Traumwelten. Thomas Hoyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Hoyer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741827112
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aus ihren Augen!

      „Ich sehe, dass Du verstehst!“, sagte der Kleine Schatz, während er seinen Arm um Gongina legte, weil es den Schmerz, hervorgerufen durch die Erinnerung, spüren konnte.

      „Nichts bleibt, wie es zu sein scheint, alles ändert sich, wenn es seinem Wesen nach auch immer bleibt, was es ist. Manchmal müssen wir einfach weglaufen, weil die Macht und Kraft dessen, was uns zu verfolgen scheint, größer zu sein scheint, als das, was wir ihm entgegenzusetzen haben. Wir finden die Grenze in dem Moment, wo Weglaufen kein Weg mehr ist. Die Blickrichtung ändert sich in dem Moment, wo wir uns umdrehen, innerlich oder äußerlich, um in die Richtung Vergangenheit zu laufen, die einst in umgekehrter Richtung, die Zukunft für uns war. In diesem Moment laufen wir nicht mehr weg, laufen in der Vergangenheit zurück in die Zukunft, und stehen ein, für das, für das wir leben; und mag die Kraft noch so groß sein, die uns innerlich oder äußerlich zu verfolgen scheint, ab diesem Moment weiß sie, dass eine gleichgroße Kraft auf sie zukommt! Feinde sind Freunde, die nicht bereit sind, das zuzugeben!“

      Dann schaute der Kleine Schatz in die Dunkelheit, so, als suche es nach Worten, die das erklären würden, was es zu sagen hatte.

      „Ich bin wie Du ein Kind, will nur spielen, Freude erleben und mich in dieser Freude verschenken. Das Glück der Einfachheit fließt durch meine Adern! Ich bin zurückgekommen, weil ich so, wie ich bin, nicht mehr weiterkomme! Argamon greift um sich, bindet alles an sich und macht mich zu einem Außenseiter. Dabei will ich doch Dabeisein! Der Weg nach Arabesi ist weit, und ich musste warten, bis Du soweit bist, um mit mir zu gehen! Du bist vor dem weggelaufen, was Dir erzählt werden sollte, wobei Du schon wusstest, was auf Dich zukommt. Deshalb bin ich hier, um gemeinsam mit Dir an das Ende der Geschichte zu gehen. Gemeinsam gehen wir nach Arabesi, erfüllen, was uns beiden vorbestimmt ist und gehen aus dem als Freunde hervor, die gewillt und gewappnet sind, um Argamon entgegen zu treten.“

      „Wer ist dieser Argamon, und was will er?“, wollte Gongina wissen.

      „Argamon ist der „Schlaf“, ist die „Dunkelheit“. Er tritt auf als Bewusstsein, als Offenheit und Ehrlichkeit, tritt auf als Freund und liegt als Bettler am Straßenrand. Er lässt Dich glauben, zu wissen, während Du weniger weißt, als vor dem Moment, wo er Dir das gab, was Du Wissen nennst. Er darf nichts anfassen, darf es nicht begreifen, und doch ist er wie eine Spinne, die ihr Opfer, einmal ins Netz gegangen, einspinnt und fesselt. Er macht aus jedem ehrlichen Gedanken das Gegenteil, macht aus dem Ideal eine Realität, die Dich immer weiter hineinzieht in seinen Bau! Und während Du selbst glaubst, in Deine Freiheit und Individualität zu gehen, gehst Du ihm mit offenen Armen und offenen Herzens direkt in seine Arme. Wenn Du als Freund in seinen Armen liegst, hast Du alles verloren, was Dich in dieses Leben gebracht hat; hast alles Wichtige unwichtig gemacht, bist innerlich schon gestorben, bevor Du wirklich gelebt hast! Und während Du Deine Träume und Dein Leben ihm geopfert hast, lässt seine Güte und Gnade Dich glauben, das Leben zu leben, für das Du geboren wurdest.“

      Gongina war verunsichert. Sie ahnte nur, dass die Geschichten nicht gelogen haben, konnte deren Wahrheit aber nicht ganz anerkennen, weil sie den Glauben an sich selbst noch nicht verloren hatte.

      „Wenn die Freude nicht mehr die Freude ist, für die ich lebe, und die ich lebe, um sie zu leben, dann weiß ich, dass Argamon mich auch gefangen genommen hat!“

      Jetzt erst begriff sie, was sie gesagt hatte, bevor sie weglief; begriff, dass Argamon tatsächlich schon da ist, ohne vorher begriffen zu haben, wie er ist.

      Grenofil geht in sich

      „Ich wusste es! Wusste, dass es geschehen würde, auch, wenn ich nicht glaubte, dass das, was geschehen muss, auch wirklich geschehen wird!“

      Grenofil war umgeben von seinen Freunden und seiner Familie, und fühlte sich doch einsam, weil Gongina fehlte. Er liebte dieses kleine Mädchen so sehr; hielt sie gedanklich in seinen Armen, um ihr die Nähe zu geben, nach der sie suchte.

      „Haben wir Dir nie gedient? Haben wir nie das getan, was Du uns sagtest?“, fühlte Grenofil die Gedanken in sich aufsteigen.

      Als er akzeptiert hatte, dass Gongina den Kreis gebrochen hatte, indem sie davon rannte, beendete er diesen Abend und die Geschichte.

      „Geht heim Freunde, findet den Schlaf, der euch zu suchen scheint, geht in die Ruhe, die immer für Euch da ist.“

      Die Ersten waren die Letzten, waren die Ersten, die einschliefen, und brauchten nun Zeit, um zu sich zu kommen. Die, die nicht begriffen, was Gongina sagte, dachten noch kurz nach, um dann dem Ruf des Baus folgten.

      Grenofil blieb allein auf dem Stein, so, wie der Stein allein blieb mit Grenofil! Er wusste nicht, was die Geschichte bewirken würde, noch, was das Heimbringen des Kleinen Schatzes mit sich brachte. Er sah einen Schüler, und fand eine Schülerin, fand ein Gespräch, dass er nun, da er allein war mit sich selbst, allein fortsetzte.

      „Du, der Du bist, und immer sein wirst! Der, der Du bist, weißt mehr als ich, der in Deinem Sein ist! Verzeih mir! Ich wollte immer bei Dir sein, Dir dienen und dem folgen, was Du mir gegeben hast. Ich schaue von innen her, während von außen das zu kommen scheint, was zu verändern meine Aufgabe wäre. Und schaue ich von außen auf all das, was ich überblicken kann, so kommt das, was mir als Gegenteil erscheint, direkt aus dem Inneren!“

      Und während er all das dachte, kam ein Gedanke über ihn, der eine Eiseskälte mitbrachte.

      „Gongina soll die sein, die ich suchen und finden soll? Sie scheint störrisch zu sein, braucht Erziehung, weil sie ihre Gefühle und Gedanken nicht im Griff hat. Wie sollte sie auch, da sie noch ein Kind ist! Ich sollte sie suchen gehen, sie heimbringen, und sie zu dem machen, was vorbestimmt zu sein scheint.“

      In diesem Moment hatte er nicht begriffen, dass Argamon zu ihm sprach! Er hatte seine Stimme nie gehört und fand nun, dass es seine eigene Stimme gewesen ist, die zu ihm sprach!

      Gongina und der Kleine Schatz fliehen

      „Hast Du das gespürt? Es fühlte sich an, als würde ein Licht ausgehen“, sagte Gongina voller Erstaunen zum Kleinen Schatz.

      „Er ist da! Wenn jemand das Gefühl hat, das ein Licht ausgeht, dann ist es für uns an der Zeit, zu gehen! Wir sollten uns beeilen!“, sagte der Kleine Schatz.

      „Ich kann nicht einfach so gehen, und, das weißt Du! Ich habe alle hier lieb, bin ein Teil ihrer Liebe, und kann nicht so einfach fortgehen!“

      „Glaubst Du wirklich, Du hättest die Wahl? Einst glaubte ich das auch! Bis ich das, was ich meinen Willen nenne, der Absicht übergeben habe. Der Wille selbst ist nicht frei, weil er direkt mit der Schöpferkraft der Absicht verbunden ist. Er untersteht damit dem Willen meiner Mutter! Und doch untersteht er auch dem Willen Argmons! Wie viele Bilder oder Gedanken uns durch den Kopf gehen, wir wissen es nicht. Aber beachtest Du sie, kümmerst Dich um sie, fütterst und hilfst ihnen, so sagen sie augenblicklich ihren Freunden und ihrer Familie Bescheid, dass sie gut angekommen sind und rufen alle zusammen, um nachzukommen! Erst nennst Du es einen Gedanken, bis Du von ihm besetzt bist. Dann nennst du ihn Überzeugung, der sich zum Glauben ausweitet. Es kommt dann die Zeit, wo Du alles das, was Du Dir zu denken erlaubst, in dem zu sehen glaubst, was Du die Außenwelt nennst. Wenn Du es dort siehst, kannst Du ruhig Deine Augen schließen, glauben, es sei fort, aber Du bist es selbst geworden! Es gibt bei den Menschenkindern einen Prinzen, der sein Reich verließ, um das, was er sah, das Leid, das Alter, den Kummer, den Tod, zu lindern und zu beseitigen. Bis er die „Leere“ erkannte, wurde er von Gedanken und Überzeugungen heimgesucht, die ihn quälten und zurückzuziehen versuchten. Aber er glaubte nicht an das, was sie ihm zu bieten hatten, bis der See seines Geistes glatt war, wie ein Spiegel. Er schaute hinein und sah sich und seine Schönheit, und wäre fast in den See gesprungen, weil niemand jemand anderen so lieb hat, wie sich selbst! Aber auch dieses Bild belächelte er nur, weil er sich an ein Bild aus seiner Kindheit erinnerte, dass anders als das aussah, als das, was er jetzt zu sehen glaubte. Dann sah er, was ist, und immer sein wird; ist zum Wesen vorgedrungen und wurde