Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich. Malte König. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Malte König
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844223248
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selbst heraus analysiert und interpretiert zu werden. Ein Schriftsteller ist ein Medium. Man merkt, dass Sie so etwas noch nie gemacht haben. Kennen Sie Georg Christoph Lichtenberg?“ frage ich in dem guten Wissen, das er beiden bekannt ist. „Der hat das wunderbar auf den Punkt gebracht. Er schrieb nämlich: ‚Vielleicht sollte man nicht sagen: Ich denke, sondern es denkt. So wie man sagt: Es blitzt.‘ Brillanter Spruch, nicht wahr? Und deshalb, genau deshalb bin ich überzeugt, dass man sich einem literarischen Kunstwerk niemals, nein, nie, nie, nie, über die Biographie des Künstlers nähern darf. Denn er ist nur das Medium. Und das ist der Grund, weshalb ich Ihnen – so leid es mir tut – keine Informationen zu meiner Person geben werde. Verstehen Sie das?“

      Fallensteller und Merowinger schauen sich ratlos an, dann mich.

      „Guter Mann“, zögert Fallensteller und hebt die Hand, um dann unschlüssig in dieser Haltung zu verharren, bevor er schleppend, nach Worten suchend, fortfährt: „Das war nicht das, worauf wir hinauswollten. Was ich meinte, beziehungsweise, was wir wissen wollten... Gibt es nicht einen anderen künstlerischen Zweig, in dem Sie sich selbstverwirklichen können?“

      „Wir verstehen ja, dass Sie zu sich selbst finden wollen“, unterbricht Merowinger, „dass Sie ihre Mitte suchen. Ich persönlich finde so was ja auch gut, gerade in der Musik...“

      „Selbstverwirklichen?!“ platzt es aus mir heraus, und Merowinger versucht vergeblich, ein Stück zurückzuweichen. „Sie glauben, Sie meinen ernsthaft, ich wollte, also nur so zur Selbstverwirklichung? In mich gekehrt, weltfremd, blöde auf mich fixiert? Um auszuloten, wer ich bin... Selbsterfahrung, meinen Sie das? Das wollen Sie sagen, nicht wahr? Sprechen Sie von egomanischer Versenkung im Ich? Sagen Sie’s klar heraus, sprechen Sie frei weg! Selbstverwirklichung... ich bin offen für Kritik!! Mir kann man so etwas sagen!“ brülle ich die Beiden an und vertippe mich mehrmals.

      „Beruhigen Sie sich doch“, stottert Merowinger, den mein Ausbruch aus der Fassung bringt. „So hat der Dr. Fallensteller das nicht gemeint. Sie haben ja ihre Mitte, Sie stehen ja senkrecht in sich. Das sieht doch jeder. Nein, Sie sind ja ganz Sie selbst, aber ja! Bitte entschuldigen Sie dem Dr. Fallensteller diesen Lapsus. Selbstverwirklichung, nein, darum geht es nicht.“

      Fallensteller lugt besserwisserisch über den Rand seiner Lesebrille.

      „Sagen Sie“, fragt er schließlich, „was wollen Sie denn dann mit ihrer Geschichte über einen Schriftsteller, Ende Vierzig, frisch verlassen und so weiter. Was wollen Sie denn mit so einer Geschichte erreichen? Und vor allem wen? Und“, fügt er sanft und leise hinzu, „wie geht es eigentlich Ihrer Frau?“

      Und er steht da und lächelt und...

      „Was meine Frau macht, das geht Sie einen feuchten Kehricht an! Meiner Frau geht es wunderbar, der geht es phantastisch! Meine Frau wohnt auch noch bei mir. Grinsen Sie nicht so dämlich! Wir lieben uns, Sie! – und ich will mich nicht selbstverwirklichen, verdammt nochmal. Meine Kunst, mein Werk... also, ich muss... Ich meine, ich will... Ich möchte, dass die Welt...“

      An dieser Stelle sterben Fallensteller und Merowinger vor Lachen, kurz bevor ich sie erschlagen kann. Das bleibt diesen Schweinen also erspart.

      Post ist keine gekommen, der Kühlschrank ist leer. Ich gehe einkaufen.

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