Blutige Finsternis. Lucy Darkness. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lucy Darkness
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748539513
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kräftig an. Ihr stinkender Sabber landete in meinem Gesicht und brannte sich wie Säure ein.

      Sie schaute mich mit ihren dunklen Augen der Hölle an und sprach laut in einer Sprache, die ich nicht kannte. Ihre Stimme wurde immer lauter, bedrohlicher und jedes Wort landete wie ein schmerzvoller Eiszapfen in meinem Körper.

      Te del o beng ande tute.

      Marel ći bax o khul.

      Te ćernol ćo mas pas tu!

      (Übersetzung Romani-Fluch: Der Teufel soll in Dich fahren. Scheiße soll Dein Glück erschlagen. Das Fleisch soll von Dir runterfallen.)

      Ich verstand kein Wort, doch ich wusste, dass sie einen Fluch aussprach. Ihre Stimme klang so gewaltig, vibrierend, dass sich alles in dem Raum wie bei einem kleinen Erdbeben bewegte. Schweißgebadet starrte ich sie an. Bewegungsunfähig, als hätte sie mich mit einem Zauber gebannt.

      Sie erhob sich, spuckte noch einmal runter und ließ etwas fallen. Ich konnte nur die dunkle, rote Farbe erkennen. Danach spürte ich einen kräftigen Luftschub, als würde ein Minitornado durch meinen Raum ziehen. Die drei großen Monitore lösten sich aus den Halterungen und fielen klirrend zu Boden.

      Die Alte war verschwunden. Ich konnte mich endlich wieder bewegen, griff nach dem Revolver und schaute mich hektisch um. Doch da war niemand mehr. Mein Büro war verwüstet. Selbst mein Schreibtisch lag in zwei Stücke gebrochen.

      Erst nach ein paar Minuten richtete ich meinen Blick auf das Stück, das sie fallengelassen hatte. Ich fasste es an, hob es hoch.

      Nein, das konnte nicht sein. Es war jenes Kleid, das ich Jerina einst schenkte. War das ein Zufall? Wie konnte das sein? Auf dem Kleid war Blut, getrocknetes Blut. Ich ließ es voller Schreck fallen und zuckte zusammen. Noch immer umfasste meine Hand kräftig den Revolver. Als ich erneut ein Geräusch hörte, drückte ich ab. Der Schuss unterbrach die plötzliche Stille und die Kugel bohrte sich tief in die Wand. Ich war so schreckhaft, dass ich auf jedes kleinste Geräusch reagierte.

      * * *

      Am nächsten Morgen wachte ich in meinem Bett auf. Die Sonne strahlte bereits mit ihrer wohligen Wärme durch das große Fenster in mein Schlafzimmer. Ich rieb meine Augen. War das einfach alles nur ein Traum? Ich lag seelenruhig im Bett, die Angst war längst verzogen und ich lächelte plötzlich. Scheiße, war das ein Alptraum ...

      Noch ein wenig Müde und gedankenverloren ging ich in den Flur. Vielleicht sollte ich abends weniger trinken ...

      Doch dann holte mich die Realität wieder ein. Oder war es die Fantasie, die Illusion einer Realität? Ich stand vor meinem Büro oder vielmehr, von dem was davon noch übrig war. Alles war zerstört. Es war kein Traum! Auf dem Boden lag noch das rote Kleid mit den Blutflecken. Ich griff in mein Gesicht. Was war das?

      Erst im Bad vor dem Spiegel sah ich zwei Narben in meinem Gesicht. Eine an meiner Stirn, die andere auf der linken Seite, nahe meiner Nase. Genau dort, wo diese alte Frau hingespuckt hatte. Aus dem ätzenden Sabber bildeten sich zwei hässliche Narben, die wie eingebrannt wirkten. Mein makelloses Gesicht wirkte nun auf mich selbst beängstigend.

      Ich irrte durch die Wohnung und versuchte mich an jedes noch so kleine Detail zu erinnern. Sie hatte etwas gesagt. Eine Art Fluch. Ich schloss meine Augen und erinnerte mich nahezu an jedes einzelne Wort. Ich konnte die Wörter perfekt aussprechen, hatte aber keine Ahnung, was sie bedeuten sollten.

      Te del o beng ande tute.

      Marel ći bax o khul.

      Te ćernol ćo mas pas tu!

      Einige Zeit später konnte ich ihre Flüche mit Hilfe eines Dolmetschers übersetzen. Es waren uralte Fluch Sprüche, die, wenn sie einmal in Gang gesetzt wurden, nicht mehr aufzuhalten waren. Sollte ich lachen oder sollte ich aus dem Fenster springen. Ich wusste nicht mehr, was Real war und was Traum. Ich glaubte nicht an Geister, Hexen oder Zigeuner, die tödliche Flüche aussprechen konnten. Scheiße, so etwas konnte es nicht geben. Schwarze Magie gab es nur im Fernsehen! Dennoch zitterte ich weiter am ganzen Körper. Immer wieder fiel mein Blick auf dieses Kleid.

      Mir ließ das Ganze keine Ruhe. Flüche waren ein Hirngespinst der Fernsehmacher. Sie konnten nicht real sein. Doch auf den verschiedenen Seiten im Internet waren viele Menschen anderer Überzeugung. Sie vertraten die Auffassung, dass Flüche zerstören und töten könnten und diese am Ende immer zerstörerisch wären.

      Ich wollte die Polizei rufen, doch was hätte ich sagen sollen. Eine alte Frau, ein Geist wäre mir erschien und hätte mit einem Luftzug mein Büro in Schutt und Asche gelegt und zu guter Letzt noch ein blutverschmiertes Kleid hinterlassen. Die hätten mich für Irre erklärt und wer weiß, woher das Blut stammte ...

      Ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Statt mich der Furcht zu ergeben, baute ich mein Büro wieder auf.

      Die nächsten Tage waren komisch. Ständig fühlte ich mich so, als würde mich jemand begleiten. Doch niemand war da. Ich verbarrikadierte mich in meiner Wohnung und hatte den Revolver griffbereit liegen.

      Nach etwa einer Woche trat eine gewisse Normalität ein. Ich hatte das Büro hergerichtet, das merkwürdige Kleid lag in meinem Tresor und nichts mehr war passiert. Die Nächte waren ruhig. Die ersten Tage konnte ich nicht schlafen. Doch mittlerweile hatte ich zur Normalität zurückgefunden. Selbst die Narben verschwanden. Ich vergaß und verdrängte, was passiert war. Nachts schlief ich durch, ohne jeglichen Alptraum. Tagsüber erzielte ich Gewinne. Flüche konnten nur dann zerstörerisch sein, wenn man daran glauben würde. Doch ich ließ mich nicht manipulieren!

      Wieder einmal war es Samstag und nach den letzten zwei Wochen hatte ich Lust, auf die Jagd zu gehen. In einer Bar lernte ich Phoebe kennen. Eine süße, 25-jährige Blondine. Sie ließ sich schnell durch mein Geld blenden. Ich flirtete mir ihr und gab ihr unmissverständlich zu verstehen, was ich von ihr wollte.

      Es dauerte nicht lange bis wir in meinem Penthouse ankamen. Wir küssten, umarmten uns. Sie war heiß, richtig heiß. Wir landeten in meinem Schlafzimmer, rissen uns die Klamotten vom Leib und liebten uns. Sie war wie eine wilde Raubkatze und kannte keine Tabus. Phoebe ließ sich völlig fallen.

      Die Kleine setzte sich auf mich, schloss ihre Augen und ritt auf mir. Ich verfiel immer mehr in Ekstase. Ich griff an ihre Brüste, massierte die kleinen, zarten Dinger. Doch plötzlich veränderte sich die Haut. Was sich gerade noch so zart anfühlte, kam mir nun wie altes, trockenes Fleisch vor. Selbst die Wärme war aus ihrer sanften Haut gegangen.

      Ich öffnete meine Augen und erstarrte vor Schreck. Das war nicht Phoebe. Die Frau, die auf mir saß, die Frau, mit der ich Sex hatte, war alt ... uralt. Es war die alte Zigeunerin, die grässlich kicherte, während ihre alte, stinkende Haut auf mir hin und her zappelte. Vor lauter Schreck zuckte ich zusammen. Ich warf sie auf den Boden, schlug auf sie ein, doch sie kicherte weiter.

      »Scheiße, was machst Du. Spinnst Du Brad .... Hör auf!!!«

      Als ich wieder zu ihr sah, lag Phoebe auf dem Boden. Sie hatte Angst, fürchterliche Angst. Sie fürchtete sich vor mir. Ihre Hände hielt sie krampfhaft vors Gesicht, um die Schläge abzuwehren.

      Ich verstand das nicht. Als ich von ihr abließ, glitt ich zur Wand und schaute sie voller Schreck an. Als wäre ich in diesem Moment völlig geistesabwesend.

      »Was stimmt mir Dir nicht, Du Spinner. Du krankes Schwein«, schrie sie mich an.

      Ich hatte auf Phoebe eingeschlagen. Noch nie hatte ich eine Frau geschlagen, aber da war doch die Zigeunerin. Ich stammelte und versuchte ihr das zu erklären.

      »Hast Du sie noch alle. Du kranker Irrer«, zischte sie wütend zu mir, während sie ihre Kleidung zusammensuchte.

      Phoebe wollte die Polizei rufen und Anzeige erstatten. Doch mit ein paar tausend Dollar gelang es mir, sie zu beruhigen. Die Tür knallte und sie verließ meine Wohnung.

      Ich machte mich im Bad frisch und da waren wieder