Sichelland. Christine Boy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christine Boy
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844236200
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Tälern, Schluchten und Steilwänden, auch wenn sie nicht mit der Valaschlucht im Gebirge vergleichbar war. Doch Sagun trennte das fruchtbare Land von der Wüste und bildete eine natürliche Grenze zum bewohnten Gebiet – ähnlich wie die Schlucht im Norden. Zudem lag das Felsland südlich des Nebeltempels. Abgelegen, vergessen, uninteressant ... das war Sagun. Dass schlechte Botschaften jetzt von dort zu kommen schienen, rückte diesen Landstrich aber plötzlich in ein ganz anderes Licht.

      „Und was erzählt er von da?“ fragte sie dann.

      „Ich hielt es erst für unwichtig... einige Schafe, die in der Gegend um Fangmor verschwanden, ein paar Einbrüche und Plünderungen... aber er sagte auch, dass sich die Heiler und Kräutersammler aus dem Süden beklagten, dass Sagun keine gute Ausbeute mehr brächte. Du weißt ja, dort fand man immer einige seltene Gebirgspflanzen und die Wanderer, die deshalb kamen, brachten Gold in die Taschen Fangmors.“

      „Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.“ sagte Lennys ungeduldig.

      „Keine Kräuter und Früchte in Sagun... es ist Spätsommer. Gerade jetzt sollten dort Wildbel und Klauenbeeren in Hülle und Fülle wachsen. Und Scherm...“

      „Vielleicht hat ein kluger Mensch den Scherm dort endlich ausgerottet. Ich hasse dieses Zeug.“

      „Lennys.... In Sagun wächst so gut wie nichts mehr, obwohl im Frühling und Frühsommer die Wildernte noch recht gut war.“

      Lennys sah auf. „Das hattest du nicht gesagt.“

      „Die Sammler aus dem Süden denken, die Menschen aus Fangmor hätten alles abgeerntet und würden es selbst teuer in Goriol verkaufen.“

      „Das ist doch Unsinn. Das Meiste davon wächst in Valahir, warum sollten die Goriolaner teure, halbvertrocknete Kräuter aus Fangmor kaufen?“

      „Der einzige Grund, der den Wanderern einfällt, ist Schikane. Sie glauben, Fangmor hätte genug von ihnen und man wolle sie aus Sagun fernhalten. Und deshalb hätten sie das Felsland sozusagen 'leer geerntet'. Besonders Ontur ist nicht sehr gut auf Fangmor zu sprechen, die meisten Kräutersammler kommen von dort.“

      „Und du glaubst nicht, dass Fangmor das getan hat?“

      „Nein. Aber Ontur ist sich sicher, es beweisen zu können. Ein paar von ihnen haben die Überreste eines Schaffells in Sagun gefunden. Eines, dass aufgrund seiner Färbung leicht Fangmor zugeordnet werden konnte...“

      „Eines der gestohlenen Schafe?“

      „Fangmor behauptet das, aber natürlich hält Ontur es für eine Ausrede. Tatsache ist, dass irgendjemand in Sagun unterwegs ist, dort Schafe schlachtet und Gebirgspflanzen erntet. Und ganz nebenbei noch die Vorratskammern Fangmors ausräumt.“

      „Das klingt nicht gut. Du glaubst dem Händler?“

      „Er hat keinen Grund zu lügen. Fangmor-Wein wird nicht mehr so häufig gekauft wie früher, die Leute dort haben allen Grund, sich mit Ontur gutzustellen. Wieso sollten sie sie gerade jetzt vergraulen?“

      Lennys ging in den Wohnraum zurück und betrachtete eine Landkarte, die neben der Tür hing.

      „Sagun.... warum ausgerechnet dort?“ fragte sie sich leise, doch Akosh stand bereits hinter ihr und hörte die Worte.

      „Du denkst das gleiche wie ich? Dass sie es sind?“

      „Es ist zumindest möglich. Auch wenn ich nicht verstehe, weshalb. Wir sollten der Sache nachgehen.“

      „Du willst nach Sagun?“

      „Erst einmal nach Fangmor. Und dann sehen wir weiter. Wir sollten nicht zu viel Zeit verlieren.“

      Akosh schüttelte den Kopf. „Lennys, wir müssen noch warten. Der Shajkan für Sara.. ich brauche meine Werkstatt dafür. Und ich kann ihn nicht in ein paar Stunden machen. Es ist nicht irgendeine Waffe.“

      „Wie lang brauchst du?“

      „Drei Tage. Vielleicht zwei. Ich habe alles Nötige zusammen, deshalb war ich auch noch einmal auf dem Markt.“

      „Drei Tage sind zu viel. Es ist jetzt früher Abend. Übermorgen bei Sonnenuntergang werden wir Goriol verlassen, ob mit Shajkan oder ohne. Tu, was du kannst.“

      „Ich mache mich sofort an die Arbeit. Sie hat Geschmack, es wird ein schöner Shajkan.“

      „Hauptsache, es ist ein Guter. Hast du ihr deinen gezeigt?“

      „Ja...“

      „Du wirst ihn mitnehmen müssen. Wir haben keine Zeit, erst noch in die Sümpfe zu gehen. Und du musst selbst dorthin, das kann keiner für dich übernehmen.“

      „Wenn ich ein Pferd aus dem Dorf nehme, kann ich in wenigen Stunden zurück sein. Ich muss nicht schlafen...“ begann Akosh.

      „Tu, was du willst. In zwei Tagen brechen wir auf und ich erwarte, dass du deine Arbeit bis dahin ordentlich erledigt hast. Wenn du dazwischen noch Zeit für einen Ausflug findest, meinetwegen. Aber wenn meine Anweisung deshalb nicht erfüllt wird....“ Ihre Augen blitzten bedrohlich.

      Lennys sah noch immer auf die Karte an der Wand, auch als Akosh schon längst gegangen war, um sich an die ihm aufgetragene Arbeit zu machen. Es war merkwürdig still im Haus und sie fragte sich einen Augenblick lang, woran das liegen mochte. Menrir war nach Elmenfall, wo er lebte, zurückgegangen und sie wusste nicht, wann sie ihn wiedersehen würde. Vielleicht würde er sie sogar nach Fangmor begleiten, er hatte viele Freunde im Mongegrund.

      Dennoch... die ganze Zeit waren ständig mehrere Leute um sie herum gewesen. Menrir, Akosh,... und Sara. Wo steckte sie eigentlich? Half sie dem Schmied? Nein, das war unwahrscheinlich. Sara hatte von der Waffenschmiedekunst keinerlei Ahnung und Akosh war bei seiner Arbeit lieber allein.

      Sie fand das Mädchen in der Küche, wo sie grade einige Kräuter zerhackte um sie dann in eine Schüssel mit Tomaten zu geben.

      „Was machst du da?“ fragte Lennys überrascht.

      „Ich bereite das Abendessen vor. Akosh hat meinetwegen schon so viel zu tun und ich bin ja auch sein Gast. Außerdem habt ihr in den letzten Tagen kaum etwas gegessen.“

      „Ich brauche nicht viel.“ Lennys trat einen Schritt näher. Neben der Schale mit den Tomaten lag ein frischer Brotlaib und einige gekochte Eier. Jetzt ging die Novizin zu dem gewaltigen Steinofen hinüber und rückte einen großen Kessel von der Glut, um gleich darauf darin herumzurühren. Ein würziger Geruch stieg von ihm auf.

      „Was ist das?“

      „Es ist eine Kräutersuppe. Akosh hat mir erlaubt, die Zutaten aus seinem Garten zu holen. Ich habe aber versucht, sparsam damit umzugehen, einige Pflanzen dort sind sehr selten und wertvoll.“

      „Bei ihm musst du nicht auf so etwas achten. Schon gar nicht, solange ich hier bin. Ich wusste nicht, dass du kochen kannst.“

      Sara lächelte schwach. „Vielleicht mögt ihr es gar nicht. Aber ich hoffe, es schmeckt euch besser als das Festmahl bei Beema.“

      „Erinnere mich bloß nicht daran. So schlecht wird das hier schon nicht sein.“

      Lennys hatte nicht die Absicht, besonders freundlich zu sein und merkte daher nicht, dass Sara plötzlich sehr erleichtert aussah. Stattdessen ging sie wieder in den Wohnraum hinüber und sah sich die Wandteppiche an. Sie kannte all die abgebildeten Szenen zur Genüge und obwohl sie sich im Haus eines Sichelländers befand, erschienen ihr die Bilder merkwürdig fehl am Platz. Alles hier war ihr plötzlich fremd, angefangen vom Wandschmuck über die Ruhe bis hin zu der Tatsache, dass einer der besten Waffenschmiede ihres Volkes gerade einen Shajkan anfertigte. All das, was sie noch vor wenigen Tagen, ja vielleicht noch Stunden für selbstverständlich oder wünschenswert gehalten hatte, wirkte jetzt falsch und unecht, wie ein Schauspiel mit schlechten Darstellern vor einer Papierkulisse.

      Lange Zeit stand sie in gedankenverloren vor den Bildnissen und als Sara den Raum betrat, dämmerte es bereits.

      „Ich