt, wütend oder poetisch; mal sachlich distanziert, fast kalt, wobei ihre Stimmung von einem zum nächsten Augenblick ins Gegenteil umschlagen kann. Auf diese Weise werden tiefe Einblicke in Vicis sehr sensibles Wesen gewährt – bedrückend, erschreckend, schonungslos ehrlich. Aber auch kritisch, sarkastisch und schlagfertig. Daher bietet die Art, wie sie erzählt, viel Raum für die Sprache des Herzens. Es braucht Mut und Bereitschaft, sich auf Vici einzulassen und in ihre Welt einzutauchen. Mit meinen Romanen möchte ich meinen Lesern und Leserinnen insbesondere die Erkrankungen „Depression“ und „Bulimie“ sowie ein paar wenige Symptome der „emotional instabilen Persönlichkeitsstörung“ näherbringen. Diese können sich je nach Typus (Impulsiv oder Borderline) unter anderem in Wutausbrüchen, Risikoverhalten, negativem Selbstbild, idealisierten, zumeist intensiven, oft jedoch unbeständigen und/oder abgewerteten Bindungen ausdrücken. Außerdem möchte ich Menschen mit diesen Diagnosen ermutigen, der eigenen Wahrheit zu begegnen und Illusionen, die der Verdrängung dienen, aufzudecken. In meinen Werken gibt es keinen roten Faden im klassischen Sinne oder ein Happy End à la Hollywood. Mir ist wichtig zu veranschaulichen, dass es die kleinen Fortschritte und Erkenntnisse sind, die uns eines Tages hoffentlich bei uns selbst ankommen und uns sagen lassen: Ja, ich habe gelebt und es war gut, wie es war.
Widmung
Dieses Buch widme ich meinem inneren Kind.
Und all jenen, die ich liebte und immer noch liebe.
Besten Dank an Andree, dessen literarische
Fähigkeiten zu kleinen Teilen in meinen Schriften
einfließen