Kapitel 2 - Denn Schmueh macht Kohle
Und unermüdlich kämpfte er sich durch Gestein das felsig war und voll mit Sand und tausend Quarzen. Als Direktor seiner Firma war er zugleich auch Manager der Asche. Schon lange gab es keine Mitbewerber mehr, er hatte Freund und Feind weit hinter sich gelassen und alle Stäube locker in den Wind geschlagen.
Arbeiten! Arbeiten! Arbeiten!
Denn Schmueh, Schmueh macht Kohle!
Man hüte sich vor den Schatten seiner Haut!
In seiner abstrusen Einsamkeit suchte er sich oft entlegene Stellen wie Friedhöfe und ähnliches, hier eher ähnliches, mit mürbem Höhlencharakter, wo er seinen Durst löschen konnte. Dann fand er den zermarterten Schädelknochen eines Dinosauriers in einem dunklen Loch, der in einer unnatürlichen Haltung gebogen dalag, wovon er praktisch den Zeitpunkt der letzten großen Eisschmelze ableiten konnte. Der Impuls war zu stark, sein ganz persönlicher Anspruch an sich selbst, seiner Neugierde nachzugeben. Und so sah er das winzige, rötliche, faserige Knäuel. Das, was aus dem Sand herausragte, war zweifellos ein Finger eines Individuums, ihm fehlten die Argumente. Er machte nun einen radikalen Einschlag, allein, vor ihm lag da ein verschütteter Stollen. Doch bevor er seinen Status verlor, war er vom Lockruf der Tiefe gepackt. Der Schacht war zum Absiedeln.
Auf, daß Sie folgen möchten!
Saus oder Braus, das war hier doch wohl die Frage! Das war ja nichts Neues. Ein virtuoses Gluckern ließ ihn aufhorchen, dann fuhr ein Schreck in sein kognitives Bewußtsein und lautes Krachen zwischen sich und der Konstruktion, wo er derzeit wohnte. Der Zwerg grollte an den feuchten Füßen, die allernatürlichste Blässe stand ihm im Gesicht verschrieben.
Schon drang ein beißender Gestank durch die Kanäle, uralter Kot von den anorganischen Resten herausgefiltert, ein Zeugnis der Evolution und unsympathisches Wunder. In seiner Erinnerung hauste eine Gestalt und er war sehr begierig darauf zu erfahren, was es mit ihr auf sich hatte. Dazu brauchte er eine riesige Menge an Lampen. Er benutzte dazu die Kräfte der Hebelwirkung. Hierzu diente ihm sein langes Rohr, das er um des lieben Friedens willen ständig mit sich trug. Verflixtes Geröll aber auch! Er klopfte seine leere Hülle aus bis hin zum Knorpel sieben und er dachte an das erkorene Röschen am Rande des Lochs, sehr nah am Gefrierpunkt.
Und wer diebig kommt, der verliert.
Das hatte er schon am eigenen Leibe erlebt, den aggressiven Abrieb an den klammen Moosen, die schonungslose nahe Finsternis der stillgelegten Zechen. Es hielt sie im Schacht. Er hatte das konkrete, aber unbestimmte Gefühl, daß er beobachtet wurde.
Einst hatte sich einer leichtfertig über seinen Schatz geäußert. So ein läppisches Bißchen, hatte er gemeint, ehe ihn was in die Lippe biß und war daraufhin ein bißchen spurenlos verschwunden. Die ihn seitdem belauschten, er hätte schon gerne geantwortet. Aber bei dem interstellaren Aspekt? Die rissigen Schrunden seiner Hände hinter die immerwährende Rampe verschanzt, er war darin ein geübter Tausendsassa, kippte er den ersten Karren in den Dreck und das Ergebnis seiner Analyse war opalisierendes Gewebe. Aber ein fieser Wutanfall begleitete diese Entdeckung.
Vielleicht sollte er eine Weile untertauchen in die Erdwärme, auch für ihn war es gänzlich unerforschtes Gebiet. Und er hieb an zur Rettung. Eine Kiste Lava und eine Ladung Schlingen für gut und sicher verpackt. Die Lake die er vergoß, die stechenden Gase waren ein hohes Risiko. In seiner Vorstellung sah er schon die zündende Idee, stieß an einen der sinister lackierten Pfosten zum Aussuchen und nutzte instinktiv den Augenblick für ein metallisches Klicken. Dort wo der Kanarienvogel meistens saß, wo der Hauptgang abknickte, rieselte es puren Goldstaub.
Oberirdisch tobte ein Orkan und selbst wenn er den Bolzen festhielt zitterte die Erde beträchtlich. Und der verzehrte nur die flüssigen Teile im Kreislauf. Der, der bis zu den Hüften im Morast versank, literweise sprudelte das Erdöl, das Leck in der Leitung hatte die Ausmaße einer Kleinstadt, hinter seiner grinsenden Fassade sind sie sich einig. So ein Terrakotta Käsehoch, ein Faksimile uralter Zeiten, original unterschwellig und kroch doch schon auf dem Zahnfleisch. Er beobachtete von außen das Rinnsal und hatte sich eine Flasche rationalisiert buntes Wasser geschöpft. Und seine rationalen Ausführungen suchten seinesgleichen, der die verflixte Schlaufe in seiner Konfusion sah, aber mit großer Wucht war sein Problem gelöst.
Er war immerhin der König der Gichtzwerge, an dessen Image nicht gekratzt werden durfte, er wäre damit gesellschaftlich ruiniert. Sie hätten doch glatt seinen Geigerzähler gefressen, hätte er ihn nicht schon verschleudert. Abseitig schwebt der Knecht und saust, sein zufriedenes Grinsen, und stichelte stundenlang und mußte nur durchhalten. Und wenn das sein Motiv war, dann viel Vergnügen mit dem Nitroglyzerin.
Dynamische Wutschreie, Vulgarität ritualisiert.
Sie sagten die Frechheit so harsch, daß er vor Zorn fast den Fahrstuhl nahm.
Ein geschundenes Pferd in einer Kutsche ohne Hengst, das sich schadlos halten konnte.
Er hatte genug Kapital gesammelt, hatte herausfiltriert, was er unter glamourösem Leben verstand. Ein Bißchen für die hilfsbereiten Ameisen übrig lassen, was ein gebräuchlicher Kunstton war. Irgendwo krochen Skorpione aus Mumien, schon in Frage gestellt. Irgendwo sproß ein Sproß des Wahnsinns spontan aus der festlichen Pfanne. Und kunstvoller angelehnt, die wertvollen Mineralien im Gurt, endlich seine Füße ausstrecken, sowie den Rückschluß zu höflichem Saatgut, Schmueh! Sein unverkäufliches Parfüm aus Knollenblätterpilzen in aphrodisischen Höhlenfrüchten gekocht, mit seiner zuverlässig toxischen Wirksamkeit, stimmte ihn sofort heiter.
In seiner Schlafmulde lag der gefürchtete Matschfraß so nah wie nie. Es war der Apostel Wurmkönig, ein properes Fossil. Er hatte lange nicht gewußt, daß da Echsen hausen und hatte nicht damit gerechnet, daß er plötzlich zum Reptilienhasser wurde. Das Aas stieß in sein purpurnes Horn und putzte sich aus der Konserve und schlüpfte aus dem Trikot, als ihm das Mobile entweicht. Die Reste ließ er von der Phosphorsäure fressen, die ihm seine aggressive Tante Esther einst geschenkt hatte. Die monologisierte jeweils wie ein Schlot, weil sie seit längerem seine Postkarte erwartete mit so putzigen Flitterchen, eine Komposition an der Silberquelle nach der anderen. Und sie verschmähte die zahlreichen Heiligen die auch er nicht kannte.
Der schnellfüßige Gnom konzentrierte sich nun auf das Allerwerteste, als er, in ein schwaches Licht getaucht, die gewaltige Druse sah, in kryptonischen Fels gebacken. Er mußte sein Taschentuch verknoten und an den russigen Wangen reiben. Faustgroßer Karfunkel, eine erstaunliche Ausbeute!
Er hatte so ein historisches Gefühl, als ob ihn Lachgas überströmte. Da war ein oberflächlich rätselhaftes Glühen und er stieß auf die Spur irisierender Süßschnecken, schnittige Häppchen, sah die Nistplätze der unverzehrbaren Vitriolpelze, die furchtbarsten Nager, lausiger noch. Und er roch schon das Magma von der untersten Ebene. Er ließ nun das Tau vorsichtig sinken.
Der rigoros häßliche Klotz, der im Weg lag, hier mußte er auf jeden Fall weg. Die Loren im Lande der Schlabbergemmen aber waren nicht bekannt für ihre Kontaktscheu.
Er hatte also beschlossen, die Fumarolen weitläufig zu umgehen.
In der angrenzenden Tropfsteinhöhle wohnten die gefräßigen Moschuspickelflauten, denen man sich selten gerne anschloß, wenn sie zum Schlittenfahren vorbeikommen. Ein richtig