Professor Klapperzahn. Mattia Berend. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mattia Berend
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783738070088
Скачать книгу
bunte Lämpchen waren, die auch noch leuchteten, funkelten und blinkten. Außerdem wurde ein seltsam glänzender Tisch ins Haus getragen. Er bestand komplett aus Metall, und an ihm hing ein langes Stromkabel mit Stecker, welches die Männer einfach hinter sich herzogen. Zum Schluß folgten noch einige Gegenstände, die die Kinder nicht erkennen konnten, und einige normale Möbel. Als die Männer fertig waren und der Umzugswagen abfuhr, war es bereits früher Abend geworden. Der Reinigungsservice verschwand ebenfalls kurz darauf. „Thadeus, was meinst du? Wollen wir uns nachher noch mal in den Dschungel schleichen?“ „Antonia!“, antwortete Thadeus entrüstet. „Das dürfen wir doch nicht! Jetzt, wo dort wieder jemand wohnt.“ Aber ein wenig reizte ihn Antonias Idee schon. „Ach, was soll’s. Wir können uns ja im Schuppen verstecken.“ Sie gingen ins Haus zurück, weil das Abendessen fertig war und ihre Mutter sie gerufen hatte. Nach dem Essen, das sie ziemlich hastig verschlungen hatten, fragten sie, ob sie noch eine Runde durch die Siedlung drehen dürften. „Aber bleibt nicht zu lange“, entgegnete Mutter, die gerade an der Spüle stand. „Morgen ist wieder Schule, und ihr müsst früh...“ Weiter kam sie nicht. Sie hörte nur noch Stühle scharren und die Haustür knallen, und schon waren die Kinder verschwunden. Sie wunderte sich, zuckte mit den Schultern und begann, den Tisch abzuräumen.

      Der Professor

      Es dämmerte bereits. Antonia und Thadeus rannten über die Straße (natürlich achteten sie auf Autos, wie ihre Eltern ihnen das immer wieder gesagt hatten, obwohl hier eigentlich selten Autos vorbeifuhren), gelangten auf den Fußweg und schlüpften durch die Zaunlücke in den Dschungel. Leise schlichen sie in den Geräteschuppen. Langsam erhob sich Thadeus zum kleinen, fast überwucherten Schuppenfenster, und sah auf die Rückseite des Hauses. Die Hintertür des Hauses war geschlossen. Durch ein halb geöffnetes Fenster drang ein wenig Lichtschein. „Und? Kannst du etwas erkennen?“, fragte Antonia. „Nein, nichts. Nur ein wenig Licht. Wir sollten wieder verschwinden.“ Aber das wollte Antonia noch nicht. „Lass mich auch mal gucken!“ Sie erhob sich ebenfalls und schaute heraus. „Wirklich nichts zu sehen. Langweilig. Wir sollten wieder verschwinden.“ Thadeus sah sie etwas irritiert an. „Habe ich doch gerade gesagt!“ Er drehte den Kopf gerade wieder zum Haus, als auf einmal etwas geschah: Hinter dem schwach beleuchteten Fenster sah er einen roten Blitz, darauf folgte ein dumpfer Knall. Dann passierte für einen kurzen Augenblick nichts weiter. Plötzlich öffnete sich die Hintertür heftig, Rauch quoll heraus und stieg zum Himmel. Und dann stürzte eine Gestalt heraus, wild röchelnd und hustend. Zuerst war sie im Rauch kaum zu erkennen, aber als sie sich dem Geräteschuppen näherte, erkannten sie einen stoppelbärtigen Mann. Er hatte nur eine Schlabberhose und ein Unterhemd an, und er war barfuß. Er hatte lange graue Haare, die wie die Stacheln eines Igels abstanden. Bei jedem Husten kam ein kleines Rauchwölkchen aus seinem Mund. Beim letzten Husten, es war der heftigste, flog ihm sein künstliches Gebiss im hohen Bogen aus dem Mund und landete im Gras. Er hob es auf, betrachtete es, pustete es ab und - steckte es sich wieder in den Mund. Als er wieder etwas besser atmen konnte, sagte er mit einer komisch rasselnden Stimme: „Verflixt und zugenäht. Was habe ich bloß falsch gemacht? Ich muß das dringend noch mal prüfen. Verflixt und zugenäht!“ Aus dem Hintereingang kam kaum noch Rauch. Der Mann schaute kurz zum Geräteschuppen, drehte sich um und ging zurück ins Haus. Knarrend schloss sich die Tür, und es wurde ganz still. Thadeus und Antonia standen da. Mit riesengroßen Augen und weit aufgerissenen Mündern. Als sie endlich begriffen, was sie da gerade gesehen hatten, meinte Thadeus: „Bestimmt kommt gleich die Feuerwehr. Ich würde sagen…“ Antonia unterbrach ihn: „Ja, nichts wie weg!“ Leise schlichen sie aus dem Schuppen und durch den Dschungel zum Zaun. Dann rannten sie mit fliegenden Beinen so schnell, wie sie konnten, nach Hause. Sie stellten sich vor die Garage und warteten mit pochenden Herzen auf das, was wohl jetzt geschehen müsste. Aber es passierte - nichts. Aus dem Haus gegenüber schlugen keine Flammen. Auch Rauch war nicht zu sehen. Und auf die Feuerwehrsirene warteten sie vergeblich. „Sollen wir das Mama erzählen?“, fragte Antonia. Thadeus überlegte. „Besser nicht. Es ist ja nichts passiert.“ „Was ist dem Mann aus dem Mund geflogen?“ „Das waren künstliche Zähne“, sagte Thadeus. „Ein Gebiss. Ich kenne das von der Oma von einem aus meiner Klasse. Ihr ist vor der Schule auch mal das Gebiss rausgefallen. Hattest du Angst?“ „Ein wenig“, antwortete Antonia, „aber ein bisschen lustig fand ich es schon.“ „Ich auch. Wollen wir morgen nach dem Abendessen wieder rüber?“ „Na klar!“, rief Antonia begeistert. Dann gingen sie ins Haus. Ihre Mutter sah sie an. „Ist etwas passiert?“, fragte sie. „Ihr seht so aufgeregt aus.“ „Nee nee, alles in Ordnung“, antworteten die Kinder, liefen in ihr gemeinsames Zimmer und machten sich bettfertig.

      Am nächsten Abend schlichen sie sich wieder in den Geräteschuppen und beobachteten durch das kleine Fenster das Haus des Mannes mit den Igelhaaren. Nachdem einige Zeit vergangen war, wurde ihnen langweilig. Sie setzten sich auf den Sandboden. Thadeus kratzte gerade wieder mit der Leiste irgendetwas in den Sand, als sie das Knarren der Hintertür hörten. Langsam erhoben sie sich und sahen heraus. In der Hintertür des Hauses stand der Mann von gestern. In den Händen hielt er ein Tablett mit drei dampfenden Bechern. „Der kriegt bestimmt Besuch“, murmelte Thadeus leise. Der Mann ging los und näherte sich langsam dem Geräteschuppen. „Oh oh“, flüsterte Antonia. Dann konnten sie ihn nicht mehr sehen, weil er um den Schuppen herumging. Aber sie hörten seine Schritte. Schnell setzten sich die beiden wieder auf den Boden. Sie zitterten ein wenig. Die Schritte näherten sich dem Eingang zum Schuppen, und dann stand da plötzlich dieser Mann. „Sucht ihr mich? Da bin ich. Ich bin Professor Lehmann, und ich habe Kakao mitgebracht.“ Und dann lachte er mit einer rasselnden Stimme laut los. Antonia und Thadeus schauten ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Ihre Münder waren fest zugekniffen. Sie hatten Angst. „Ihr müsst keine Angst vor mir haben“, sagte der Mann. „Wir sind ja jetzt Nachbarn. Ihr seid doch die beiden Kinder von gegenüber?“ Thadeus, der sich als erster ein wenig von diesem Schreck erholte, stotterte: „Ja, das das sind wir. Wir haben - haben nichts gemacht. Wir - wir spielen nur. Wir müssen jetzt nach Hause.“ „Wollt ihr keinen Kakao?“, fragte der Mann. „Den habe ich extra für euch gemacht. Extra süß. Habt ihr auch Namen?“ „Ich bin Thadeus. Das ist meine Schwester Antonia.“ Thadeus zeigte mit dem Finger auf sie. „Und Kakao wollen wir nicht. Von Fremden sollen wir nichts annehmen.“ „Auch nicht von Nachbarn?“, fragte der Mann. „Ihr könnt ja eure Eltern fragen. Ich warte solange hier.“ Antonia und Thadeus standen auf und rannten los. Diesmal schlichen sie sich nicht aus dem Dschungel, diesmal rannten sie, als ob sie von einem Gespenst verfolgt würden.

      Als sie zuhause ankamen, erzählten sie ihrer Mutter, die gerade bügelte, ganz aufgeregt, was sie soeben erlebt hatten. Aber Mutter schien kein bisschen verwundert oder böse zu sein. Stattdessen lächelte sie! „Geht ruhig. Den Kakao dürft ihr annehmen. Ich habe den Professor schon kennengelernt, als ihr in der Schule wart. Geht ruhig, bevor der Kakao kalt wird.“ Und dann lachte sie leise und drehte sich zum Bügelbrett um. Thadeus und Antonia schauten sich mit großen Augen an. „Zurück in den Dschungel?“, fragte er. Sie überlegte nur kurz. „Zurück in den Dschungel!“, antwortete sie mutig. Sie rannten los. Als sie im Geräteschuppen ankamen, sahen sie den Professor auf dem Boden sitzen. In den Händen hielt er einen Becher mit Kakao. Die anderen beiden Becher befanden sich noch auf dem Tablett auf dem Boden. „Greift zu! Noch ist er einigermaßen heiß.“ Die Kinder näherten sich. Jedes nahm sich einen Becher und sie setzten sich ebenfalls hin. Sie tranken einen Schluck Kakao und sahen den Professor an. „Na, wie ist er? Also mir ist er ein wenig zu süß.“ „Lecker“, erwiderte Antonia und Thadeus nickte. „Ist ja richtig gemütlich hier“, sagte der Professor, „noch ein Tisch und ein paar Stühle, und man könnte hier wohnen.“ Er stand auf und schaute durch das kleine Fenster zu seinem Haus. „Seid ihr oft hier?“ „Ja“, antwortete Thadeus, „wenn uns langweilig ist, spielen wir im Dschungel und auch hier im Schuppen.“ „Dschungel?“ Der Professor drehte sich zu ihnen um und schaute sie fragend an. Thadeus erklärte: „Ihr Garten. Der ist so verwildert, dass wir ihn so nennen.“ „Hmm“, machte der Mann. „Eigentlich möchte ich den mal richtig aufräumen, und der alte Schuppen soll eigentlich abgerissen werden. Aber dann habt ihr ja hier nichts mehr zum Spielen. Hmm. Ich werde noch mal darüber nachdenken. Gestern Abend wart ihr auch hier, nicht wahr?“ Die Kinder schluckten vor Schreck. Woher wusste er das? „Ich glaubte,