Stockwerk zum Himmel. Luzi van Gisteren. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Luzi van Gisteren
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738002065
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      Luzi van Gisteren

      Stockwerk zum Himmel

      und weitere Weihnachtsgeschichten

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       Annes Weihnachtswunder

       Luzis Lebkuchenpferde

       Stockwerk zum Himmel

       Himmlische Mini-Stollen

       Knecht Ruprecht

       Prinz Orange (Zum Vorlesen)

       Klingeling

       Luzis Kartengrüße

       Luzis liebstes Weihnachtslied

       Danke und Bildnachweis

       Impressum neobooks

      Vorwort

      Der Advent – stille Zeit und Zeit, sich zu freuen: Zeit der Lichter, der Muße und Zeit einer ganz besonderen Hingabe.

      Für viele ist dies leider nur eine Wunschvorstellung: Die Wochen rennen, die Geschenke wollen samstäglich gut ausgesucht werden und höchstens beim Anstehen am Glühweinstand hat man eine kurze Verschnaufpause.

      Ich wünsche Ihnen möglichst viele stressfreie Stunden – Zeit zur Ruhe zu kommen, Zeit zum Genießen und zur Freude; eben eine Zeit, wie manch einer sie als Kind erlebt haben mag: Eine Zeit, in der der Bratapfel im Ofen brutzelt und in welcher der Duft nach Tannennadeln, Zimt und Orangen die Sinne beflügelt. Mögen Ihre kindlichen Sinne mit diesen kleinen Adventsgeschichten geweckt werden:

      Lehnen Sie sich zurück und machen Sie es sich gemütlich. Und wer weiß? Vielleicht begegnet Ihnen demnächst der kleine Prinz Orange sogar höchstpersönlich?

      Eine unbeschwerte Adventszeit, ein wundervolles Weihnachtsfest sowie einen guten Jahreswechsel in ein friedvolles neues Jahr – das wünsche ich jedem von uns!

      

       Ganz herzlich,

       Luzi van Gisteren

      Annes Weihnachtswunder

      Weihnachten stand vor der Tür. Anne fühlte sich an ihrem ersten Urlaubstag regelrecht reif für die Insel. Martin war vor Kurzem ausgezogen und hatte sie mit den zwei Jungs in der längst noch nicht abbezahlten Doppelhaushälfte alleine gelassen. Um zu Hause wenigstens einen Hauch von unbeschwerter heiler Welt zu erhalten, hatte sie ein paar Ecken darin mehr oder minder lustlos weihnachtlich dekoriert. Auch ihre frühere Leidenschaft für die Weihnachtsbäckerei und ihr Sinn für hübsche Geschenke waren seit der Trennung von ihrem Mann spurlos erloschen.

      „Ich hab Papa mit Manu vor dem Blumengeschäft schmusen gesehen“, hatte ihr Kleiner neulich nach der Schule aufgebracht erzählt. Es war Zeit, dass Martin und sie nach den Feiertagen mit den Kindern reinen Tisch machten.

      Ob wohl die Anwältin in der Zwischenzeit zurückgerufen hatte? Anne zog den Zündschlüssel ab und seufzte tief. Sie hatte ein paar Einkäufe erledigt. Was sollte sie mit diesem angebrochenen Vormittag anfangen? Die Sonne schien, Tauwetter hatte eingesetzt und das bisschen, das es am Wochenende in ihrem südbadischen Dörfchen runtergeschneit hatte, war längst geschmolzen.

      Die Insel, nach der sie sich sehnte, schien in unerreichbarer Ferne. Anne schlüpfte in ihre Joggingschuhe und lief Richtung Weinberge. Sie hatte das Rauchen wieder angefangen und schon bevor sie den ersten Hügel erreicht hatte, prustete sie wie eine ausrangierte Dampflock. Anne blieb stehen und schloss die Augen.

      Es war so warm, sie konnte kaum glauben, dass schon in vier Tagen Heiligabend war. Das Tal zu ihren Füßen war von einem blassen Schleier umhüllt. Anne ließ ihren Blick über die malerische Landschaft gleiten, erst jetzt konnte sie die Anspannung der vergangenen Wochen spüren. Ihr Nacken schmerzte und sie ließ ihren Kopf von rechts nach links gleiten, um die verkrampften Muskeln zu lockern.

      Da blitzte etwas am Himmel. Hatte sie Halluzination oder war da gerade eine Sternschnuppe zu sehen gewesen? Unmöglich – ihre Nerven lagen einfach blank. Leicht verwirrt begann Anne erneut zu laufen, als sie eine fremde Stimme vernahm: „Eiiiiiia…. isse aberr eute nix eine Glanse-Leistung, eeehh?“

      Anne zuckte wie vom Blitz getroffen. Ein südländisch wirkender etwa 40-jähriger Mann mit Dreitagebart und Ohrring grinste sie leutselig an. „Ent-suldigunge, wolle diche nix ersecke“, grinste er. „Sie duzen wohl jeden?“ Herrje, was, wenn der sie jetzt ausrauben und verschleppen würde – Anne schloss den Reißverschluss ihrer Steppjacke. „Du brauche keine Angste vor mire zu abe“, sprach der etwas ungepflegte Fremde mit seinem komischen Akzent.

      Oweia, ein Psychopath. Anne spürte wie ihr das Blut in den Kopf schoss, ihr Puls erhöhte sich um ein Vielfaches und sie begann, sich selbst Mut zuzusprechen: Ruhig bleiben. Jetzt nur ganz ruhig bleiben. „I-che eiße Angelo.“ Der Verrückte hatte einen ausgeprägten Silberblick. „Ich heiße Anne.“ „Certamente! Ich weiß….binne ja schließe-lich deine Schutz-hengel…“, antwortete der Fremde und lachte.

      Er zog ein Tütchen Tabak aus seinem abgewetzten Parka und begann pfeifend, sich eine Zigarette zu drehen. „Seit wann rauchen Engel eigentlich?“, fragte Anne. Ihre Freundin Astrid hatte zwei Semester Psychologie studiert und ihr einmal erzählt, dass man geistig Verwirrte im Zweifelsfall in ihrer Welt belassen sollte. „Iche rau-kke nurrrr, wenn iche bin inne…wie sagt man…inne Stress.“ „Aha.“ „Ja, gibt viel zu tun füre eine Schutz-hengel, besonders vor Weihnachte“, erklärte er eifrig. Anne drehte sich unauffällig um und überlegte, welchen Fluchtweg sie wohl am besten wählen würde.

      „Setze dich doch!“ Angelo deutete auf die muffige Decke, die er aus seinem prall gepackten Rucksack zog und nun im Gras ausbreitete. Sie würde den Teufel tun, als sich neben einen Verrückten zu setzen, der sich als viel beschäftigter Engel ausgab. „Danke nein, ich sitz ja den ganzen Tag im Labor.“ „Aber nur, wenn du niche selber in die Raukerkeller paffst!“ Woher kannte dieser Stalker den Raucherkeller des Labors? Der war mehr als inoffiziell und eigentlich total verboten. War das ein Bekannter von Astrid? Ihre Kollegin und Freundin unternahm seit Jahren Singlereisen ans Mittelmeer.

      „Musse