Caritas. Karl Schönherr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Schönherr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847680390
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in das Gras, lautlos in den Boden hinein.

      Im kleinen Klosterkirchel liegt die junge Schwester aufgebahrt, der schmucklose Sarg nach Ordensbrauch auf ebener Erde, der Deckel offen. Sie ruht im blühweißen Ordenskleid, an dem Kopfschleier ein kleines Myrtensträußchen (sie war ja Christi Braut) und um die zarten Finger den Rosenkranz gewunden; im Tode noch jung und schön.

      Die Leute aus der Umgebung kamen scharenweise zum Weihbrunngeben.

      Da sagte die Mutter zum Klosterknecht: »Jakob, ich will auch hinauf in das Kirchl, will sie sehen, du mußt mich begleiten!«

      Darauf meinte der Knecht:

      »Warum denn nicht, ich geh schon mit!« Und ging mit der Mutter.

      Es begegneten der Mutter auf dem schmalen Wege zur Klosterkirche genug Leute; die wichen ihr zu beiden Seiten aus und drängten sich an die Mauer, um ihr den Weg freizulassen. Als die Mutter in die dämmerige Kirche trat, stießen die Besucher einander mit den Ellbogen an, beendigten rasch ihre Gebete und drückten sich scheu zur Kirchtür hinaus. So neugierig und fürwitzig sonst Kirchenleute sind, es gelüstete niemand danach, diese Mutter mit ihrem Kinde zu belauschen.

      Die Mutter trat auf den Sarg zu und rechtfertigte ihr spätes Kommen:

      »Ich wär schon früher kommen, aber sie haben mich nicht hineingelassen!«

      Die Worte hallten in der leeren Kirche wider, aus den heiligen Nischen heraus, von der Decke herab, hinter dem Hochaltar hervor, aus jedem Winkel der Kirche schrie es und klagte die Menschen an: »Nicht hineingelassen!«

      So daß selbst der Klosterknecht, verwundert den Kopf schüttelnd, meinte:

      »Sapperament, das hätt ich nie glaubt, daß das kleine Kirchel da ein fünffaches Echo hat!«

      Die Mutter sagte kein Wörtlein weiter, sie starrte nur eine lange Weile auf die Tote hin. Wer könnte beschreiben, was ihr da durch den Kopf ging? Endlich zupfte sie den Klosterknecht am Joppenärmel :

      »Jakob, meinst, ist sie wohl wirklich tot?«

      »Warum soll sie denn nicht tot sein«, gab der Knecht zur Antwort und stierte verständnislos die Mutter an.

      Nach einem Weilchen zupfte ihn die Mutter wieder:

      »Jakob, sie zuckt mit dem Augenlid! Jetzt wieder!«

      Der Knecht sah eine Weile scharf auf die Tote hin, dann sagte er:

      »Da zuckt nix, da kann die Frau Mutter ganz ruhig sein!«

      Der Knecht sah recht, aber die Mutter wollte es sich nicht nehmen lassen, daß noch Leben in ihrem Kinde sei. Da nahm der Knecht die verwitterte Flaumfeder von seinem alten Filzhut und hielt sie der Toten ganz nahe vor Mund und Nase hin:

      »Frau Mutter, wenn nur ein Fünkel Atem drin war, dann müßt sich doch eins von den vielen kleinwinzigen Flaumflinserln rühren!«

      Die Mutter beugte sich ganz über die Tote hin, hielt den Atem ein und sah nach der Flaumfeder. Nach einer Weile sagte sie:

      »Kein Flimmer rührt sich!« Und erhob sich langsam vom Boden.

      »Na also«, brummte der Knecht und steckte sich die Flaumfeder wieder auf den Hut.

      Die Mutter sagte kein Wort mehr und wandte sich zum Gehen. Ihre Augen blieben trocken. Sie konnte nicht weinen; da wäre ihr leichter gewesen.

      Vor der Kirche standen viele Leute beisammen, die sahen alle mit Erbarmen Gottes Schwiegermutter nach, wie sie so dahinschritt. Das eine und andere sagte auch halblaut, daß es die Mutter hören konnte: »Arme Mutter!«

      Aber die Mutter wollte das Erbarmen der Leute nicht. Sie biß die Zähne fest aufeinander, ging mitten durch sie durch und ließ ihr Elend nicht merken, denn es dünkte sie viel zu groß für das Erbarmen der Leute.

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